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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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zusammenund zerstoben an einer Wand aus grellstem Weiß. Die Spinnfäden des Elfs wurden weniger, verschwanden.
    »Du musst ihm helfen!«, rief Monmouth und stürzte sich mit gezückter, bereits dunkel verfärbter Klinge auf die Kämpfenden. Der Elf wurde abgeworfen und blieb unbeweglich und nach Luft hechelnd liegen. Monmouths Messer zerschellte in der Luft.
    Henry blinzelte und fasste sich. Was sollte er tun? Er machte einen Satz nach vorn und spürte, wie ihm die Luft um den Zauberer herum in die Haut schnitt. Monmouth hatte beide Hände um den Hals des Zauberers gelegt und versuchte zuzudrücken.
    Henry nahm den grauen Sack und stülpte ihn über den Kopf des Zauberers. Er schrie, aber der Schrei wurde von Monmouths Händen, die mit Macht zudrückten, erstickt.

    »Du darfst ihn nicht umbringen«, rief Henry. »Nicht so.«
    Monmouth sah überrascht auf, ließ aber nicht nach.
    »Bring ihn um!«, sagte eine heisere Stimme. »Jetzt, jetzt, jetzt, jetzt!«
    Ein Donnern erklang und Monmouth wurde in die Luft geschleudert. Er konnte sich am Segel festhalten, sodass er nicht aus dem Boot geworfen wurde. Der Sack riss auf und der Zauberer erhob sich.
    Der Elf sprang hinter Henry hervor und Flammen züngelten aus seinen Händen. Sie trafen den Zauberer an der Brust und flossen um ihn herum. Der Zauberer machte einen Schritt zurück und fiel, als das Boot eine Welle hinabschoss. Rasch umklammerte der Elf die Schienbeine des Mannes und schob ihn rücklings durch die Lücke in der Bootswand ins Meer.
    Fast noch im selben Augenblick rannte der dicke Elf zur Ruderpinne am hinteren Ende des Bootes und steuerte das Boot von der Stelle weg, wo der Mann ins Wasser gefallen war. Dann lief er zum Segel, löste ein Seil, schwang den Baum herum, band ihn wieder fest und lief erneut zur Reling, um nach dem Zauberer Ausschau zu halten.
    »Ha!«, sagte er. »Wieder ein Schwarzkünstler mehr, der Futter für die Meeresbewohner wird. In diesem Wasser könnte er jetzt schon zu Eis erstarrt sein, so wahr ich hier stehe.« Der Elf wandte sich um und sah Henry an. »Und du?«, sagte er. »Ich sitze in diesem Spinnensack und höre, was sie über dich plappern. Mordechais Sohn? Ein Waschlappen, und sonst nichts! Steht da und sieht sich einen Kampf an, als wäre es ein Kasperletheater. Dich sollte man auch ins Meer werfen!«

    Monmouth setzte sich auf und hielt sich den Kopf. Seine Züge waren scharf und sein Gesicht unter dem kohlschwarzen Haar bleich. Er war dünn und sehr jung. Wie jung, das hatte Henry in dem ganzen Chaos noch gar nicht bemerkt. Er mochte noch nicht mal achtzehn sein.
    Der Elf sah erst zu Monmouth und dann in Henrys Augen. Über seinen geröteten Pausbacken funkelten helle Augen, und sein Haar war dicht wie ein Pelz. Seine Nase war ausgesprochen rund, fast wie ein Knopf.
    »Es tut mir leid«, sagte Henry. »Ich bin im Moment ein bisschen langsam.«
    »Langsam?« Der Elf lachte. »Hast du überhaupt den Blick? Bist du wirklich ein Siebter? Was mache ich gerade?«
    Der Elf hielt den Atem an und stellte sich auf ein Bein.
    »Sie stehen nur auf einem Bein«, sagte Henry.
    »Anfängerglück«, antwortete der Elf. »Und jetzt?« Er streckte seine Zunge heraus.
    Henry zog den Elf an der Zunge. Der Elf spuckte und schnitt eine Grimasse.
    »Aber jetzt«, sagte er. Er atmete tief ein und hielt die Luft an. Dabei stand er immer noch auf einem Bein. Seine Backen blähten sich auf und seine Augen weiteten sich. Er lief erst rot an und dann lila und die Luft um ihn herum begann zu flimmern.
    »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«, rief Henry aus. »Sie machen ja einen Handstand!«
    Der Elf stieß die Luft aus und stellte seinen Fuß wieder auf den Boden. »Ich hab’s doch gewusst.«
    »Das war ein Scherz«, sagte Henry. »Sie haben nur wieder
auf einem Bein gestanden. Was wollten Sie denn ausprobieren? Halten Sie sich für unsichtbar?«
    Der Elf sah Henry mit zusammengekniffenen Augen an und strich sich über den Bauch. »Ich halte mich nicht dafür«, antwortete er. »Ich bin es. Wie machst du das?«
    Henry war verwirrt. »Ich kann Sie sehen. Ich gucke einfach.«
    »Er ist echt«, sagte Monmouth jetzt und richtete sich vorsichtig auf. »Wenn er es nicht wäre, hätte ich das, was ich getan habe, nicht getan. Vielleicht hätte ich es ja auch nicht tun sollen. Das war übrigens der Sohn von Carnassus, den du über Bord geworfen hast. Er wird nicht erfreut sein, ihn zu verlieren.«
    »Carnassus?«, fragte der Elf. »Der alte Ziegenbock

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