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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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diesem Wege hierher bringen; zudem untersteht es nicht meinem Kommando.«
    Magdalene betrachtete die Häuser rundum und die dahinter liegenden Berge. Sie hing ihren eigenen Gedanken und alten Erinnerungen nach.
    »Der Sturm wird hier zuerst losbrechen«, sagte sie leise. »Schon einmal ist er hier losgebrochen.«
    »Ich glaube nicht, dass du recht hast«, entgegnete Caleb. »Ihr liegt näher dran, aber viele der Wege in den Bergen sind noch offen, wie du spüren kannst und wie mein Hiersein beweist. Fünfhundert Meilen bis zu den Ausläufern unserer Berge liegen ebenso in ihrem Einzugsbereich wie deine gefallenen Wachposten entlang eurer vergessenen Grenze im Norden. Hylfing hat bereits einmal gegen sie standgehalten. An seinen Mauern ist sie zurückgeschlagen worden.«
    Der Platz erzitterte von Hufschlag, und alle Köpfe wandten
sich um. Elf starke Pferde näherten sich und verfielen in Schritt. Auf jedem Pferd saß ein Mann, der wie Caleb gekleidet war. Hinter dem Anführer der Gruppe war ein Sack über den Leib seines Pferdes gelegt. Nebenher lief ein großer schwarzer Hund von der Größe eines kleinen Ponys. Henrietta hielt ihn für eine Dänische Dogge, aber seine Brust und sein Schädel waren breiter.
    Caleb pfiff und der Hund rannte los. Die restlichen Vögel flogen vom Boden auf und ließen sich auf dem Brunnen nieder. Sobald der Hund bei Caleb war, legte er sich ihm zu Füßen.
    »Königin«, sagte Caleb und verbeugte sich ein wenig. »Kommt ihr stattdessen zu uns. Der Rat wird dein Volk willkommen heißen. Ihr besitzt Kräfte, die wir nicht haben, und niemals sind in unsere Mauern Breschen geschlagen worden. Wir müssen jetzt gehen. Ich möchte mich innerhalb meiner Stadtmauern befinden, bevor der Sturm losbricht, und dunkle Wege liegen vor mir.«
    »Wir werden überleben oder in FitzFaeren fallen«, antwortete Magdalene.
    Caleb hob Henrietta auf das Pferd, machte seinen Bogen los und schwang sich hinter ihr ebenfalls hinauf.
    »Der Himmel sei mit dir«, sagte er. »Und möge er nie auf uns stürzen.«
    Caleb wendete Chester, drehte sich aber noch einmal kurz um.
    »Sollen wir deinen Bruder hierlassen?«, fragte Caleb. »Oder sollen wir ihn mitnehmen?«
    »Wir haben keinen Bruder«, sagte Magdalene noch einmal.
    Und der Sack krümmte sich.

    Henry fror. Sehr sogar. Seine Hose war nass und klebte an seinen Beinen. Sein Blut hatte sich in Eiswasser verwandelt und dreckige braune Seilfasern schnitten in seine Wange. Seine Augen schienen wieder zu funktionieren, wenn auch nicht besonders gut. Er versuchte sich aufzurichten, aber seine Hände waren auf seinem Rücken zusammengebunden. Unter ihm hob und senkte sich der Boden, und er fühlte Wasser an seinem Bauch und den Beinen hin und her schwappen und spritzen.
    Stöhnend versuchte Henry sich auf die Seite zu rollen, um wenigstens nicht mehr mit dem Gesicht auf dem Tau liegen zu müssen. Er hob seinen Kopf und bettete ihn auf einen grauen Sack.
    Der Sack trat ihn in die Wange.
    Hinter sich hörte er Männer lachen. Hände griffen an ihm vorbei und Henry blinzelte, als er ein Stück Metall aufblitzen sah und ein dickes Seil herabfiel.
    »Elf«, flüsterte eine Stimme. »Warte noch ein Weilchen.«
    Henry wurde auf den Rücken gedreht und er stützte sich an der Taurolle ein wenig auf. Nun spürte auch er den Wind.
    Vor ihm kauerte der kleine Zauberer und blinzelte Henry aus blassgrauen Augen an. Seine braune Kapuze blähte sich im Wind. Der Zauberer betrachtete Henrys Gesicht und fuhr mit zwei Fingern über die Brandmale an seinem Kiefer.
    »So ein Brandmal wie du habe auch ich in der Hand«, sagte er leise. »Solche anderen Male aber nicht. Bist du stark?«
    Diese Frage war nicht schwer zu beantworten. Henry hatte sich noch nie stark gefühlt. Und in diesem Moment schon gar
nicht, wo er niedergestreckt, gefesselt und frierend in einem Boot lag.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Lass deine Arme, wo sie sind«, flüsterte der junge Mann, und Henry spürte eine Klinge zwischen seinen Handgelenken über seine Haut schaben.
    Die Fessel fiel ab.
    Der kleine Zauberer zog sich wieder zurück. Er kroch unter dem Segel hindurch, das über ihnen knatterte, und hockte sich wieder hin. Drei Zauberer konnte Henry jetzt sehen. Der vierte musste sich hinter ihm befinden, am Steuer.
    Das Boot besaß nur ein Segel und hatte kein Deck. Es war nicht viel länger als sechs Meter. Nachdem Henry nun das Meer um sich herum und die Dünung sehen konnte, wurde ihm auf der Stelle schlecht.

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