Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
Vom Netzwerk:
dem Weg nach unten warf er einen Blick auf Großvaters Tür. Sie stand sperrangelweit offen.
    Was aber auch egal war. Die Fenster an der Front des Hauses waren ja auch zersprungen.
     
    Zwei Streifenwagen und eine Ambulanz standen neben dem Krater. Die Scheune war noch da. Und Franks alter Truck,
der daneben stand, auch. Anstelle des Hauses und eines beträchtlichen Teil des Hofes aber, tat sich ein Krater mit glatten Wänden auf. Eine Weile war durch eine Stelle im hinteren Teil Wasser hereingesprudelt, sodass der Boden vollgelaufen war. Jetzt floss das Wasser langsamer.
    »Riecht komisch«, meinte einer der Polizisten.
    Der andere schob seine Mütze zurück. »Meinst du irgendwie faulig?«
    »Nein«, antwortete der Erste. »Salzig. Nach Meer.«
    »Kann ich nicht beurteilen. Ich bin aus Kansas.«
    Keiner der beiden bemerkte den kleinen und äußerst verwirrten Krebs, der am Rand des Kraters auftauchte und hineinfiel.
    Er kannte sich aus mit den flachen Prielen, die bei Ebbe entstehen. Aber das hier …? Nun ja, die Flut würde schon i rgendwann wieder kommen. Tat sie ja immer. Er konnte warten …

NEUNTES KAPITEL
    H enrietta hatte aufgescheuerte Handgelenke und am Knie eine Schramme. Sie drehte vorsichtig ihre Hände und streckte und beugte ihre Finger. Sie war froh, dass sie nicht mehr gefesselt war. Der Raum war klein, schien aber nicht schmutzig zu sein. Sie saß auf dem Boden und alles, was sie sehen konnte, war ein dünner Streifen Tageslicht, der unter der Tür hindurch fiel.
    Bevor man sie ergriffen hatte, hatte sie aufgeschrien und versucht wegzulaufen. Aber auf dem morschen Boden waren die kleinen Männer schneller gewesen. Sie stürzte und die beiden fassten sie an den Armen und schleppten sie davon. Henrietta hatte um sich getreten und zu beißen versucht. Sie hatte nach Henry und Richard geschrien. Schließlich hatte sie versucht, mit den Männern zu reden. Henrietta hatte sie angefleht und alles zu erklären versucht, aber sie hatten keine Antwort gegeben. Sie hatten sie nicht mal angesehen.
    Durch das große Portal brachten sie Henrietta zu einem zerfallenen Treppenhaus, wo sie eine Leiter deponiert hatten. Ein Mann war die Leiter zuerst hinuntergeklettert, während der andere Henriettas Arme auf deren Rücken drehte. Dann
musste Henrietta hinabklettern, bevor sie ihr unten die Arme wieder auf dem Rücken fixierten.
    Sie war durch zerfallene Gänge, kaputte Türen und klaffende Fenster geführt worden. Schließlich waren sie auf eine Art Schlossplatz hinausgetreten und Henrietta war wie angewurzelt stehen geblieben. Auch die beiden Männer, die sie an den Armen hielten, blieben stehen. Henrietta durfte sich umsehen. Die Männer blickten ebenfalls umher. Und Henrietta hatte das Gefühl, dass sie betroffener waren als sie.
    Selbst mit ihren eingestürzten Mauern und den abgedeckten Dächern stellte die Stadt, die sich vor ihr erstreckte, alles in den Schatten, was Henrietta jemals gesehen hatte. Zwischen den zerstörten Türmen verliefen Bogengänge. Heerscharen von Statuen aus hellem Stein krönten in löcherigen Reihen die Hausgiebel. In den unverletzten Wänden öffneten sich Fenster, die für das Auge kaum als solche erkennbar und so groß waren, dass ganze Scheunen darunter gepasst hätten. Ein Glockenturm ohne Haube, der von einem langsamen Schwarm Krähen umkreist wurde, hatte seine Glocke noch immer in einer solchen Höhe verankert, die kein Silo in Kansas jemals erreicht hätte. Ein Netz aus breiten Wegen und Schotterstraßen durchkreuzte das, was einmal die Grünanlage des Schlossplatzes gewesen sein musste. Abgefallene Regenrinnen und Mauerbrüstungen, Pferdeköpfe und Engelsflügel aus Stein lagen im hüfthohen Gras und waren mit Blumen bewachsen. In der Mitte der Grünfläche ragte ein sprudelnder Brunnen auf.
    Die Männer führten Henrietta an ihn heran.
    Der Marmor, der sich durch Schmutz, Flechten und Ruß
dunkel gefärbt hatte und grün von alten Wasserflecken war, ragte höher auf als das Haus von Henriettas Eltern. Männer und Frauen, Pferde und Kreaturen, die Henrietta sich niemals hätte ausdenken können, arbeiteten sich aus einem Felsen hervor. Einige lachten, andere weinten, vielleicht ursprünglich aus Freude; nun aber, bedeckt von Flechten und Moos, hätte es ebenso gut aus einem anderen Grund sein können.
    Obenauf saß ein bärtiger Mann auf dem Rücken eines springenden Widders. Steinerne Ranken und Blätter umgaben ihn und wanden sich durch die dicken Hörner des

Weitere Kostenlose Bücher