Flowertown - Die Sperrzone
erschießen.«
»Keine Sorge, Bing. Ich kümmere mich um das Zuschlagen. Behalte dein Brett nur als Ersatz.«
»Super.« Sie duckten sich unter den Fenstern des Gebäudes mit den Seminarräumen. »Hast du eine Ahnung, wohin wir gehen?«
»Wenn ich mich auf meine Erinnerung verlassen kann, liegt das Gebäude, in dem mich Guy verhört hat, direkt geradeaus.« Sie linste um die Ecke, um nach Wachpersonal Ausschau zu halten. »Dahinter kam der Picknick-Bereich, in dem wir auf die Laster gewartet haben. Also muss das die Straße sein, die aus dem Lager herausführt. Mist!«
Sie duckte sich wieder und presste sich so eng sie konnte gegen die Wand. Bing und Ellie wagten nicht zu atmen, als sieSchritte herannahen hörten. Sie waren ein gutes Stück von dem Grenzzaun entfernt, und das Lagergelände war hell erleuchtet. Ellie hoffte, dass das Stückchen Schatten sie ausreichend verdecken würde.
Einen knappen Meter entfernt von ihnen knisterte ein Funkgerät und eine dünne Stimme stellte eine verworrene Frage. Ellie schwang ihr Brett vorsichtshalber nach hinten und machte sich bereit zum Zuschlagen, zwang sich aber schließlich dazu, auszuatmen, als sie die Antwort des Wachmanns hörte. »Einheit Neun meldet sich. Alles ruhig. Over.«
Sie hörte elektrostatisches Rauschen, als das Funkgerät ausgeschaltet wurde. »Natürlich ist es ruhig, du dummes Stück Scheiße«, murmelte der Wachmann zu sich selbst. »Es ist immer ruhig in diesem versifften Drecksloch.«
Er kam noch einen Schritt näher, und Ellie hörte Plastik rascheln. Direkt um die Ecke lehnte sich der Wachmann gegen die Mauer, nur Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Ein Feuerzeug flammte auf, und Ellie erschnupperte den unverkennbaren Geruch eines frischen Joints. Sie riskierte es, Bing einen Blick zuzuwerfen, der seine Augen fassungslos verdrehte.
»Rauch deine Tüte auf und verschwinde«, beschwor sie den Wachmann innerlich. Sie hörte ihn leise husten und dann mit pfeifendem Atem ausatmen, dann sah sie einen langen Rauchschweif in dem schwachen Lichtschein. Sie hörte Schritte und knirschenden Kiesel und begann schon, sich zu entspannen, denn sie hoffte, er würde sich von ihnen entfernen. Stattdessen flammte das Feuerzeug direkt vor ihnen noch einmal auf, als der Wachmann um die Ecke bog und erneut an seinem Joint zog.
Er sah Ellie eine halbe Sekunde später als sie ihn, ließ den Joint fallen und griff nach seiner Waffe. Ellie schwang das Brettmit Nachdruck und traf ihn an Ohr und Kiefer, bevor er seine Waffe aus dem Halfter holen konnte. Er taumelte, griff sich an den Kopf und fiel gegen die Mauer. Ellie ließ das Holzbrett mit aller Wucht auf seinen Schädel donnern.
Es war, als bewege sie sich durch Schlamm, in ihrem Kopf herrschte nur ein einziger Gedanke: den Mann ausschalten. Durch den Schlag auf den Schädel kippte er nach vorne. Ellie riss ihr Knie nach oben und zerschmetterte seine Nase. Kaum nahm sie Notiz von der Feuchtigkeit, als sie sich am Rücken des Wachmanns in sein T-Shirt krallte. Er sackte zur Seite und Ellie trat ihm brutal in den Bauch. Er krümmte sich zusammen. Sie wollte wieder und wieder auf ihn eintreten, aber Bing zog sie zurück.
»Er ist erledigt, Ellie. Er ist erledigt.« Er rüttelte sie an den Schultern, bis sie ihn anblickte.
»Okay. Lass uns gehen.«
Sie musste sich regelrecht dazu zwingen, den Griff, mit dem sie das blutige Brett umklammert hielt, zu lockern. Sie hatte nicht vor, es zurückzulassen, aber sie wusste, dass ihre Kraft nachlassen würde. Sie hörte Bing laut atmen, während sie in gebückter Haltung von dem Gebäude mit den Seminarräumen zu dem anderen Betongebäude rannten. Ganz in der Nähe fuhren Laster, und Ellie konnte mehrere Stimmen in dem Picknick-Bereich ausmachen.
»Scheiße«, flüsterte Bing und spähte über ihren Kopf. »Schlafen diese Leute denn niemals?«
»Sie haben zu tun. Eine lange Nacht voller Verhaftungen liegt vor ihnen.« Zu ihrer Rechten, weiter entfernt von dem Trubel im Picknick-Bereich, entdeckte Ellie noch ein flaches Gebäude. Im Schatten zwischen den Gebäuden hetzten sie und Bing dorthin und duckten sich gegen die Außenwand. Ellielauschte, ob sie Stimmen oder Bewegungen hörte. Sie wurde immer besser darin, über den Klang ihres eigenen Herzschlages hinweg Geräusche auszumachen. Sie richtete sich etwas auf und spähte durch ein Fenster in das kleine Gebäude hinein. Es war ebenfalls leer.
Bing war schon weiter nach vorne gekrochen und um die Ecke des Gebäudes
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