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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Redling
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nicht nur, wenn sie im Einsatz waren. Inoffiziell gab es getrennte Bars, Restaurants, selbst Picknicktische, wo die Befleckten und die Sauberen sich nie begegneten. Ellie vermutete, dass es noch mehr Paare wie sie und Guy gab, aber niemand ging einfach so an die Öffentlichkeit und sprach diese Aufteilung direkt an. Aber für die Einwohner von Flowertown gehörte der kupferartige Geruch der Abwehrmedikamente und das Militärgrün oder das strahlende Rot der Uniformen der Feno-Sicherheitskräfte einfach zusammen. Die grünen und roten Figuren, die nach Münzen rochen, waren die einzigen, die Waffen besitzen und tragen durften. Für Hunderte von Farmern, die in der Zone eingesperrt waren, war es in der Tat ein wunder Punkt, dass sie ihre Waffen hatten abgeben müssen.
    Einer der Soldaten merkte, dass Ellie schon lange dort stand und starrte, und kam auf sie zu. Sie wich seinem Blick nicht aus und zog tief an ihrer Zigarette, während er näher kam. Es war völlig legal, an der Straßenecke zu stehen, aber ganz offensichtlich fühlten sich die Männer unwohl.
    Sie wartete, bis er auf ungefähr einen Meter herangekommen war. Seine Hand lauerte auf seiner Waffe. Gerade als er seinen Mund öffnete, um etwas zu sagen, schnippte sie ihm die Zigarette vor die Füße und drehte ihm lachend den Rücken zu. Sie konnte seinen Atem hören und stellte sich die Blicke vor, die ihr die Soldaten zuwarfen. Noch so eine Durchgeknallte, die durch die Straßen irrt, sagten sie wahrscheinlich. Oder vielleicht nicht. Vielleicht hatten die Explosionen in der letzten Nacht ihre Nerven in hohe Alarmbereitschaft versetzt. Ellie drehte sich absichtlich nicht noch einmal um. Sie wusste genau, dass man ihr nachsah, bis sie um die Ecke des nächsten Straßenblocks verschwand.
    Dingles Supermarkt war offen, was sonst. Annabeth Dingle schlief nie in der Nacht, und schloss deshalb auch ihren kleinen Supermarkt nicht. Ellie kannte viele Leute, die behaupteten, seit dem Chemieunfall unter Schlafstörungen zu leiden, aber sie glaubte Annabeth, wenn die ihr sagte, dass sie nie länger als fünfzehn Minuten am Stück schlief.
    Mehr als einmal hatte Ellie gesehen, wie Annabeth es sich auf dem gepolsterten Stuhl bequem gemacht hatte, der vor dem Vorhang stand, der den Laden vom Büro abtrennte, und wie ihr das schwarzgraue Haar wie ein Visier über die Augen fiel und ihr Kopf wie in schnellen Kaninchenträumen nickte. Fünfzehn Minuten später, zwanzig, wenn es hochkam – und Annabeth hob wieder ihren Kopf, erfrischt und aufmerksam. Sie war weit über siebzig und sagte oft, dass es eine gemeine Ironie des Schicksals war, dass sie jetzt, wo sie nicht mehr zu schlafen brauchte, in Flowertown eingesperrt war und nichts zu tun hatte.
    Ellie war sich nicht sicher, ob sie Annabeth während eines ihrer Nickerchen antraf, oder ob die alte Frau eine Zeitschrift las, die auf ihrem Schoß lag. So oder so bemühte sie sich, leise zu gehen. Sie mochte die Atmosphäre von Dingles Supermarkt. Er war der einzige unter den Supermärkten der Zone, in dem man sich noch so fühlte wie in der Außenwelt. In den Regalen stand nichts, was die anderen Lebensmittelgeschäfte nicht auch führten, und heute waren die Regale noch leerer als sonst, aber irgendetwas an der Art, wie die Regale zusammengeschoben waren und wie die handgeschriebenen Schilder hier und dort verteilt waren, hielt die Illusion aufrecht, man sei in dem Tante-Emma-Laden einer Kleinstadt. Obwohl ihr Magen knurrte, wollte Ellie nichts kaufen, aber sie ließ ihre Finger über eine Reihe von Cornflakespackungengleiten, während sie darauf wartete, dass Annabeth sich rühren würde.
    Ellie bog um die Ecke, kam an einem fast leeren Regal mit Salzgebäck vorbei und bummelte weiter durch den Gang mit Konservendosen. Durch die großen Lücken im Angebot sahen die Regale aus wie ein gigantisches Schachbrett: Zwischen kleinen Stapeln Dosenspinat und Sauerkraut gähnten leere Stellen, in denen beliebteres Gemüse im Angebot gewesen war. Verständlicherweise war der Bedarf an Maismehl in Dosen nicht so enorm wie der Ansturm auf Dosenmais, und daran hatte auch das Schild, das zwei Dosen für den Preis von einer anpries, nichts geändert. Ellie nahm sich zwei Dosen mit Chili und Bohnen. Sie hatte keine Ahnung, wie Annabeth es schaffte, diese immer vorrätig zu haben, aber wenn man Appetit auf Dosenchili verspürte, dann war Dingles oft die einzige Hoffnung in der Stadt. Als sie noch mehr leere Stellen sah, klaubte Ellie noch

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