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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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Hand auf seiner Schulter.
    Die Dunkelheit kam ihm geradezu greifbar vor, kühl wie Nebel, aber nicht feucht. Und dann befanden sie sich plötzlich mitten in ihr und die Welt war leer.
    »Kann man denn kein Licht machen?«, fragte Henry.
    »Das würde nichts helfen«, sagte Tate schnell. »Du würdest trotzdem nichts sehen können.«
    Henry schluckte und drückte seine Schulter gegen die Wand. »Das Licht kann diese Dunkelheit nicht durchdringen?«, fragte er, einfach um sich davon abzulenken, was eigentlich vor sich ging. »Der Schall aber schon?«
    Tate brachte ein Glucksen hervor. »Für einen siebten Sohn weißt du nicht allzu viel. Und für den Sohn einer Legende von Faeren kommst du geradewegs aus dem Mustopf. Du stehst in genügend Licht, um einen Wald ein Jahrhundert lang damit zu versorgen. Hier um dich herum ist nichts als Licht! Ruhendes Licht. Es ist unsere Kraft, die Seele unseres Volkes.«
    »Monmouth?«, fragte Henry. »Hättest du so etwas für möglich gehalten?«
    Monmouth schwieg einen Moment. »Nein«, sagte er. »Und ich kann es immer noch nicht begreifen. Es ist einfach zu hoch für mich.«
    »Das ist der Kasus Knacktus«, sagte Tate. »Und soll den Zauberern überall eine Lehre sein: Dass wir euch überlegen sind!«
    Henrys Fuß stieß auf ebenen Boden und er stolperte.
    »Noch am Leben?«, erkundigte sich Frank.

    »Alle beide«, antwortete Roland.
    »Gut. Willkommen im Wurzelwerk. Zu den Schleusenkammern, bitte hier entlang.«
    Henry wurde weiter vorangezogen. Eine Tür wurde geöffnet und hinter ihnen wieder geschlossen. Noch eine Tür ging auf und wieder zu, und sie liefen immer noch durch Dunkelheit. Schließlich aber begann er zu sehen.
    Etwa auf der Höhe seines Kopfes wurde es plötzlich Licht im Gang. Die Dunkelheit sank herab und zerstreute sich, bis die Wände hell waren und nur noch der Boden im Dunkeln lag, zusammen mit Henrys Füßen. Henry kam es vor, als liefe er ohne sie.
    Frank ging zu einer Tür in der Wand, öffnete sie, trat beiseite und ließ den anderen den Vortritt.
    Henry trat ein und kniff wegen der Helligkeit, die auf der anderen Seite herrschte, die Augen zusammen.
    Sie befanden sich in einem großen runden Raum, in dem ringsum Regale standen. Soweit Henry sehen konnte, gab es keine Lampen oder sonstige Lichtquellen. Trotzdem war der Raum so gleißend hell wie Sonne, die auf Schnee fällt.
    »Dies hier ist aktives Licht«, sagte Frank. »Das heißt, dass es leuchtet.«
    Die anderen Elfen lachten, aber Monmouth und Henry senkte ihre Köpfe. Tränen rannen ihnen über die Wangen. Henrys Augen waren alles andere als an das Licht gewöhnt, allerdings war er sicher, dass sie sich auch niemals daran gewöhnen würden. Daher sah er jetzt wieder auf.
    Zur Mitte des Raumes hin senkte sich der Boden gleichmäßig ab. An seinem tiefsten Punkt erwartete Henry eine Art
Abflussloch – das kannte er aus manchen Kellern zu Hause. Stattdessen aber lag dort ein großer glatter Stein von knapp zwei Metern Durchmesser. Auf seiner Oberfläche hatte er in einem gewissen Abstand zwei flache Vertiefungen.
    Die Regale ringsum waren vom Boden bis zur Decke mit Gefäßen gefüllt. In der Nähe der Tür befand sich ein großer Schubladenschrank, der wie ein alter Karteikatalog in einer Bibliothek aussah. Tate und Frank zogen die Schubladen heraus und blätterten sich durch die dichten Reihen von kleinen Zetteln.
    Roland, dessen Haar im gleißenden Licht ein leuchtendes Kürbisrot angenommen hatte, hatte von irgendwoher ein Paar Äste geholt und begab sich damit zu dem glatten Stein in der Mitte.
    Irgendwann hatte auch Monmouth schließlich wieder aufgesehen. Er stand neben Henry und blinzelte.
    »Merkwürdig, was?«, meinte Henry.
    Monmouth nickte. »Was wollen wir hier eigentlich?«, fragte er. »Von hier unten sind wir doch gar nicht gekommen.«
    Roland sah von seiner Beschäftigung auf. »Man kommt im Astwerk an«, erklärte er, »und durch die Wurzeln wieder heraus.« Er stellte die beiden Äste, die größer waren als er, in die Kerben des Steins und legte dann einen weiteren knotigen Ast wie einen Querbalken darüber.
    Tate hatte den Zettel gefunden, den er gesucht hatte, und sich zusammen mit Frank zu den Regalen begeben und sie abgesucht. Als sie das richtige Gefäß gefunden hatten, kamen sie damit zu dem Tor aus Ästen, das Roland sorgsam ausbalanciert hatte. Tate und Frank tauchten ihre Hände in
das Gefäß und befeuchteten die Äste mit Wasser. Danach spritzten sie ein klein wenig

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