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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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unzufrieden den Kopf. »Sollen wir vielleicht unterwegs noch eine Pauke schlagen?«, zischte er. »Wir haben nicht mehr viel Zeit. Bald wird man uns beim Komitee verpfeifen. Wenn es nicht schon längst geschehen ist.«
    Tate wischte sich die Stirn. Er gehörte wohl nicht unbedingt zu den sportlichen Elfen. Monmouth schien das Laufen nichts auszumachen. Henry war völlig klar, dass er bei Weitem nicht so locker wirkte wie der junge Zauberer. Aber er konnte weder sein Seitenstechen einfach abstellen, noch konnte er aufhören zu japsen.
    »Und wann holen wir den Ragganten?«, stieß er hervor.
    Frank schnaubte. »Gar nicht. Hab keine Ahnung, wo er ist.« Tate klopfte Henry auf die Schulter. »Einen Ragganten darf man niemals suchen gehen, mein Junge. Das stresst sie. Weil es ja irgendwie ihr Job ist …«
    »Er hat dich einmal gefunden«, fiel Frank ihm ins Wort, »und er wird dich auch noch mal ausfindig machen.« Er ließ erst gar keinen Einwand aufkommen. »So. Und wenn wir zu den Schleusenkammern wollen, dann müssen wir jetzt den Hauptflur überqueren. Haltet euch nahe bei mir und bleibt stehen, wenn ich stehen bleibe.« Er sah Henry und Roland an. »Und mir weder in den Rücken stolpern noch weiterrennen, kapiert?«
    Henry grinste, aber Roland wurde rot.
    »Und ab jetzt …«, sagte Frank. Er legte einen dicken Finger auf seine Lippen, machte große Augen und schüttelte heftig den Kopf. Dann drehte er sich um, schlich leise den Flur entlang und bog um eine Ecke. Ein paar Meter weiter auf der gegenüberliegenden Seite befand sich eine mächtige Tür. Frank
befühlte die Scharniere. Er schien zufrieden zu sein. Dann öffnete er die Tür einen Spalt breit.
    Tate trat vor und klopfte ihm auf den Arm, dann schob er ihn weg, sodass Frank nichts mehr sehen konnte. Er gab Roland ein Zeichen, Henry und Monmouth zurückzuhalten, dann riss er die Tür auf.
    Unter lautem Gähnen schritt er hindurch.
    Henry quetschte sich mit dem Rücken an die Wand. Franks Hand presste ihn noch mehr. Henry drehte sich, damit sein Rucksack nicht so im Weg war. Sehen konnte er nichts. Aber was gesprochen wurde, war gut zu hören.
    »Ja, wen haben wir denn da?«, fragte Tate. Er klang zwar müde, aber betont aufgeräumter Stimmung. »Colly? Pius?«
    »Was willst du denn hier, William Tate?« Die Stimme klang säuerlich und kurz angebunden. »Der Zentralberg ist geschlossen. Das weißt du doch. Laut Verordnung. Hast du einen Passierstempel für nächtlichen Zutritt?«
    »Pah!«, machte Tate. »Nein, Junker Colly. Ich habe keinen Passierstempel. Aber ich will auch gar nicht hinein. Ich bin nur hier, um Pius eine Nachricht zu überbringen.«
    »Eine Nachricht?«, fragte eine andere Stimme. »Was denn für eine Nachricht?«
    »Das Komitee steht kurz vor der Verlautbarung. Sie besiegeln gerade das Urteil.« Henry hatte nicht den geringsten Schimmer, worauf Tate hinauswollte. Aber er hätte gern sein Gesicht gesehen. Wenn Stimmen zwinkern könnten, zwinkerte Tate heftig. »Sie brauchen einen Laufburschen, der es an die verschiedenen Abteilungen überbringt.« Zwinkern. »Jemand, dem die Bedeutung des Falles klar ist.« Zwinkern. Er
fügte zwar nicht hinzu: Jemand, der Schreibmaschine tippen und ein Siegel fälschen kann . Aber das hätte er ebenso gut tun können. »Also, Pius«, kam Tate zum Schluss. »Bist du noch nicht weg? Es macht sicher einen guten Eindruck, wenn man sich zur Verfügung stellt.«
    »Äh …«
    »Augenblickchen mal«, erklang Collys Stimme. »Was führst du im Schilde, Tate? Pius, Freundchen, du gehst mir nirgendwohin. Solange ich hier bin, wird nicht getrickst.«
    Tate lachte. »Das ist doch lächerlich«, sagte er. »Allein der Gedanke! Also, Pius, wenn du es nicht machen willst – es wird sich schon jemand anderer finden, der die Sache deichseln … äh, haha, der den Laufburschen macht.«
    Der dicke Frank verdrehte die Augen.
    »William Tate«, sagte Colly. »Ich hätte nicht übel Lust, dich auf der Stelle einzusperren.«
    »Weswegen denn?« Tate klang erschreckt.
    »Verschwörung zur Ausübung staatsfeindlicher Aktivitäten und Untergrabung gerichtlicher Verlautbarungen.«
    »Colly!«, sagte Tate ernst. »Nun mach mal halblang. Du hörst zu viel zwischen den Zeilen. Was habe ich denn gesagt? Aber ich will euch beide jetzt nicht länger aufhalten. Es bleibt allerdings dabei: Das Komitee braucht einen Mann, und um diese Stunde lässt sich nicht ohne Weiteres jemand finden. Ich habe nur helfen wollen.«
    »Nein, das wolltest

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