Fluch der 100 Pforten
nützen. Jede Art von Leben würde betroffen sein. Die Bewohner der Stadt, die Tiere, sogar die Zauberer dort unter ihm – alle, bis auf ein paar Starke. Was den Rest anging, so sollten sich die Schwächeren an den alten, magischen Mauern abarbeiten. Und wenn es ihnen gelang, sie zu überwinden, dann mochte dem so sein. So oder so, irgendwann würde sein Zorn ausbrechen, und selbst der Donner würde vor Furcht schweigen.
Darius lächelte. Es war ihm ein Vergnügen gewesen, den Tod der schwächeren Zauberer, die von den Reitern getötet worden waren, zu fühlen. Wenn auch kein ganz so großes Vergnügen wie das Ende, das er selbst danach den Reitern bereitet hatte.
Darius hob die Arme und streckte seine Finger in den Wind. In diesem Moment zischte ein schwarzes Geschoss durch die Luft, ein wohlgezielter Pfeil.
Er bohrte sich in Darius’ Brust und für einen kurzen Moment empfand er Schmerz. Er spürte, wie der Vorrat an Kraft, den er in seinem Inneren aufbewahrte, drauf und dran war, auszubrechen, den Hang hinabzupreschen und Bäume und Felsen mit sich zu reißen.
Er packte den Pfeil. Das Holz und die Federn zerfielen zu Staub und flogen mit dem Wind davon. Mit zwei Fingern drückte Darius die Wunde zusammen und fühlte, wie sich die Metallspitze nach oben bewegte. Dann packte er sie und warf sie zwischen die Steine zu seinen Füßen.
Er witterte ein Leben. Ein Leben, das beendet werden
musste. Einer der Reiter, kein Zweifel. Einen Bogenschuss entfernt. Darius schloss die Augen, aber er fühlte nichts weiter als die unbeholfene Kraft der anderen Zauberer.
Ein leises Flüstern. Ein Tier vielleicht, vielleicht auch ein Mensch mit einem dünnen Panzer um sich herum.
Darius öffnete die Augen und schob seine Kapuze zurück. Unterhalb seiner Füße waren vor Ewigkeiten Felsbrocken am Berghang zusammengerollt. Zwischen ihnen wuchsen Bäume kerzengerade in die Höhe und reckten sich der Sonne entgegen.
Der Himmel tat sich auf, Blitze hagelten auf die Felsen herab, prallten zusammen, stoben auseinander, sprühten umher, verzweigten sich. Kopfüber stürzten die Bäume zu Tal und die Felsen spalteten sich. Auch weiter oben platzten Felsbrocken ab und polterten den Berg hinunter.
Donner erschütterte den Felskamm. Und ebenso Darius. Einige Zauberer wurde durch das Getöse zu Boden gestreckt. Darius machte einen Schritt zurück und schloss schwindelnd die Augen.
Das Unwetter entwickelte sich zurück zu dem Wirbel, aus dem es entstanden war. Was für ein Hauch von Leben auch immer dort gewesen sein mochte – nun war es verschwunden.
Oder nicht mehr zu erspüren.
Henry rauschten vor Spannung die Ohren. Sein Mund war trocken, und seine Lippen auch. Er atmete tief durch und versuchte mit Frank und Roland Schritt zu halten. Tate lief hinterher.
Sie waren Treppen hinauf- und noch viel mehr hinabgestiegen.
Und über lange, kurvenreiche Gänge gelaufen, wobei sich der Boden unter seinen Füßen hob und senkte.
Henry hatte das Gefühl, von diesem Auf und Ab seekrank werden zu können, wenn er es nur darauf anlegte …
Der dicke Frank lief voran und prüfte jede Ecke, jede Stufe und jede Tür. Immer wieder tastete er mit seinen Fingerspitzen über eine Wand oder eine Türtäfelung. Er bewegte sich jetzt wieder so behände wie bei der Schlägerei auf dem Boot und sein Kopf wandte sich unablässig nach links und rechts oder legte sich auch auf die Seite, als wenn er sich seinen Weg eher durch Hören und Riechen suchte als durch Sehen. Roland lief an seiner Seite. Neben Franks flinken Bewegungen wirkte sein schmaler Körper langsam und schwerfällig. Tate folgte ihnen, zusammen mit Henry. Er trampelte und schnaufte laut und schien sich um Unauffälligkeit keine Sorgen zu machen.
Monmouths Zellentür wurde nicht einmal bewacht, und als die Elfen sie öffneten, lag der junge Zauberer auf dem Boden und schlief. Er setzte sich auf, blinzelte zwei Mal, dann war er im Handumdrehen auf den Beinen und grinste.
Sie liefen den Weg zurück, den sie gekommen waren und kamen wiederum in neue Räume – die alle Vorstellungen übertrafen, die Henry sich je hätte machen können. Dieser Ort entsprach einer ganzen Stadt, und manche Flure, die sie kreuzten, waren so breit wie Straßen.
Henry war schon ganz schön ins Schwitzen geraten, als Frank plötzlich wie angewurzelt stehen blieb. Henry und Tate knallten von hinten gegen ihn, während Roland noch ein paar Schritte weiterlief, bevor er zum Stehen kam.
Frank schüttelte
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