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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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sich ablenken.

    Immer wieder durchblätterte er beide Bände, warf einen kurzen Blick auf Zeichnungen, die irgendwie überhaupt keinen Sinn ergaben oder sah sie auch mal länger an, und überflog die Seiten auf der Suche nach seinem Namen. Dieses Mal biss er sich im letzten Drittel einer Kladde fest und es gelang ihm sogar, in dem, was er da las, einen Sinn zu erkennen.
    Als Erstes sah er sich eine Bleichstiftzeichnung mit ein paar Bemerkungen am Seitenrand in Tinte an. Der obere Teil schien Henry eine flüchtige Skizze seiner Zimmerwand zu sein. Fächer waren keine eingezeichnet, abgesehen von einem in der Mitte befindlichen Quadrat mit zwei Punkten, die wohl die Kompass-Schlösser darstellten. Am unteren Rand der Wand war der Boden angezeichnet, sodass das Ganze einen dreidimensionalen Raum bildete. Die übrigen Wände fehlten. Ebenfalls mit Bleistift eingezeichnet war die Dachbodentreppe, von der aus es abwärts und ein Stück nach vorne ging. Dort war wieder der Boden eingezeichnet und der rechteckige Umriss von etwas, das wohl Großvaters Schrank sein musste. Von ihm verlief eine gepunktete Linie zum mittleren Fach in der Dachkammer. An der Stelle, wo diese Linie durch den Boden von Henrys Zimmer stieß, war ein ungelenker, kindlich gemalter Pfeil eingezeichnet. Aus diesem Pfeil entsprossen zwei weitere gepunktete Linien, die jeweils an eine Seite der Fächerwand führten, auf die Höhe der Kompass-Tür. Eine Linie endete in einem kleinen Kreis, die andere bei einem T, dessen Querstrich an den Seiten ein wenig abgerundet war.
    Am Seitenrand stand: Ungenau, aber weitere Einzelheiten unerheblich. Drei aus FitzFaeren gebraucht. Mehr nicht.
Weiter unten stand eine weitere Bemerkung: Zwei Jahre für Einstellungen, ungezählte Rituale, bis mehr als 75 Prozent der Fächer funktionstüchtig.
    Henry war klar, dass diese Skizze die Verbindung von Großvaters Schrank mit den Fächern auf dem Dachboden beschrieb. Aber eigentlich bestätigte sie nur das, was er ohnehin schon gewusst hatte – dass die Fächer magisch waren.
    Er überflog den ersten Absatz unter der Zeichnung.
    Eli hatte die Gegenstände besorgt, wobei der Pfeil der bei weitem machtvollste war. Er musste einen hohen Preis dafür zahlen, und seit jenem Tag der Zerstörung stehe ich in seiner Schuld. Ihm habe ich noch viel mehr Unrecht getan als dir, Frank, und trotz all meiner Mühen und den Jahren, die ich darauf verwendet habe, habe ich mit meinen Errungenschaften so wenig Gutes bewirkt. Nicht eine einzige Seele kann ich nennen, der durch diese Pforten irgendwie geholfen worden wäre – abgesehen von dem Jungen.
    Der Junge? Henry blätterte um und las eilig weiter.
    Vom Korridor drangen gedämpfte Stimmen durch seine Tür. Er sah auf.
    »Ist nicht geschehen«, sagte jemand und die Tür wurde geöffnet.
    »Natürlich nicht«, sagte der dicke Frank und trat ein. Tate, der seinen gelben Hut in den Nacken geschoben hatte, und Roland, sommersprossig und mit loderndem Haar, drückten sich hinter ihm herein, und die Tür fiel ins Schloss.
    Der dicke Elf lächelte. »Schön, dass du wieder in den Stiefeln stehst.«
    Tate kramte seinen Kau-Korken aus seiner Manteltasche.
Roland betrachtete Henrys Inschrift an der Wand.
    »Wie hat das Komitee entschieden?«, fragte Henry. »Wie soll es weitergehen?«
    Frank blies die Wangen auf. »Was sie entscheiden und was passieren wird, ist nicht unbedingt dasselbe.«
    Henry verstand kein Wort.
    »Bisher haben sie noch gar nichts entschieden«, erklärte Tate. »Der Mond wird in frühestens sieben Stunden untergehen. Aber ich würde mir keine allzu großen Sorgen machen. Ich glaube, wir haben es ganz gut hingekriegt.«
    Roland kratzte sein Ohr und strich dann mit beiden Händen durch sein dickes Haar. Frank nickte ihm zu.
    »Ich«, begann Roland. Er wurde rot, aber das sah man kaum. »Ich dachte, ich sollte … also … ich wünschte, ich hätte dich nicht hierher gebracht. Nicht so, wie ich es getan habe.«
    »Nun ja … es gab ja einen Erlass gegen mich«, sagte Henry. Roland nickte. Offensichtlich erleichtert.
    Frank verschränkte die Arme und sog geräuschvoll die Luft ein. »Sei nicht zu nachsichtig mit ihm, Henry York. Er hätte es besser wissen müssen.«
    »Aha. Und du hast gesagt, du wolltest mich mit den Zauberern ins Meer werfen«, sagte Henry. »Das wäre noch schlimmer gewesen.«
    Frank runzelte die Stirn. »Habe ich das gesagt?«, fragte er. »Dafür gibt es natürlich eine Erklärung. Ich steckte in diesem Sack

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