Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson

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die er mit einigen anderen Frauen des Ortes zusammen hatte. Allerdings wussten nur die Wenigsten davon.
    Darius war ein Bettelsohn. Er hatte einen Hang zu Visionen und Träumen, und war in der Lage, in die Träume anderer einzudringen, wenn er sich in ihrer Nähe befand. Auf diese Weise erhielt er zahlreiche Informationen und machte sie sich zunutze, so wie der Vater sich die Beichten der Dorfbewohner zunutze gemacht hatte.
    Die Geschichte, die er seinen Gefolgsleuten erzählte, der Gesellschaft, die er in Byzanthamum überfallen und erobert hatte, besagte, dass er mit zwölf Jahren in einem tiefen Wald die Magie der Natur persönlich um eine riesige Schwarzeiche herumwirbeln gesehen habe. Er habe sie berührt und die Magie in sich aufgenommen. Der Baum sei daraufhin vertrocknet und abgestorben und er sei für den Verlauf dreier Monde blind und wahnsinnig durch den Wald geirrt. Die Schwarzeiche sei sein Zeichen.
    Aber das stimmte gar nicht.
    Er war mit zwölf Jahren in den Wald gegangen und nicht mehr aufgetaucht. Weil er durch den Anblick eines Giftpilzes verrückt geworden war. Zwei Jahre später war das gesamte
Dorf eines Nachts durch ein schreckliches Unwetter dem Erdboden gleichgemacht worden. Jede Seele war von ihrem Körper getrennt worden, und am Morgen war die Dorfwiese mit Pilzen überwuchert gewesen. Genau wie der Körper seines Vaters.

    Darius blinzelte und spuckte in den Teppich. Er konnte nichts sehen und sich auch nicht genau erinnern, was gerade geschehen war. Der dicke Polizist mit der Pistole kam ihm in den Sinn. Irgendwie konnte er seine Arme nicht bewegen. Er suchte mit den Fingern umher und stieß auf die Handschellen. In seinem Inneren begann etwas zu brodeln. Etwas, das lauter und stärker war als seine Kopfschmerzen. Er lag gefesselt und mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden!
    Darius war stark. Das war er immer gewesen. Aber seine Kraft war wild und zügellos und er wirkte stets etwas plump. Dies glich er aus durch seidene Umhänge, Samthüte, pathetische Worte und teuren, aber miesen Wein. Im Zorn war er wie ein Sturm. Absolut nicht zu bändigen. Er konnte ein Feuer von der Größe eines kleinen Vulkans entzünden. Aber er war unfähig, eines zu löschen. Er konnte Mauern einreißen und Bäume entwurzeln. Er konnte Stürme entfesseln und Felsen in die Luft jagen. Aber er war nicht in der Lage, eine Brise abflauen zu lassen. Nicht, ohne einen Tornado auszulösen.
    Er spuckte noch einmal, fluchte in den Teppich und riss an seinen Handgelenken. Dann begann sein Geist, sich jede Kraft zu eigen zu machen, der er nur habhaft werden konnte. Er fühlte sich in die Erde hinein und um das Haus herum.
Das Gras im Hof vergilbte sachte und Hunderte Insekten vertrockneten und starben. Der Boiler im Keller bekam kein Wasser mehr nach, und sein restlicher Inhalt erkaltete. Hätte irgendjemand genauer hingehört, anstatt alle Aufmerksamkeit auf Frank zu richten, hätte er ein leises Schlürfen gehört wie von einem Saugapparat, der ohne Motor funktionierte.
    Die Wände bekamen Risse und brachen auf. Der Boden erzitterte und das Licht ging aus. Dotty legte ihre Hand an die Stirn und blinzelte. Sergeant Simmons strauchelte und stürzte. Anastasia wurde schwindelig und sie ließ sich auf einen Stuhl fallen. Oben begann Richard zu weinen und der Raggant an der Tür gab ein tiefes Knurren von sich. Zeke stützte sich an der Wand ab und sah auf Darius’ zuckenden Körper.
    »Ich fühle mich gar nicht gut«, sagte Penelope.
    Mit all der Kraft, die Darius gesammelt hatte, hätte er Dinge tun können, von denen andere Zauberer nur träumten. Er hätte Blut in Wasser und Wasser in Blut verwandeln können. Leblose Stöcke, die draußen auf der Erde herumlagen, begannen zu zucken und wären gern Schlangen gewesen. Blake fühlte die Erde unter seinen Pfoten heiß werden und lief mit großen Sprüngen durch das trockene Gras davon.
    Eigentlich hatte Darius bloß die Handschellen loswerden wollen. Auf dem dunklen Wohnzimmerboden liegend, drückte er den Rücken durch, warf den Kopf zurück und riss seine blinden und brennenden Augen auf. Ein Wort formte sich in seiner Brust. Es ballte sich in seiner Lunge zusammen und seine Zunge verkrampfte sich. Er hätte es nicht bei sich behalten können, selbst wenn er das gewollt hätte. Und er wollte dieses Wort aussprechen.

    Es brach aus ihm heraus, ein altertümliches Wort, eines der ersten Wörter der Macht, die er überhaupt erlernt hatte. Und das in jeder modernen