Flossen weg
gewesen war. Ihm fiel auf, dass auf diesem Schiff breite, biolumineszierende Adern am Boden verliefen und gelbliches Licht abgaben, so dass alles gespenstisch grün erglühte. Nuñez blieb vor etwas stehen, bei dem es sich um Durchgänge auf beiden Seiten zu handeln schien.
»Diese Stelle ist so gut wie jede andere«, sagte sie. »Jetzt drehen Sie sich seitwärts, und nehmen Sie meine Hand.«
Quinn tat, was man von ihm verlangte. Ihre Hand fühlte sich warm an, aber trocken. Sie war klein, aber kräftig, und er spürte die Stärke in ihrem Griff. »Wir gehen einfach los, wenn sich das Schiff dreht. Bleiben Sie erst stehen, wenn ich es sage, sonst sitzen Sie gleich auf Ihrem Allerwertesten.«
»Was?«
»Okay, Scooter, Rolle seitwärts.«
»Scooter?«
»Alle Piloten heißen Scooter oder Skippy. Das haben die Ihnen nicht erzählt?«
»Man war nicht gerade freigiebig mit Informationen.«
»Buckelwal-Mannschaften sind üble Schlitzohren.« Nuñez lächelte. »Sie kennen die Sorte, wie Navy-Kampfpiloten an Deck? Nur Ego und Testosteron.«
»Wohl eher Halunken als Schlitzohren«, entgegnete Nate.
»Bei dem speziellen Haufen, ja.«
Der ganze Korridor begann sich zu bewegen.
»Los geht’s: Schritt, Schritt, Schritt, so ist es gut.« Sie liefen an der Wand entlang, während das Schiff seitwärts rollte. Als sie an der Decke standen, hörte die Bewegung auf. »Schön, Scooter«, sagte Nuñez, die offenbar über eine unsichtbare Sprechanlage mit ihm kommunizierte. Dann zu Nate: »Er ist so gut.«
»Wir lagen beim Transfer auf dem Rücken?«
»Exakt. Sie sind ein helles Köpfchen. Sehen Sie hier, das sind Kabinen.« Sie berührte einen leuchtenden Knoten an der Wand, und ein Vorhang aus Haut faltete sich zurück. Nate dachte unwillkürlich an das Blasloch eines Zahnwals, aber es war so groß, mehr als einen Meter zwanzig breit, es war einfach … unnatürlich. Pulsierend flammten Lichtstreifen jenseits der Tür auf und boten einen Blick in die kleine Kabine, ein Bett – offenbar aus derselben Haut gearbeitet wie alles im Raum –, aber auch ein Tisch und ein Stuhl. Nate konnte nicht erkennen, aus welchem Material sie wohl gemacht sein mochten, aber es sah aus wie Plastik.
»Knochen«, sagte Nuñez, als sie sah, was er sah. »Sie sind ebenso Teil des Schiffes wie die Wände. Alles lebendes Gewebe. Hinter den Schotten, die jetzt geschlossen sind, gibt es Regale und Fächer für Ihre Sachen. Selbstverständlich muss alles verstaut sein für kleine Manöver wie gerade eben. Die Schwimmbewegung ist nicht so schlimm wie bei den Buckelwalen. Sie werden feststellen, dass man sich daran gewöhnt, und dann läuft man wie an Land.«
»Sie haben Recht. Ich hab gar nicht gemerkt, dass wir unterwegs sind.«
»Das dürfte daran liegen, dass wir es auch nicht sind«, sagte Nuñez.
Das Kichern eines Walbengels hallte ihnen durch den Korridor entgegen.
»Ihr Lümmel sollt arbeiten«, rief Nuñez. »Macht euch bereit.« Sie drehte sich zu Quinn um. »Kann ich Ihnen was Warmes spendieren? Und vielleicht ein paar Fragen beantworten?«
»Sie bieten mir was an?« Quinns Herz hüpfte vor Freude. Informationen ohne Poynters und Poes entnervendes Katz-und-Maus-Spiel? Er war begeistert. »Das wäre phantastisch.«
»Machen Sie sich nicht gleich in die Hose, Quinn. Es geht nur um Kaffee.«
Der Korridor führte auf eine große Brücke. Der Kopf des Blauen war riesig, verglichen mit dem Buckelwal. Auf beiden Seiten des Eingangs stand ein Walbengel und grinste sie an, als sie vorbeikamen. Beide waren größer als Quinn, und im Gegensatz zu Scooter und Skippy vom Buckelwal war ihre Haut gesprenkelt und von hellerer Farbe.
Nate blieb stehen und grinste zurück. »Lasst mich raten – Skippy und Scooter?«
»Eigentlich Bernard und Emily 7«, sagte Nuñez.
»Sie haben doch gesagt, alle wären –«
»Ich habe gesagt, alle Piloten heißen Skippy und Scooter.«
Sie deutete auf den vorderen Teil der Brücke, wo sich zwei Walbengel, die dort an den Kontrollpulten saßen, grinsend auf ihren Sitzen umdrehten. Vielleicht, dachte Nate, schien es nur so, als grinsten sie andauernd – wie Delfine. Er hatte einen echten Amateurfehler begangen und angenommen, dass ihr Gesichtsausdruck der menschlichen Mimik entsprach. Das machten die Menschen oft so bei Delfinen, obwohl die Tiere keinerlei Gesichtsmuskulatur besaßen, mit der sich Mimik herstellen ließe. Selbst traurige Delfine schienen zu lächeln.
»Was grinst ihr zwei?«, fragte
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