Fluch der 100 Pforten
Flügel waren ähnlich weit ausgestreckt. Dotty wich ein Stück von der Tischkante zurück.
»Hallo?« Zekes Stimme schallte zur Haustür herein. »Mr Willis? Ist alles okay mit Ihnen?«
Der Raggant fauchte wieder.
Zeke betrat den Raum und nahm seine Cap ab. Er hatte einen Baseballschläger und einen Handschuh dabei.
»Ich wollte nur kurz Henry sprechen«, sagte er zu Frank. »Und ich habe Sie auf dem Boden liegen sehen. Ist alles okay mit Ihnen? Sind Sie von der Leiter gefallen?«
Bevor Frank antworten konnte, sprang der Raggant vom Tisch und lief auf seinen drei gesunden Beinen zum Fuß der Treppe. Er legte seine Flügel an, reckte den Hals und blähte seine Nüstern.
Ein Luftzug wehte durchs Haus. Alle spürten ihn. Der Raggant stellte die Ohren auf. Unvermittelt wurde es wieder wärmer. Oben knallten Türen zu.
Dotty fasste Frank am Arm. »Sind sie zurück?«, flüsterte sie.
Frank schnüffelte. Die Luft roch seltsam, irgendwie falsch. Er konnte nicht sagen, warum. »Glaube ich nicht«, sagte er. Dann ging er zur Treppe und stellte sich hinter den Ragganten. Er konnte ein Quietschen auf dem Dachboden hören.
Sein Gewehr lag noch vor dem Haus im Hof, und er hatte keine Zeit, um es zu holen. Er machte einen Schritt über den Ragganten hinweg, auf die erste Stufe. Zeke stellte sich hinter ihn.
Vom Dachboden kam jemand herunter. Jemand, der ziemlich schwer sein musste.
Ein riesengroßer Mann, der ganz in Schwarz gekleidet war, erschien auf dem Flur im ersten Stock. Er trug einen Umhang, der am Hals von einer Kette zusammengehalten wurde, und einen hohen Samthut. In der linken Hand hielt er ein langes, blitzendes Schwert. Unter dem anderen Arm trug er einen kleinen barfüßigen Körper, der zum Teil von dem Umhang verdeckt wurde. An einem der herabhängenden Glieder befand sich ein blauer Gips. Frank erkannte ihn wieder. Ebenso wie die schmuddelige rosa Jogginghose.
»Pöbelvolk«, sagte Darius ruhig. »Wo habt ihr meinen Sohn versteckt?«
Frank dachte überhaupt nicht daran, Angst zu haben. Es ging gar nicht. Sein Kiefer klappte auf und etwas Brennendes kroch seine Kehle hinauf. Zorn. Ein solcher Zorn, wie er ihn seit einer Ewigkeit nicht mehr empfunden hatte. Dieser Kerl hatte sich Richard gegriffen!
»Ich kenne deinen Sohn nicht«, antwortete er. »Lass den Jungen los. Und dann kannst du mit deinem Aufzug zurück zum Zirkus gehen.«
Darius lachte. Schallend. Es dröhnte unter seinen Rippen.
»So sprichst du zu einem Siebten? Und nicht nur zu einem Siebten, sondern zu einem, der mehr Macht besitzt als je ein anderer Zauberer? Zu einem Hexenhund? Wenn’s beliebt – ich bin keiner von denen. Ich bin ein König.«
»Warte einen Moment, bis ich das Zepter geholt habe«, sagte Frank. Er war bereit zu sterben, jetzt und hier, wenn es sein musste. So lange er diesem Mann zuvor noch etwas antun
konnte. Seine Hand rutschte in seine Tasche und schloss sich um zwei Patronen. »Zeke«, sagte er. »Lauf, hol diesen Stab von der Wiese.«
Darius kam eine Stufe tiefer, und der Raggant zwischen Franks Beinen kreischte vor Zorn. Zeke bewegte sich rückwärts Richtung Tür.
»Ich bin froh, dass wir allein sind«, sagte Frank. »Denn ich lege keinen Wert darauf, dich meiner Familie vorzustellen.«
»In einem Raum zu meinen Füßen befinden sich drei Lebewesen«, sagte Darius. »Mädchen. Eine Frau. Aber wo ist mein Sohn?«
Zeke zuckte zusammen und machte einen Satz von der Tür weg. Er schob sich die Fingerspitzen in den Mund. Rund um den brennend heißen Türgriff herum glühte das Holz und wurde hart. Zeke steckte seine Hand unter sein Hemd und versuchte die Klinke ganz schnell herunterzudrücken. Aber als er die Klinke berührte, ging sein Hemd in Flammen auf. Mit einem Aufschrei lief er ins Wohnzimmer und versuchte das Feuer auf seinem Bauch mit der Hand auszuschlagen.
Darius kam noch einen Schritt näher.
»Dotty«, sagte Frank. »Lauft weg. Zeke, du auch.«
Zeke rührte sich nicht vom Fleck. Darius hob die Spitze des Schwertes an sein Gesicht und kratzte sich den Backenbart. Dann fuhr das Schwert plötzlich herab und bohrte sich zwischen den Füßen des Riesen tief in die Treppe hinein.
Darius sprach, es waren tiefe kehlige Laute, die in seinem Rachen an Schärfe gewannen und sich im gesamten Haus ausbreiteten.
In der Küche fiel jemand zu Boden und Anastasia kreischte
laut und durchdringend. Zeke rannte hinüber. Frank rührte sich nicht.
Darius leckte Blut von einem Riss an seiner Unterlippe. »Die
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