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Flossen weg

Flossen weg

Titel: Flossen weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Supertanker nicht unsere Glattwale überrollen.«
    »Ach ja, die Heulbojen. Wie machen die sich?«
    »Gar nicht.«
    »Nicht? Wieso?«
    »Na, die Glattwale sind blöd, oder? Ist ja nicht so, als wären Supertanker leise. Wenn sie sich von Geräuschen vertreiben ließen, müsste der Maschinenlärm ja wohl genügen. Die sehen den Zusammenhang einfach nicht. Blindfische.«
    »Oh, tut mir Leid, das zu hören. Mmh, wieso machen Sie dann weiter?«
    »Es wird finanziert.«
    »Ach ja. Hören Sie, Marcus, ich bräuchte ein paar Informationen über eine Ihrer Studentinnen, die hier für uns arbeitet. Amy Earhart? Müsste etwa bis zum Herbst letzten Jahres bei Ihnen gewesen sein.«
    »Nein, den Namen kenn ich nicht.«
    »Natürlich kennen Sie das Mädchen. Einsdreiundsechzig, dünn, blass, dunkles Haar mit irgendwie unnatürlich blauen Strähnen, schlau wie ein Fuchs.«
    »Tut mir Leid, Clay. Das passt auf keine meiner Studentinnen.«
    Clay holte tief Luft und redete einfach weiter. Biologen waren berüchtigt dafür, dass sie ihre Studenten wie Untermenschen behandelten, aber es überraschte Clay, dass sich der Mann nicht an Amy erinnerte. Sie war süß, und der Brite war ein ziemlicher Aufreißer, wie Clay nach einer durchzechten Nacht mit Loughton während einer Meeressäuger-Konferenz in Frankreich zu wissen glaubte.
    »Toller Arsch, Marcus. Sie würden sich erinnern.«
    »Würde ich bestimmt. Tu ich aber nicht.«
    Clay warf einen Blick auf den Lebenslauf. »Was ist mit Peter? Würde er …?«
    »Nein, Clay. Ich kenne Peters Studenten gut. Haben Sie ihre Empfehlungen gecheckt, bevor das Mädchen eingestellt wurde?«
    »Tja. Nein.«
    »Gute Arbeit. Mit ihren Nikons durchgebrannt?«
    »Nein, sie wird vermisst. Ich versuche, Kontakt zu ihrer Familie aufzunehmen.«
    »Das tut mir Leid. Ich wünschte, ich könnte helfen. Ich seh mal in den Akten nach, zur Sicherheit – für den Fall, dass ich vielleicht einen leichten Schlaganfall hatte und der Teil in meinem Gehirn kaputt ist, der sich an hübsche Hintern erinnert.«
    »Danke.«
    »Viel Glück, Clay. Grüße an Quinn.«
    Clay verkrampfte sich. Es stellte sich heraus, dass er tatsächlich nicht gut darin war, schlechte Nachrichten zu überbringen.
    »Mach ich, Marcus. Wiederhören.« Clay legte auf und starrte sein Telefon an. Tja, dachte er, nichts von allem, was ich über diese Frau zu wissen glaubte, stimmt. Libby Quinn hatte bereits angerufen (schluchzend), um ihm zu sagen, dass sie eine Art gemeinschaftliche Zeremonie für Nate und Amy organisieren wollten und Clay dort eine kleine Ansprache halten sollte. Was konnte er über Amy sagen? Meine Lieben, ich glaube, wir alle kannten Amy als Wissenschaftlerin, als Kollegin, als Freundin, eine Frau, die aus dem Nichts auftauchte, mit einer komplett erlogenen Vergangenheit , aber ich denke, da sie mir das Leben gerettet hat , habe ich sie wohl besser kennen gelernt als jeder andere, und ich kann Ihnen allen glaubhaft versichern, dass sie ein Besserwisser mit einem hübschen Hintern war.
    Ja, daran würde er noch arbeiten müssen. Verdammt, sie fehlten ihm beide.
     
    Clay beschloss, den Tag mit dem Schneiden von Videos totzuschlagen: die reine Beschäftigungstherapie, eine Flucht vor der Realität. Am Nachmittag ging er das Rebreather-Material von dem Tag durch, als ihm der Wal eins übergezogen hatte, ging zum ersten Mal über die Stelle hinaus, an der er ohnmächtig geworden war, nur um zu sehen, ob die Kamera etwas Brauchbares aufgenommen hatte. Clay ließ das Video laufen: zehn Minuten nur blaues Wasser, die Kamera ruckt am Ende der Leine an seinem Handgelenk, dann Amys Bein, als sie verhindern will, dass er weiter sinkt. Er drehte die Lautstärke auf. Ein Zischen von Hintergrundgeräuschen, dann die Blasen aus Amys Lungenautomat, das langsame Rauschen seines eigenen Atems durch den Rebreather. Als Amy zur Oberfläche schwimmt, fängt die Kamera seine Flossen ein, die vor blauem Hintergrund schlaff herunterhängen. Immer wieder kommen Amys Flossen ins Bild.
    Clay warf einen Blick auf die Zeitangabe des Videos. Fünfzehn Minuten. Amy macht ihren ersten Dekompressionsstopp. Aus den Boxen hörte er den Chor ferner Buckelwale, einen Bootsmotor, nicht weit entfernt, und Amys stete Luftblasen. Dann keine Blasen mehr.
    Die Kamera ist auf seinen Oberschenkel gerichtet und treibt ab, das Objektiv ist aufwärts gerichtet, fängt Licht von der Wasseroberfläche ein, dann hält Amys Hand seine Auftriebsweste fest und liest die Daten von

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