Fluch der 100 Pforten
genügen. Sollten meine Zunge und Zähne genügen.« Darius trat einen Schritt vor.
Sergeant Simmons richtete seine Pistole auf die Beine des Riesen und schoss.
Im selben Moment erklang ein weiterer Schlag, der den Knall der Pistole übertönte. Sergeant Simmons wankte wie in einem Aufzug, der zu plötzlich anhält, stellte sich dann aber schnell wieder breitbeinig hin und fasste sich.
Darius legte eine Hand auf das Treppengeländer, hob sein Bein und schüttelte es ein wenig. »Euer Pulver ist stark«, stellte er fest. »Aber es wird nicht durchdringen.«
Dann trat er noch einen Schritt näher und hob langsam sein Schwert.
Ohne zu zögern setzte Sergeant Simmons seine Pistole auf die breite Stirn des Mannes und drückte noch mal ab.
Darius schwankte ein wenig. Gleich darauf bildete sich eine Beule unter seiner blassen Haut.
Mit einem Mal konnte Zeke seine Lippen wieder bewegen. »Schießen Sie!«, schrie er. »Schießen Sie weiter!«
»Ich fürchte«, sagte Darius und hob seinen rechten Arm, »ich kann das nicht länger zulassen.«
Noch ein Schuss knallte durch das Haus und Darius kam ins
Wanken. Er schloss die Augen und setzte sich auf die Treppe. Ein weiterer Schuss in die Brust legte ihn flach.
»Töten Sie ihn!«, rief Zeke. »Schnell! Sonst wacht er gleich wieder auf.«
Simmons ließ die Pistole sinken. »Zeke, das kann ich nicht. Das weißt du doch.«
Zeke rappelte sich auf und stellte sich neben den dicken Polizisten.
Sie konnten zusehen, wie sich der Körper des Mannes veränderte. Eine Art Dampf stieg von ihm auf und der Mann wurde zusehends dünner. Seine Zähne wurden gelb und seine Beine waren nichts weiter als zu lang geratene Gliedmaßen, um die herum seine Hose schlabberte. Sein Haar war dünn und strähnig und seine Ohren standen ab wie Henkel. Und das Merkwürdigste überhaupt: Er trug eine große weiße Kinnbinde. Taubeneigroße Beulen prangten auf seiner Stirn.
Seine Lider zitterten, dann schlug er die Augen auf.
Sergeant Simmons sprühte ihm Pfefferspray hinein.
»Dad?«, klang Anastasias Stimme aus der Küche.
Zeke lief zu ihr.
Simmons steckte seine Pistole weg und packte Darius, der sich krümmte, am Stiefelabsatz. Er zerrte ihn die restliche Treppe hinunter ins Wohnzimmer. Der dünne Mann mit der Kinnbinde wand sich, stöhnte und wollte sich aufsetzen. Simmons drehte ihn auf den Bauch, verschränkte ihm die Arme hinter dem Rücken und legte ihm Handschellen an. Wärenddessen erklärte er ihm seine Rechte als Verdächtiger.
Er informierte die Leitstelle und man sagte ihm, dass das Einsatzkommando bereits unterwegs sei.
Deutlich zufriedener mit sich selbst widmete Sergeant Simmons sich nun Frank. Dotty und Zeke kamen aus der Küche. Sie hatten Penny von beiden Seiten untergefasst. Unter ihrem dunklen Haar wirkte ihre Haut fast durchsichtig. Anastasia folgte ihnen verängstigt.
Sergeant Simmons zog Frank den Arm vom Gesicht.
»Ist er okay?«, fragte Dotty.
»Er atmet«, antwortete Simmons. »Aber ob okay – das weiß ich nicht. Das müssen der Arzt und die Ambulanz herausfinden. Er hat sich ziemlich verbrannt, aber er hatte ja den Arm oben. Glück für sein Gesicht und seine Augen.« Er sah zu Darius. »Wer ist dieser Kerl?«
Dottys Augen weiteten sich und sie schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Irgendein verrückter Zauberer.« Sie bettete Penelope auf die Couch, strich ihr das Haar aus dem Gesicht und kniete sich dann neben Frank auf den Boden.
Sergeant Simmons schnaubte. Ein Zauberer! Er betrachtete Darius’ Rücken. Ein Zauberer! Andererseits – aus der Spur geratene Psychopathen waren nicht in der Lage, Pistolenschüsse an sich abprallen zu lassen und veränderten auch nicht bei Bewusstlosigkeit ihr Erscheinungsbild.
»Ich glaube, ich höre Sirenen«, sagte Zeke.
Frank schlug die Augen auf.
Und Darius ebenfalls.
Bei seiner Geburt hatte Darius den Namen Fred erhalten. Nicht Frederick. Und auch nicht Frédéric. Noch nicht mal Phred. Sondern einfach Fred. Sein Vater war Dorfpriester in einem kleinen Örtchen gewesen und die Sorte Mann, die ihre
Unehrenhaftigkeit wie eine Ehrennadel an der Brust tragen. Darius hatte seinen Vater gehasst und im Verlauf der sehr langen Zeit, in der er ihn gehasst hatte, war er ihm überraschend ähnlich geworden.
Aber mit Darius hatte es etwas Besonderes auf sich. Er war der zweite Sohn, den seine Mutter mit dem Priester bekommen hatte. Der erste war gestorben. Für den Priester jedoch war Darius der siebte Sohn von denen,
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