Flowertown - Die Sperrzone
haben zwei Dutzend davon. Und sie werden alle verschieden bunte Papieranzügetragen. Meiner ist pink, denn das ist meine Lieblingsfarbe. Abbys Anzug ist weiß, sie ist schließlich die Braut. Und alle werden sie die Anzüge tragen, damit ich nicht so raussteche. Ist das nicht lieb?«
Ellie konnte sich gerade noch davon abzuhalten, zu schreien. Sie wusste, dass Rachels Familie sie nicht mehr im Reinraum gesehen hatte, seit sie die Entgiftung begonnen hatte. Die Kamera an ihrem Computer war seit Monaten kaputt, und Ellie konnte sich nur ausmalen, was Rachels Mutter und ihre Schwestern sagen würden, wenn sie sie sehen würden, selbst in ihrem keimfreien Anzug.
Bing hatte Ellie vor zwei Wochen aufgefordert, kein Wort darüber zu verlieren. Rachel wollte ihre Schwestern unbedingt sehen, und der Entgiftungsprozess war ihr jede Qual wert. Für Rachel war die alberne, funkelnde Version der hässlichen Lagerkleidung der Beweis für die scherzhafte Kameradschaft mit ihrer Familie. Für Ellie war es schlicht und ergreifend ein Albtraum.
Rachel lachte unter ihrer Maske und ließ ihr Armband unter der Lampe kreisen, damit es funkelte. »Nur noch drei Tage, Ellie. Drei Tage, und ich bin in Las Vegas – …«
Sie beugte sich nach vorne, als ersticke sie an ihren Worten und bedeckte die Maske mit ihren Händen. Ellie dachte im ersten Moment, dass sie wieder brechen müsste, aber dann sah sie Blut durch Rachels Finger laufen. Sie hustete und bedeckte noch immer ihr Gesicht.
»Rachel! Rachel? Was ist los?« Sie wollte das Mädchen herumdrehen, aber Rachel rollte sich auf dem Bett eng zusammen und hielt die Maske fest umklammert. »Musst du Blut spucken?«
Rachel schüttelte ihren Kopf und blickte Ellie aus weit aufgerissenen, entsetzten Augen an. Die Maske war nun vollständig rot, die Comic-Lippen hinter ihren Fingern schwarz. Ellie griff ein T-Shirt, das auf dem Boden lag und hielt es Rachel unter den Mund. »Lass mich sehen. Nimm deine Hände weg.«
Rachel pulte sich das Papier vom Gesicht und ließ dabei den Kopf nach unten hängen, damit das Blut in die Maske tropfen konnte. Blut und Spucke platschten auf ihre Handflächen. Rachel starrte auf das siffige Chaos. Mit einem Finger ihrer freien Hand berührte sie das geronnene Blut und schaute dann hoch zu Ellie. Ihre Augen waren voller Tränen.
»Wie schlimm sieht es aus?«
Sie verzog ihre Lippen zu einem fürchterlichen Grinsen, das dort, wo der Schneidezahn gewesen war, eine blutige Lücke offenbarte. Ellie wischte sich mit dem T-Shirt Blut vom Kinn. Sie wollte nicht in diese verzweifelten Augen blicken. »Nun, meine Gute, sag deiner Mom, dass sie dir eine Maske mit einem breiten Grinsen basteln soll.« Aus Rachels Mund kam etwas, das wie eine Mischung aus Lachen und Schluchzen klang, und das Ellie mit Blut und Spucke bespritzte. Rachel war entsetzt und wollte es wegwischen, aber sie hatte die Hände voll mit der blutigen Maske und wusste nicht, was sie machen sollte.
»Schon okay, Süße … Lass einfach … es ist okay.« Ellie schlang ihre Arme um das schmutzige, blutige Mädchen, und ihr T-Shirt saugte sich voll mit Tränen, Spucke und Blut. Es war egal, sagte sie sich. Es war ein Armee-Shirt, und sie kannte niemanden mehr, der bei der Armee war.
Ellie wartete ab, bis Rachel gleichmäßig atmete. Dann zündete sie sich eine Zigarette an. Die blutgetränkten Kleider und der Kissenbezug lagen zusammengeknüllt in einer Ecke neben der Tür. Ellie hatte versprochen, sie zu reinigen, aber sie wusste, dass das letztendlich darauf hinauslaufen würde, sie in den Müllcontainer hinter dem Gebäude zu werfen. Ganz verängstigt hatte Rachel den Zahn lange in ihrer Hand gehalten und Ellie entscheiden lassen, was mit ihm passieren sollte. Ellie hatte den Zahn in ihrer Hand verschwinden lassen und sich darauf konzentriert, dass Rachel einschlief, damit sie wenigstens eine Schattierung ihrer schaurigen Totenblässe verlieren würde. Beim Einschlafen hatte Rachel geseufzt. Ihr Atem hatte leicht gerasselt und ihre Muskeln hatten gezuckt, aber schließlich war sie ruhig geworden.
Ellie kletterte auf ihr Bett und lehnte sich wieder gegen die Wand, um sich eine Zigarette anzuzünden. Sie beobachtete, wie mit der Sonne, die hinter den Gebäuden aufging, die Farben in das Zimmer zurückkehrten. Sie öffnete ihre linke Faust nicht, und der Zahn glitschte in ihrer verschwitzten Handflächeumher. Natürlich würde sie ihn wegwerfen. Was sollte sie sonst mit ihm anstellen? Ihn für die
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