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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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seinem Hammer. »Der Vorsitzende ruft William Tate zur Ordnung!«, rief er.
    »William Tate ruft den Vorsitzenden zur Ordnung!«, gab Tate zurück und streckte die Zunge heraus.
    »Das ist Missachtung des Gerichtskörpers!«, rief Radulf. »Ins Protokoll: Missachtung des Gerichtskörpers!«
    »Bitte«, meinte Tate. »Ins Protokoll damit.« Er wandte sich an die Protokollantin. »Gertrud Großfuß«, sagte er und die Frau sah auf. »Haben Sie einen Stift? Vielleicht kann man noch ein Bildchen dazu malen?«
    Die Menge brüllte vor Lachen und Tate begann Faxen, Grimassen und Verrenkungen zu machen, wie Henry es noch nie gesehen hatte; Bewegungen, die ein Mensch niemals hätte vollführen können.
    Tates Ohren drehten sich nach innen. Er schloss die Augen und als er sie wieder öffnete, war nur noch das Weiße zu sehen. Er blies die Lippen auf, ließ eine dicke Zunge zwischen ihnen hervorgleiten und prustete anhaltend und feucht in Radulfs Richtung. Dann beugte er sich vor, fasste über seinen Kopf hinweg nach seinen Fersen und rollte in die Mitte des langen Tischs, wo er sich wieder aufrichtete, einen Luftsprung machte und auf Radulfs Hammer zum Stehen kam.
    Radulf war dunkelrot angelaufen. »Solcherlei Vorstellungen«, sagte er, als sich der Jubel ein wenig gelegt hatte, »kann uns jedes Elfenkind bieten. Es gab wohl Zeiten, in denen man das Volk mit so etwas beeindrucken konnte. Aber diese Zeiten sind vorbei, William Tate. Genauso wie es mit deinem Vater
vorbei ist. Dies hier …«, er zog seinen Hammer unter Tates Füßen hervor, »ist kein Zirkus. Es ist eine Krisensitzung von allergrößter Bedeutung.«
    Tate wurde sehr ernst. »Durchaus«, sagte er. »So bedeutend wie Katzenpisse. Ich verstehe.« Er hob seinen Arm, damit die Menge ruhig blieb, rührte sich aber nicht vom Fleck. Als es mucksmäuschenstill war im Raum, begann er zu sprechen: »Kleine und Große Elfen, runde und pummelige, ich muss euch etwas sagen.« Die Menge wartete geduldig, während Tate sie musterte. »Mordechai ist nicht tot. Und wenn er zurückkehrt, was geschehen wird, dann fragt nicht mich, was die Faeren in einem seiner Bezirke mit seinem siebten Sohn angestellt haben.«
    In der rückwärtigen Wand des Raumes krachte etwas, und aus dem äußersten Kamin stieg eine Rußwolke auf. Die Elfen sprangen von ihren Sitzen und stoben auseinander, sodass sich in der Menge eine Gasse bildete.
    Henry gelang es, sich ein wenig herumzudrehen.
    Durch die Menge hindurch kam der Raggant nach vorne gelaufen. Er war kohlschwarz und stieß kleine Rauchwölkchen aus den Nüstern. Ein wenig humpelnd lief er schnurstracks auf Henry zu. Dann drehte er sich herum, setzte sich auf Henrys Zehen, reckte die Nase in die Höhe und nieste.
    Henry musste lachen und das Lachen löste die Sperre in seinem Kiefer.
    Die Menge starrte ihn schweigend an.
    Radulf schlug mit seinem Hammer und schrie: »Das Komitee unterbricht die Verhandlung und zieht sich zur Beratung zurück. Der Angeklagte wird in Hochsicherheits- und Einzelhaft
genommen. Das Urteil wird in der großen Halle bei Untergang des Mondes gesprochen werden.«
    Die Mitglieder des Komitees erhoben sich und entschwanden eiligst durch die Seitentüren. Bänke fielen um, als die Menge nach vorn drängte, um Henry und seinen Ragganten zu bestaunen.
     
    Man warf Henry wieder in eine Zelle. Sie war kleiner als die anderen und ihre Decke, an der zwei Lampen baumelten, war niedriger. Henry stolperte über einen rauen Fetzen, der in der Mitte des Raums auf dem Boden lag, und drehte sich um. Ein Elf warf Henry seinen Rucksack und seine Kleider vor die Füße. Währenddessen versuchte der Raggant in die Zelle zu gelangen.
    Einer der Wächter bückte sich, packte den Ragganten und hob ihn hoch. Der Raggant kreischte wütend auf und schlug dem Elf die Flügel ins Gesicht, zusammen mit einer gehörigen Portion Ruß. Aber der Elf ließ nicht los. Der Raggant strampelte, schüttelte seinen Kopf und stieß den Elf mit seinem stumpfen Horn ans Kinn.
    Der Elf hob abwehrend die Hände, und der Raggant fiel zu Boden. Zwei weitere Elfen stürzten sich auf ihn. Schnaubend, kreischend, heftig flatternd und mit weit aufgerissenen Augen und glühenden Nüstern versuchte das Tier wie eine kleine, schwarze, wütende und wilde Lokomotive mit Flügeln die Elfen mit sich zu ziehen. Aber er wurde zurückgezerrt und die Tür geschlossen. Henry hörte noch sein Schnauben und Kreischen. Es mischte sich mit den Lauten der Elfen, die stark nach

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