Flossen weg
über ihn gekommen. Sie starrten ihn nur an.
Kona zuckte mit den Schultern. »Hauptsache, du schlägst mich nicht wieder mit dem Löffel.«
Clay schob seinen Stuhl zurück, um den Surfer an die Tastatur zu lassen. »Zeig es mir.«
Bis spät in die Nacht arbeiteten alle drei, markierten die Ausdrucke und notierten Einsen und Nullen auf ihren gelben Notizblöcken. Clair ging um zwei Uhr früh ins Bett. Um drei hatten sie fünfzig Seiten voll mit Einsen und Nullen. In einer anderen Situation wäre es Clay vielleicht so vorgekommen, als hätten sie gute Arbeit geleistet. Schon früher hatte er an Bord bei der Datenauswertung geholfen. Man schlug Zeit tot und schmeichelte sich bei dem jeweiligen Projektleiter ein, für den man fotografierte, aber er hatte die Arbeit immer an jemanden weiterreichen können, der sie dann für ihn beenden musste. Langsam dämmerte es ihm: Wissenschaftliche Arbeit konnte ätzend sein.
»Das ist ätzend«, sagte Kona.
»Nein, ist es nicht. Sieh dir an, was wir hier haben«, sagte Clay und deutete auf das, was sie hatten.
»Was ist es denn?«
»Eine ganze Menge, das ist es. Sieh’s dir an.«
»Was bedeutet es?«
»Keine Ahnung.«
»Was hat das mit Nate und dem Sahneschnittchen zu tun?«
»Sieh dir das alles doch mal an«, sagte Clay und sah sich das alles an.
Kona stand von seinem Stuhl auf und rollte mit den Schultern. »Mann, Bwana Clay, Jah hat dir ein großes Herz gegeben. Ich geh ins Bett.«
»Was willst du mir damit sagen?«, fragte Clay.
»Herz haben wir genug, Bruder. Jetzt brauchen wir Hirn.«
»Bitte?«
Und so hatte Clay am Morgen zwar ein kolossales Stück Information zum Tausch anzubieten (das Torpedo-Testgebiet), aber keinen echten Hinweis darauf, was er eigentlich wissen musste (alles andere), als er Libby Quinn dazu überredete, nach Papa Lani zu kommen.
»Also, damit ich dich auch richtig verstehe …«, sagte Libby Quinn, während sie von Clays Computer in die Küche und zurück lief. Kona und Clay standen etwas abseits, folgten ihrem Hin und Her wie Hunde einem Frikadellen-Tennis. »Ihr habt eine alte Frau, die behauptet, ein Wal habe sie angerufen und gesagt, Nate solle ein Pastrami-Sandwich mitbringen?«
»Mit dunklem Brot, Schweizer Käse und scharfem Senf«, ergänzte Kona, um zu verhindern, dass ihr relevante, wissenschaftliche Details entgingen.
»Und ihr habt eine Tonaufnahme von Stimmen, unter Wasser, vermutlich militärisch, die fragen, ob jemand ein Sandwich dabei hat.«
»Korrekt«, sagte Kona. »Ohne nähere Angaben zu Brot, Fleisch oder Käse.«
Libby warf ihm einen bösen Blick zu. »Und ihr sagt, die Navy simuliert Detonationen, weil sie ein Torpedo-Testgebiet mitten in der Buckelwal-Schutzzone einrichten will.« Sie legte eine bedeutungsvolle Pause ein und drehte sich nachdenklich um – wie Hercule Poirot in Badelatschen. »Ihr habt ein Video von Amy, auf dem es scheint, als würde sie eine Stunde lang die Luft anhalten, ohne Nebenwirkungen.«
»Barbusig«, fügte Kona hinzu. Wissenschaft.
»Ihr sagt, Amy hätte behauptet, Nate sei von einem Wal verschlungen worden, was – wie wir alle wissen – unmöglich ist, wenn man den Durchmesser der Kehle eines Buckelwals bedenkt – falls ihn überhaupt einer fressen wollte, was kaum der Fall sein dürfte.« (Was das anging, war sie nur ein Fährtenleser, ein denkender Kürbis, ein Sherlock Holmes ohne Koks in den Taschen.) »Dann fährt Amy ohne ersichtlichen Grund mit einem Kajak raus und verschwindet, ertrinkt vermutlich. Und ihr sagt, Nate hätte daran gearbeitet, ein Binärsystem in den tiefen Frequenzen des Walgesangs zu finden. Und ihr glaubt, das hätte irgendwie was zu bedeuten? Hab ich euch da richtig verstanden?«
»Ja«, sagte Clay. »Aber da ist auch noch der Einbruch in unser Büro, bei dem die Tonaufnahmen verschwunden sind, und außerdem die Sache mit meinem Boot, das jemand versenkt hat. Okay, ich gebe zu, als wir gestern Nacht darüber gesprochen haben, klang der Zusammenhang nahe liegender.«
Libby Quinn blieb stehen, drehte sich um und musterte die beiden. Sie trug Cargo-Shorts, Hightech-Sandalen und einen Jogging-BH, und es schien, als sei sie bereit, jeden Augenblick loszurennen, um draußen etwas Anstrengendes zu tun. Sie blickten beide zu Boden, überwältigt, als wären sie nach wie vor der Bedrohung von Clairs tödlichem Löffel ausgesetzt. Insgeheim hatte Clay schon immer ein Auge auf Libby geworfen, sogar schon, als sie noch mit Quinn verheiratet gewesen war, und
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