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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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zurück, um Luft zu holen, und betrachtete die Anzeigen für Richtung und Geschwindigkeit auf dem GPS. Vielleicht konnte sie sich fünf Minuten ausruhen, ohne zu weit abzutreiben. Sie schloss die Augen und ließ sich von den Wogen in einen leichten Dämmerschlaf wiegen. Es war still, nur das Rauschen von Wind und Wasser war zu hören, und nicht mal Wellen klatschten ans Kajak. Es war so leicht, dass es lautlos über die Wellenkämme trieb. Sie dachte an Nate und daran, wie groß seine Angst in den letzten Augenblicken gewesen sein musste, und dass sie die Arbeit mit ihm gerade zu genießen begonnen hatte. Action-Freak. Sie lächelte vor sich hin, ein melancholisches Lächeln, während sie eindöste, doch dann schreckte sie plötzlich von einer Salve aus Luftblasen neben dem Kajak auf. Es war ein gewaltiger Ausbruch von Luft, als hätte jemand weit unter der Wasseroberfläche eine Explosion ausgelöst. Sie wollte paddeln, fort von den Blaseneruptionen, doch plötzlich verdunkelte sich das Meer um sie herum, das Kristallblau verwandelte sich in einen gigantischen Schatten unter dem Kajak. Dann rammte irgendetwas das kleine Boot, so dass Amy meterhoch in die Luft flog, bevor sie ins Wasser fiel und von Dunkelheit umfangen war.

21
Leck mich am Strom
     
    Der Sonnenuntergang auf Maui hatte den Himmel in Brand gesteckt, und alles im Bungalow leuchtete rosarot wie im Paradies – oder in der Hölle, je nachdem, wie man es sehen wollte. Clay zerlegte den Vogel und gab die Einzelteile auf einen Teller, um sie zum Grill zu transportieren.
    »Du wirst etwas brauchen, mit dem du das Zeug reinbringen kannst«, sagte Clair. Ihr Kleid war mit roten Hibiskusblüten bedruckt, und die Orchidee, die sie im Haar trug, sah aus wie vögelnde Libellen. Sie schnippelte Mixed Pickles in den Makkaroni-Salat.
    »Wieso nicht den hier?« Clay hielt den Teller mit dem rohen Hühnchen hoch.
    »Man darf nicht denselben Teller benutzen. Sonst kriegt man Salmone llen.«
    »Na toll. Scheiß drauf«, sagte Clay und warf den Teller auf den Hof. Die Hühnchenteile hüpften davon und panierten sich selbst mit einer dünnen Schicht aus Sand, Ameisen und trockenem Gras. »Wann hat sich das harmlose Hühnchen eigentlich in so was wie Plutonium verwandelt? Man darf es ja nicht mal mehr anfassen, ohne daran zu sterben. Und Eier und Hamburger bringen einen auch um, wenn man sie nicht kocht, bis sie steinhart sind! Und wenn man sein beschissenes Handy anmacht, stürzt das Flugzeug gleich als Feuerball vom Himmel? Und ohne Helm und Knieschützer dürfen Kinder nicht mal mehr auf den Topf, so dass sie immer wie der Road Warrior aussehen. Oder? Oder was? Verdammt, was ist bloß mit dieser Welt passiert? Seit wann ist alles so verflucht tödlich? Hm? Seit dreißig Jahren bin ich auf dem Meer unterwegs, und bis jetzt hat mich noch nichts umgebracht. Ich bin mit allem geschwommen, was beißen, stechen oder einen fressen könnte, und ich habe jede Dummheit begangen, die ein Mensch in der Tiefe nur begehen kann – aber ich lebe noch! Scheiße, Clair, vor kaum einer Woche war ich eine Stunde lang bewusstlos unter Wasser, und es hat mich nicht umgebracht. Und jetzt willst du mir erzählen, dass mich eine beschissene Hühnchenkeule das Leben kostet? Na, dann vergiss es doch einfach!«
    Er wusste nicht, wohin er sollte, also ging er wieder rein und knallte die Fliegengittertür hinter sich zu, dann machte er sie wieder auf und knallte sie ein zweites Mal zu. »Verdammt!« Schwer atmend stand er da und starrte vor sich hin.
    Clair legte Messer und Mixed Pickles beiseite und wischte sich die Hände ab. Während sie zu Clay hinüberging, löste sie die große Spange in ihrem Haar, und lange, dicke Locken wallten über ihre Schultern. Sie nahm Clays rechte Hand und küsste jede einzelne seiner Fingerspitzen, leckte seinen Daumen, dann nahm sie den Zeigefinger in den Mund und zog ihn betont langsam und mit maximaler Feuchtigkeit wieder heraus. Clay blickte zu Boden. Er zitterte.
    »Baby«, sagte sie, als sie die Haarspange zwischen Clays feuchten Daumen und den Zeigefinger schob. »Ich möchte, dass du rüber an die Wand gehst und diese Spange so fest wie möglich in die Steckdose rammst.«
    Endlich sah Clay sie an.
    »Denn«, fuhr sie fort, »ich weiß, dass du nicht auf mich böse bist und nur um deine Freunde trauerst, aber ich denke, man sollte dich daran erinnern, dass du nicht unverwundbar bist und noch erheblich schlimmere Schmerzen erleiden könntest. Und ich glaube,

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