Fluch der 100 Pforten
aber der
wird gesteckt voll sein«, antwortete Tate. »Und sie werden dort nicht ausgerechnet die hylfingtreuen Elfen abgestellt haben. Sondern alles feindlich Gesinnte.«
»Gut. Wohin also dann?«, fragte Frank.
Tate räusperte sich. »Früher bin ich von der Bucht aus immer die Küste zum Fischen hinaufgefahren. Ich hatte mein Boot dort liegen und alles, was man so braucht. Von dort aus können wir es zu Fuß versuchen oder mit dem Boot.«
»Gut«, sagte Frank. »Dann also los. Wer hat Dienst in der Haupthalle?«, fragte er Roland.
»Pius und Colly«, antwortete Roland und erhob sich. »Auf Pius ist Verlass. Aber Colly geht vor Radulf in die Knie. Man wird ihn ablenken müssen.«
»Wartet mal einen Moment«, sagte Frank und schlüpfte zur Tür hinaus.
Henry lauschte auf seine gedämpfte Stimme, während er mit den Türwächtern sprach. Dann hörte man drei heftige Schläge und er schlüpfte wieder herein.
»Sie wollten k.o. geschlagen werden, damit sie sich ein bisschen leichter herausreden können«, erklärte er. »Los jetzt!«
Henry schnappte sich die Notizbücher und seinen Rucksack. Das Messer steckte er wieder ein, die leere Thunfischdose aber ließ er stehen.
Frank führte ihn zur Tür.
»Was ist mit Monmouth?«, fragte Henry. »Den können wir doch nicht hierlassen.«
Der dicke Elf verzog genervt das Gesicht.
»Und den Ragganten auch nicht«, fügte Henry hinzu.
Die Elfen verdrehten die Augen, aber darauf nahm Henry
keine Rücksicht. Sein Herz schlug heftig und eine Reihe von Fragen, für die jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, schossen ihm durch den Kopf.
Er machte einen Schritt über die Beine der Wächter und trat auf den Flur hinaus. Bevor die Tür hinter ihm zufiel, sah er noch einmal zurück in den Raum.
»Zähne zusammenbeißen«, sagte er leise. Dann eilte er mit den anderen den Flur entlang.
ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
D arius stand auf dem Bergkamm und ließ sich vom Wind umflattern. Über der Kapuze seines Umhangs teilte sich der Regen. Er fühlte sich … völlig gelassen. Jedes noch so kleine Knistern von Spannung in den Wolken kostete er aus. Eine Brise aus dem Landesinneren prallte auf den kalten salzigen Wind vom Meer. Die Wolken türmten sich zu hohen Gebirgen auf. Immer und immer wieder schossen aus dem wütenden Himmel Blitze und grollender Donner.
All dies kam irgendwoher. Aus seinem Inneren.
Im Vergleich zu Byzanthamum war die kleine bleiche Stadt nichts weiter als ein Dorf. Aber sie war ein Anfang.
Das Unwetter, das er heraufbeschworen hatte, wütete über Hunderte von Meilen hinweg. Er konnte es aber auch an einer Stelle zusammenführen. Es konnte als eine einzige, alles zerschmetternde Woge hereinbrechen, die Mauern einreißen und das Leben in den Erdboden stampfen.
Der frühere Darius hätte die Sache gern im Handstreich erledigt. Jetzt aber zügelte er seine Kraft. Er wusste zwar, dass er sie nicht auf ewig bei sich halten konnte. Dass er sie irgendwann herauslassen musste. Dass er zerstören musste. Aber er
genoss jedes Leben, das verging, kostete jeden Atemzug und jeden Tod voll aus.
Die Flüchtlinge, die sich vor die Tore der Stadt begeben hatten, waren schon umgekommen. Aber mindestens fünftausend weitere Leben harrten noch im Inneren der Mauern aus.
Jedes Leben hat seinen ganz eigenen Geschmack.
Ein Gedanke. Aber nicht seiner. Zumindest hatte er nicht in ihm begonnen.
Sie war in seinem Kopf. Im Inneren seines Schädels. In seinem gesamten Körper.
Ich bin größer als eine Katze, dachte er.
Du bist ein Hund!
Er nickte und schloss die Augen.
Ich bin deine Hexe .
»Meine Königin«, sagte er laut. Er sah hinab auf die filigrane Stadt. Die Stadt, die seine Gebieterin zu Fall gebracht hatte. Sie war ein Nichts! Und doch war es ein Bewohner ihrer Mauern gewesen, der seine Gebieterin geblendet hatte, während ein weiterer sie in die Dunkelheit verdammt hatte.
Darius schüttelte sich. Er holte Luft und zwang sich gleichmäßig zu atmen.
Er blähte seine Nasenflügel. Es tat gut, diesen Wind zu säen. Er schloss die Augen. Hielt … den Tod … bei sich. In seinem Inneren.
Das mit den Reitern war spannend gewesen. Überhebliche Dummköpfe, dass sie sich auf die dunklen Wege begaben! Etwa so, als wollte man das Maul eines Drachen durchqueren. Nur ein Pferd hatte überlebt. Es hatte die Ebene wie im Wahn durchquert. Mit zwei Reitern auf dem Rücken.
Eine schwache Magie hatte sogar die Blitze abwehren können.
Am Ende würde es aber doch nichts
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