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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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sah ihn, wie er war, ohne jegliche Täuschung. Seine Vorspiegelungen wären ohnehin umsonst gewesen.
    Und sie war wunderschön.
    Schneller, als er es erspüren konnte, schnellte ihr Geist hervor und bohrte sich in ihn.
    »Du bist auf der Suche nach dem Leben Nimroths«, sagte sie. Ihre Stimme klang matt und abwesend.
    Darius hatte das Gefühl, sich selbst zu entgleiten. Er klammerte sich verzweifelt an die Kraft seiner eigenen Existenz und brachte kein Wort hervor.

    »Ich bin Nimiane. Er ist in mir. Er ist mein Vater.« Sie wirkte jetzt nicht mehr abwesend, sondern sah ihn fest an. Der Strom um ihn herum floss ruhiger. »Du bist kein Zauberer.«
    Darius wich einen Schritt zurück, voller Grauen darüber, dass sie ihn ausforschte und wohl wissend, was sie sehen würde.
    »Du bist wie ein Mensch, der von Wölfen gesäugt wurde: Du bist stark und du bist gierig. Aber du läufst auf allen vieren und deine Sprache ist voller Wirrnis.«
    Mit einem Mal lachte sie, und ihr Gelächter hallte durch den Raum, wurde von den Steinwänden zurückgeworfen und erstarb nur langsam. »Fürchte dich nicht. Du kannst mir kein Mann sein. Aber du wirst mein Wolf sein. Ist es nicht das, wovon du immer geträumt hast? Hast nicht du selbst dich schon Hexenhund genannt? Du sollst der Anführer meiner Meute sein.«
    »Gegen welches Land?«, brachte Darius hervor. »In welchem Krieg?«
    »Gegen die gesamte Welt. Gegen alle Welten. Zusammen werden wir den Tod besiegen. Aber zuerst sollst du gegen das Haus eines alten Feindes ziehen, gegen sein Weib und seine Söhne, gegen das Land, auf dem seine Füße stehen. Da ist ein nagender Hunger, der gestillt werden muss.«
    Er spürte, wie sie in ihn eindrang und seine bereits geschwächte Kraft weiter abnahm. Der Schmerz warf ihn auf die feuchten Steine und seine Augen verdrehten sich. Er wurde entzweigeschnitten, aufgerissen und ausgeweidet. Dann endete der Schmerz plötzlich und etwas Neues begann. Sein
Körper füllte sich. Die Steine und der Himmel und sogar der Regen flossen in ihn hinein und Darius spürte, wie ihre Hand den Strom leitete. Er fühlte sich wie kurz vor dem Platzen, hatte mehr Kraft in sich aufgenommen, als er selbst es sich je zugestanden hätte. Der Druck war kaum zu ertragen, aber dennoch wurde er nicht zornig. Der Zorn hätte alles wieder entweichen lassen.
    Als Nimiane ihr Werk beendet hatte, fühlte Darius sich zunächst zu schwer, um stehen zu können. Die ganze Welt um ihn herum war schwerer geworden. Aber schließlich traute er seinen Knien und seinen Beinen wieder. Das Haar klebte ihm auf den Schultern.
    Seine Königin stand vor ihm, schöner als der Mond, schöner als ein Friedhof, schöner als der Seidenfaden einer Spinne.
    »Nimm Platz«, sagte sie und deutete auf den Thron. »Wir wollen deine Meute rufen. Noch sind es Welpen und gewöhnliche Köter. Aber du sollst mir Wölfe daraus machen.«
     
    Frank lehnte mit dem Rücken an der Seite des Streifenwagens. Auf der Rückbank war Penelope mit dem Kopf in Dottys Schoß eingeschlafen. Anastasia saß benommen auf dem Vordersitz und hielt den Ragganten auf den Knien. Franks Haut begann sich überall zu schälen, als hätte er den schlimmsten Sonnenbrand seines Lebens. Sobald er den Kopf drehte, rieselten zu Asche verbrannte Haare auf seine Nase herab.
    Der gute Ken Simmons hatte ihn aus dem Haus gezerrt, sobald das Erdbeben, oder was immer es gewesen war, nachgelassen hatte. Zeke und Dotty hatten Penelope davongeschleppt.
    Er wusste nicht genau, was geschehen oder wie es passiert
war. Er wusste nur, dass das, wo sie sich jetzt befanden, nicht Kansas war. Die Stadt war nicht mehr da. Das Getreide und die Silos und die Bäume – alles war weg. Und ebenso die Scheune und der Wassergraben. Nur die Wiese vor dem Haus, der Streifenwagen und das Gewehr, das er neben der zerbrochenen Leiter fallen gelassen hatte, waren noch da. Der Rest war hohes, wogendes Gras, das sich gleichförmig bis zum Horizont erstreckte. Und was den Horizont selbst anging − dort stand die Sonne auf der falschen Seite. Entweder war es an diesem Ort, wo sie sich augenblicklich befanden, erst Morgen, oder die Sonne verhielt sich spiegelbildlich zu der Art und Weise wie sie es in Kansas tat.
    Ken Simmons lehnte am vorderen Kotflügel. Er hielt seine Pistole im Anschlag und beobachtete das Haus. Zeke stand neben ihm.
    »Zeke«, sagte Frank. »Hilf mir auf.«
    Zeke ging zu ihm, nahm seine Hand und zog ihn in die Höhe. Als Frank wieder auf den Beinen stand,

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