Flowertown - Die Sperrzone

Bemühungen ab und benutzte sein T-Shirt, um das Blut aufzuwischen. Bevor die Wachen die Tür schlossen, konnte Ellie hören, wie ihre Stimme von Carpenters Aufnahmegerät durch den Flur echote. Sie hörte sein Lachen noch, als die Tür wieder zugesperrt wurde.

Mit dem letzten sauberen Zipfel seines T-Shirts tupfte sich Bing die Lippen ab. »Ich nehme an, dass dieser Teil der Geschichte kein Happy End hat.«
    »Ach Bing, es tut mir so leid.« Ellie kniete sich neben ihn, und diesmal schob er sie nicht beiseite. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es war sehr dumm, die Akten zu klauen.«
    »Kann man wohl sagen.«
    »Sie beinhalteten nur die Sterbeprotokolle von Einwohnern Flowertowns. Ich war so wütend.«
    »Das stelle sich mal einer vor.«
    Ellie hockte sich auf die Fersen und blickte Bing fest in die Augen. »Mach schon. Ich weiß, dass du mir einiges zu sagen hast. Also raus damit.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wozu? Du hörst ohnehin nicht zu, Ellie. Du bist wie ein Troll, der sich so lange mit Blättern bedeckt, bis ihm jemand zu nahe kommt, und dann holst du aus und reißt ihn in Stücke. Du kennst nur zwei Gefühlszustände – Apathie und Wut – und nichts dazwischen.« Ellie wollte, dass er aufhörte, aber sie wusste, dass an seinen Worten etwas Wahres dran war. Sie schloss die Augen in Erwartung seines letztenVernichtungsschlages. »Es ist, als seist du gar kein Mensch. Du bist wie ein… Organismus.«
    »Das stimmt nicht.« Ellie zwang sich, ihre Augen zu öffnen. »Ich bin ein Mensch. Ich bin nur nicht besonders gut darin.«
    »Tja, warum strengst du dich dann nicht ein bisschen an?«
    Ellie seufzte und schob sich rückwärts, bis sie sich an das kahle, metallische Stockbett anlehnen konnte. Bing rückte von ihr ab und lehnte sich gegen die vordere Wand. Sie saßen schweigend und lauschten auf die Geräusche sich öffnender und wieder schließender Türen auf dem Flur, bis Ellie etwas sagen musste.
    »Ich werde denen alles sagen, was sie hören wollen. Ich werde nicht zulassen, dass sie dir etwas antun.«
    Bing blickte zu ihr hoch. Sein linkes Auge war so stark geschwollen, dass er es kaum öffnen konnte. »Ich bin gerade mit meinem Hintern durch eine Lache meines eigenen Blutes gerutscht. Das lässt sich nicht gut an.«
    »Ich meine es ernst, Bing.«
    »Das weiß ich, aber es wird keinen Unterschied machen. Du bist wirklich schwer von Begriff, oder?«
    Ellie protestierte, aber er winkte nur ab. »Ich bin wütend, weil der Höhlenbewohner in mir noch immer denkt ›Ich Mann, sie Frau‹, und dass es irgendwie meine Aufgabe ist, dich zu beschützen. Stattdessen benutzt man mich als Punchingball, weil sie genau wissen, dass du so verdammt hart bist, dass ich vor dir einknicken werde.«
    »Das werde ich nicht zulassen.«
    »Und wie willst du das anstellen?« Bing breitete seine Hände aus und zeigte durch den Raum. »Wir sind in einem Zimmer auf dem Feno-Gelände eingesperrt. Draußen stehen bewaffnete Wachen. Glaube mir, nichts täte ich lieber, als diesen Mr Carpenter umzubringen, und damit meine ich, dassdu ihn umbringst, aber mir scheint, dass wir unterlegen sind.«
    »Dann lass uns hier abhauen.«
    »Und dann? Einen Film ansehen? An den Strand fahren?«
    Ellie stand auf und schaute sich in dem kleinen Raum um. Er war leer, bis auf die Stockbetten, die an der Wand befestigt waren, einen Haufen zusammengefalteter Umzugskisten und die beiden metallischen Klappstühle.
    »Lass uns ausbrechen. Ich meinte, was ich sagte, Bing. Ich komme hier raus. Und es ist mir egal, ob ich dabei erschossen werde.«
    »Das sagst du.« Aber sie konnte erkennen, dass seine Augen den Raum absuchten und dass er nachdachte.
    »Warum um alles in der Welt würde jemand versuchen, abzuhauen, oder? Wohin würdest du gehen?« Ellie hockte sich vor Bing. »Sie haben Wachen draußen vor der Tür postiert, aber das ist nur Fassade. Ich wette ein Dose Chili mit dir, dass nach hinten raus keine Wachen stehen. Da hinten gibt es nichts außer dem Grenzzaun. Wir müssen nur im Schatten bleiben, von dem Gelände herunterkommen und zurück in die Stadt gehen.«
    »Und dann?«
    Ellie hob ihre Schultern. »Was macht es schon für einen Unterschied, Bing? Ich gehe. Ich werde nicht hierbleiben und dabei zusehen, wie sie dich zu Tode prügeln, nur weil sie etwas gegen mich haben.«
    »Nun, so betrachtet …« Bing stand auf. »Irgendeinen Vorschlag, wie wir hier rauskommen? Werden wir uns herausboxen?«
    »So ungefähr.« Ellie lauschte an der