Fluch der 100 Pforten
wankte er mühsam und von einer Seite auf die andere schwankend zum Sergeant.
»Wir müssen noch mal hinein«, meinte er. »Der Kerl hat Richard in seiner Gewalt. Und wenn er uns schon erwartet – auch egal.«
Simmons nickte.
»Verstärkung kommt aber nicht«, stellte Frank fest. »Nicht die Spur, der Stille nach zu schließen.«
Simmons nickte wieder. »Ich kann nicht behaupten, dass ich irgendwas von alldem verstehe«, sagte er. »Aber das brauche ich ja auch nicht. Ich warte einfach, bis ich aufwache.«
»Sag mir Bescheid, wenn es soweit ist«, antwortete Frank. »Wie geht es deinem Fuß?«
Sergeant Simmons schnaubte. »Er ist noch dran.«
»Äh«, meinte Zeke und deutete auf das Haus. »Ist das vielleicht Wasser, das da an der Haustür?«
Sie sahen die Insektentür in dem Wasser, das unter ihr durchfloss, sanft hin und her schwingen.
Frank humpelte zu seinem Gewehr und hob es auf. Er schob zwei neue Patronen in die Läufe und spannte die Hähne.
»Gib dem Jungen eine Pistole«, sagte er und deutete mit dem Kopf auf Zeke. Das Wasser strömte weiter unter der Tür hindurch.
Sergeant Simmons zog seine Einhandpistole, lud sie und erklärte Zeke ein paar Dinge zur Sicherheit. »Du darfst nur auf das zielen, was du treffen willst. Auf nichts anderes«, sagte er.
»Nicht auf deine Füße«, sagte Frank.
Die Gewehre an sich gedrückt, humpelten die beiden Männer voran. Zeke hielt seine Pistole auf den Boden gerichtet und folgte ihnen.
Das Gras rund um den Hauseingang herum hatte sich im Handumdrehen in einen sich rasch vergrößernden Sumpf verwandelt. Von Sekunde zu Sekunde strömte mehr Wasser aus dem Haus.
Frank öffnete die Insektentür ein Stück weiter und stand knöcheltief im Wasser. Das Wohnzimmer war ein einziger See und die Treppe ein Wasserfall.
»Zeke«, sagte Frank. »Bleib hier und behalte die Rückseite im Auge.«
Zeke bezog Stellung an der Tür und Frank begann, die Wasserfall-Treppe hinaufzuwaten. Sergeant Simmons hinkte hinterher.
Auf halber Höhe sah Frank, was er bereits geahnt hatte: Das Wasser floss vom Dachboden aus die Treppen herunter. Er ging noch einen Schritt weiter und reckte den Kopf, bis er auf den Flur sehen konnte. Ein schwarzer Umhang und ein hoher Hut lagen vor dem Zimmer der Mädchen. Richard lehnte mit dem Rücken an der Badezimmertür. Er hatte die Arme um die Knie gelegt und drückte sie an die Brust. Er war pitschnass und zitterte. Seine weit aufgerissenen Augen, mit denen er die Überflutung betrachtete, schielten ängstlich zu Frank hinüber.
Frank lächelte, aber offenbar erkannte Richard ihn nicht.
»Lass dich von der Frisur und dem verbrannten Gesicht nicht täuschen«, sagte Frank. »Komm schon her.«
Richard blinzelte, dann sprang er mit einem Grinsen auf, platschte auf seinen nackten Füßen durch das dahinströmende Wasser, lief die Treppe hinab und warf sich Frank in die Arme.
Ohne den Dachboden aus den Augen zu lassen, klopfte Frank ihm auf den Rücken. »Lauf so schnell du kannst nach draußen und zum Auto«, sagte er.
Ohne zu antworten ließ Richard Frank los, schlüpfte an Sergeant Simmons vorbei und platschte die Treppe hinunter.
Frank hielt es für unwahrscheinlich, dass Darius auf dem Dachboden war. Er glaubte auch nicht, dass er überhaupt irgendwie hier war. Er musste irgendwo anders sein. Trotzdem hielt er sein Gewehr weiter im Anschlag, als er nun zum
Dachboden hinaufging und sich kurz umsah. Dann wandte er sich dem zu, was einmal Henrys Zimmer gewesen war.
Die Doppeltür stand offen und das Wasser sprudelte nur so heraus.
Die Füße im dahinrauschenden Wasser, stellte Frank sich in den Türrahmen und betrachtete die Fächerwand. Sämtliche Türen standen sperrangelweit offen. Simmons trat neben ihn.
Sie sagten beide kein Wort.
Das Wasser kam aus einem kleinen diamantförmigen Fach an der oberen Ecke der Kompasstür. Es schoss am Fußende von Henrys Bett vorbei und ergoss sich auf den Boden.
Frank ging zur Wand hinüber und sammelte Kraft. Mit aller Macht stemmte er sich gegen den Wasserstrahl und drückte die Tür zu. Im nächsten Augenblick ließ der Druck nach und Frank trat zurück.
Endor stand ebenfalls offen. Frank ging in die Knie, angelte die Tür aus der Wasserpfütze und überprüfte die Scharniere. Sie waren eins wie das andere abgerissen. Er setzte die Tür wieder ein, stellte das Bein des Bettes davor und erhob sich.
Die anderen Fächer ließ er offen.
»Komm«, sagte er. »Wir sollten mit Richard reden.«
Auf
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