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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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Sehne.
    Auf dem Hals des Pferdes hin und her schwankend, wandte Henrietta sich angstvoll ab.
    Vor ihnen breitete sich eine weite Ebene aus, die von einem Fluss durchzogen wurde. An der Mündung des Flusses war eine kleine Stadt mit hellen Mauern und Türmen zu erkennen.
    Dahinter toste das Meer.
    »Die Stadt deiner Väter«, sagte Eli zu Henrietta. »Meine Stadt. Mag sie diesem Sturm standhalten.«
    In diesem Moment fuhr ein Blitz neben ihnen hernieder.

EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL
    I rgendwelche Hände hoben Henry zurück auf seinen Schemel. Flüstern rauschte durch den Saal.
    »Der Angeklagte erhebe sich für die Befragungen des Komitees!«, befahl Radulf.
    Erneut wurde Henry gepackt und dieses Mal auf die Füße gestellt.
    Er zitterte. Sie wollten ihn umbringen. Und er stand vor Hunderten von Leuten – in Unterwäsche!
    Braithwait schob seinen Bauch um den Tisch herum, verließ das Podest und ging auf Henry zu. Er hatte einen hölzernen Zeigestock bei sich.
    Vor Henry blieb der dicke Elf stehen und streichelte seinen dichten Bart.
    »Wer ist dein Vater?«, fragte Braithwait.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Henry. »Sie haben mir doch gesagt, dass Sie …« Henrys Hals verengte sich. Eigentlich verengte er sich nicht bloß. Er zog sich vollständig zu.
    Radulf sog hinter dem Tisch die Luft durch die Nase.
    »Hier wird nur geantwortet!«, sagte Braithwait und setzte Henry seinen Stab auf die Brust. Dann drehte er sich herum
und ging auf und ab. »Du weißt also nicht, wer dein Vater ist?«
    Henry versuchte zu sprechen. Aber irgendwie konnte er seinen Mund nicht öffnen.
    »Lasst ihn reden!«, rief jemand von hinten.
    »Seht ihn euch doch an! Er ist unverkennbar Mordechais Sohn!«
    »Er hat dieselbe Nase.«
    Radulf klopfte mit seinem Hammer und guckte wütend. Als es wieder still im Raum war, nickte er Braithwait zu.
    »Aus deiner chaotischen und unsteten … äh, wie soll man es nennen … Aura schließen wir, dass du namenlos bist. Ist dem so? Ist je eine Taufe oder ein anderer Benennungsritus an dir vollzogen worden?«
    Henry brachte immer noch kein Wort hervor. Er zuckte die Schultern. Er wusste, dass er einen Namen hatte, aber er war sich ziemlich sicher, dass er ihn ohne Ritual erhalten hatte.
    Braithwait stand vor ihm und wippte auf den Zehenspitzen. »Könntest du vielleicht, zum Nutzen des Komitees und aller hier Versammelten, die Bedeutung des primitiven Symbols auf deinem Bauch erklären? Es scheint eine Art Brandmal zu sein, eine Besitzmarke. Und eins kann ich dir sagen: Solche Dinge deuten auf nichts anderes hin als auf Beziehungen zu dunklen Mächten und Bösem. Wie bist du dazu gekommen?«
    Henry war seine eigene Zunge im Wege. Die Kiefer taten ihm weh. Seine Angst begann sich in Panik zu wandeln. Er blickte zu Tate. Der war gar nicht bei der Sache. Er schnitt gerade noch ein paar Scheiben Käse ab.
    »Ich warne dich«, sagte Braithwait. »Die Kammer wird
dein Schweigen als Schuldgeständnis werten.« Seine Stimme schwoll an, steigerte sich zum Brüllen. »Hast du dich mit den Mächten der Finsternis eingelassen? Die Narben auf deinem Bauch und in deinem Gesicht deuten darauf hin! Haben deine Taten, trotz der Warnungen seitens dieser Institution, zur Wiedererweckung einer Hexe, Verzeihung: der Hexen-königin von Endor geführt, die in ihrer Raserei und ihrem Wahn nach Blut giert? Antworte gefälligst, Junge!«
    Braithwait fuhr mit seinem Zeigestock über Henrys Bauch.
    Henry zuckte zusammen und versuchte sich zu krümmen, aber er konnte sich nicht bewegen. Er wollte seine Hände auf seinen Bauch legen, aber seine Arme waren gelähmt. Er konnte nur tatenlos zusehen, wie der Stab brutal über die Narben aus Byzanthamum kratzte.
    Die Menge hatte zu raunen begonnen. Es war schon mehr als ein Raunen. Es war Schimpfen.
    Henry schloss die Augen, versuchte den stechenden Schmerz zu verdängen. Er konnte Geschrei hören und dass der Hammer geschlagen wurde. Und über allem machte er die Stimme des dicken Frank aus.
    »Ich schlag dir die Hand ab, Braithwait! Rühr ihn noch einmal an, und sie ist ab!«
    Männer und Frauen schrien, Kinder weinten und der Hammer wurde geschlagen.
    Irgendwo in dem ganzen Lärm hörte man Schreibmaschinentippen.
    Als das Aufbegehren der Menge zu einem Murren und Grollen verebbte, öffnete Henry die Augen und sah sich um.
    Mit einem Scharren wurde ein Stuhl zurückgeschoben und
Tate erhob sich. Er kletterte auf seinen Stuhl und trat von dort aus auf den Tisch.
    Radulf klopfte mit

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