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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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ihnen baumelte ein ausgebeulter brauner Sack, der sich dehnte und hin und her schaukelte, während sie liefen. Die Männer legten den Sack vor Calebs Füße, dann traten sie beide zurück.
    »Setz dich hin und hör zu«, befahl Caleb und Henrietta wusste sofort, dass er sie meinte. »Aber du darfst nicht dazwischenreden oder Fragen stellen.«
    Henrietta spürte ihre Ohren vor Scham rot werden. Bevor sich aber die Scham in Ärger wandeln konnte, wandte Caleb sich schon an den Sack.
    »Eli, einstmaliger Herzog von FitzFaeren, einstmaliger Hüter der Bibliotheken in Hylfing, einstmaliger Verräter und einstmaliger Freund, wirst du mit mir sprechen?«
    Henrietta biss sich auf die Lippe. Sie hatte eine ganze Reihe von Fragen. Der Sack aber schwieg wie ein Grab.
    »Antworte!«, befahl Caleb.
    Der Sack bewegte sich, und Henrietta erkannte Elis gedämpfte
Stimme wieder. »Ich bin keine Kartoffel! Ich werde nur sprechen, wenn du mich herauslässt.«
    »Sofern du weder magische Kräfte noch Zaubersprüche oder Gaukeleien anwendest, kannst du herauskommen«, sagte Caleb und fuhr fort: »Aber sei gewarnt: Jedweder Übergriff oder Versuch der Zauberei, und du kommst zurück in den Sack. Und das auch nur, sofern dein Herz dann noch schlägt.«
    »Einverstanden«, antwortete Eli. »Jetzt holt mich raus aus diesem Lumpensack.«
    Caleb nickte und die Männer traten vor und begannen die Naht des Sacks aufzutrennen.
    »Warum kann er denn in dem Sack nicht zaubern?«, erkundigte sich Henrietta.
    Caleb drehte sich um und sah sie an. Und ihr fiel wieder ein, was er gesagt hatte. Er war zwar nicht verärgert, aber sie wünschte trotzdem, sie hätte nicht gefragt.
    »Er ist aus Seetangfasern gewebt«, antwortete Caleb aber. »Manchmal verwendet man auch Spinnfäden. Sie sind fester, aber in großen Mengen nur schwer zu bekommen. Beide vereiteln Machenschaften und Listen, die darin entstehen wollen.«
    Mittlerweile war Eli ins Gras geplumpst und hatte sich hochgerappelt. Sein kahler Kopf glühte vor Hitze. Seine zerzausten Haare klebten an seinen Ohren und auf seinen Wangen. Er hatte keine Brille auf und der Staub hatte sich mit seinem Schweiß zu einer Paste verbunden und befleckte seine Kleidung und sein Kinn.
    Eli blies die Backen auf, knurrte etwas vor sich hin und Henrietta wartete nur darauf, dass er anfing, Caleb zu beschimpfen.
Stattdessen fischte er seine Brille aus einer Tasche und versuchte die Bügel gerade zu biegen. Schließlich gab er aber auf und schob sich die Brille einfach auf die Nase. Einer der goldenen Bügel ragte über sein Ohr hinweg.
    Caleb wartete schweigend. Erst als Eli schließlich hinter seiner beschlagenen Brille hervorblinzelte, begann er wieder zu sprechen.
    »Eli, was für einen Ritus vollzogst du gerade, als meine Männer dich ergriffen?«
    Eli kniff die Augen zusammen und befeuchtete sich die Lippen. Für einen kurzen Moment hatte er Ähnlichkeit mit seiner Schwester. »Ich dachte, das war ziemlich offensichtlich«, antwortete er. »Ich habe Licht gebogen. Ich war unsichtbar, aber deine Meereskrähen haben mich entdeckt.«
    Caleb trat an den wesentlich kleineren Mann heran. Dann blickte er in das dämmernde Blau des Himmels. Ein früher Stern leuchtete am Himmel.
    »Du«, entgegnete Caleb, »brauchst kein Ritual, um Licht zu biegen.« Er lächelte. »Koste die Wahrheit, Eli. Vielleicht kannst du dich an ihren Geschmack erinnern. Sie mag manchmal unbequem, aber sie wird dir immer zum Vorteil sein. Welches Ritual hast du ausgeführt?«
    »Ich habe Kraft gesammelt«, antwortete Eli.
    »Das schmeckt sauer«, sagte Caleb. »Die Wahrheit ist süßer.«
    Eli schniefte geräuschvoll und strich sich über die verschwitzte Kopfhaut. »Wenn du es weißt, kannst du es ja selbst sagen.«
    Caleb wirkte unbeirrt und seine Stimme klang noch kälter.
»Meine Männer haben mir erzählt, welche Utensilien sie gefunden haben – es war der Schädel-Ritus.«
    Eli lachte höhnisch. »Du kennst dich in Schwarzkünsten aus? Da würde dein Vater sich aber freuen!« Er drückte seine Schultern durch. »Ja, es stimmt, es war der Schädel-Ritus. Doch er hätte nicht funktioniert. Ich habe ihn aus Angst begonnen, konnte mich aber nicht erinnern, wie er endete. Und selbst wenn ich es gewusst hätte, hätte ich ihn nicht zu Ende geführt.«
    »Ich habe erlebt, wie er zu Ende geführt wurde«, sagte Caleb ruhig. »Ein einziges Mal. Und ich werde es nie mehr vergessen können. Wie kommst du dazu, so etwas zu tun?«
    »Das habe ich doch

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