Flossen weg
seinem Tauchcomputer. Ihr Atemregler steckt nicht in ihrem Mund. Auf der Tonspur ist nur sein Atmen zu hören. Die Kamera schwenkt zur Seite.
Zehn weitere Minuten vergingen. Clay lauschte darauf, wann Amy wieder atmen würde. Als sie sich an die Notreserve des Rebreathers anschließt, müsste die Kamera eigentlich wackeln, aber es bleibt beim immer gleichen, sanften Treiben. Sie bewegen sich aufwärts. Etwa fünfundzwanzig Meter. Amy legt den nächsten Dekompressionsstopp ein, ganz vorschriftsmäßig, trotz des Notfalls. Seltsam, dass er noch immer nur einen von ihnen atmen hörte.
Sie zieht ihn ins Oberflächenwasser. Das Bild hellt auf, und die Kamera schwenkt herum, wobei der Weitwinkel den bewusstlosen Clay und die strampelnde Amy zeigt, deren Atemregler aus dem Mund hängt, während sie nach oben blickt. Sie benutzt den Nottank an Clays Rebreather nicht und hat, soweit Clay es beurteilen konnte, seit vierzig Minuten keine Luft geholt. Da stimmte was nicht.
Er lauschte, sah es sich an, bis die Zeitangabe 60:00 zeigte und das Band endete. Das Ganze war auf Harddisk überspielt. Er spulte am Bildschirm zurück, ließ es langsamer laufen, sobald nicht nur Blau zu sehen war, und lauschte erneut.
»Das gibt’s doch nicht.«
Clay wich vom Monitor zurück, sah, wie das Video anhielt und das Standbild Amy zeigte, die ihn unter Wasser gepackt hielt, ohne Atemregler im Mund.
Er rannte zur Tür. »Kona! Kona!«
Der Surfer kam in einer Qualmwolke aus seinem Bungalow geschlurft. »Ich räucher gerade Navy-Spione aus, Boss.«
»Wo habt ihr den Rebreather gelassen? An dem Tag, als ihr mich ins Krankenhaus gebracht habt?«
»Ist im Lagerschuppen.«
Clay lief schnurstracks zu dem Bungalow, in dem sie Tauch- und Bootsausrüstung aufbewahrten. Er winkte Kona, ihm zu folgen. »Komm.«
»Was?«
»Habt ihr Jungs Sauerstoff und Nottanks nachgefüllt?«
»Wir haben nur alles abgespült und in den Kasten gelegt.«
Clay zog den großen, wasserdichten Kasten von einem Stapel Sauerstofftanks, und öffnete die Verschlüsse. Der Rebreather lag warm und trocken in seiner Schaumstoffpolsterung. Clay riss ihn heraus, legte ihn auf den Boden, und stellte den integrierten Computer an. Er drückte auf mehrere Knöpfe und sah, wie das graue LCD-Display die Ziffern durchging. Der letzte Tauchgang: Die Tauchzeit hatte fünfundsiebzig Minuten und dreiundvierzig Sekunden betragen. Der Sauerstofftank war fast voll. Die Notreserve auch. Randvoll. Sie war nicht mal angerührt worden. Irgendwie war Amy ohne Sauerstoffversorgung eine Stunde unter Wasser geblieben.
Clay wandte sich dem Surfer zu. »Kannst du dich erinnern? Hat Nate dir irgendwas gezeigt, woran er gearbeitet hat? Ich brauche Einzelheiten – so ungefähr weiß ich selbst Bescheid.«
Clay war nicht sicher, wonach er suchte, aber das Ganze musste etwas zu bedeuten haben, und er konnte nur auf das zurückgreifen, woran Nate gerade geforscht hatte.
Der Surfer kratzte die dreadlose Seite an seinem Kopf. »Irgendwas davon, dass die Wale binär singen.«
»Komm, zeig es mir.« Clay stürmte zur Tür hinaus, zurück in sein Büro.
»Was suchst du?«
»Ich weiß es nicht. Hinweise. Geheimnisse. Sinn.«
»Du bist doch lolo, oder?«
22
Bernard rührt den Kaffee um
Etwa zu dem Zeitpunkt, als es Nathan Quinn gelang, seiner Übelkeit wegen der unaufhörlichen Bewegung des Walschiffes Herr zu werden, ergriff eine andere Macht von ihm Besitz. Er spürte eine Beklommenheit, die in Wogen über ihn kam, und etwa zwanzig Sekunden lang fühlte er sich dann, als müsste er aus der Haut fahren. Dann ging es vorbei, und ein paar Sekunden lang fühlte er sich wie taub, bis es wieder von vorn anfing.
Poynter und Poe rannten in der kleinen Kajüte herum und sahen sich biolumineszierende Hubbel und Knubbel an, als hätten sie was zu bedeuten, aber so sehr er sich auch bemühte, Nate konnte nicht erkennen, was sie überwachten. Es hätte geholfen, wenn er hätte aufstehen können, um es sich genauer anzusehen, aber Poynter hatte die Anweisung gegeben, ihn zu sichern, nachdem er sich das erste Mal auf das Spundloch gestürzt hatte. Fast hätte er es sogar geschafft. Er hatte sich darauf gestürzt, wie es die Walbengel machten, aber leider hatte nur ein Arm hindurchgepasst, und am Ende steckte er in der Walrosette, mit dem Gesicht am Gummiboden und einer Hand draußen im kalten Ozean.
»Nun, das war phänomenal dumm«, tadelte Poynter.
»Ich glaub, ich hab mir die Schulter ausgerenkt«, sagte
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