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Fluch der 100 Pforten

Fluch der 100 Pforten

Titel: Fluch der 100 Pforten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Wilson
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aus den Bergen wird bald sein eigenes Leben zu beklagen haben, wenn er seine kleinen Zauberlinge auf einen Elfenberg hinaufschickt. Es gibt da nämlich Richtlinien, wie man weiß. Das Komitee wird so etwas nicht hinnehmen.«
    »Und was will eine Handvoll jaulende Elfen dagegen ausrichten?«, fragte Monmouth.
    »Eine Handvoll?« Der dicke Elf trat an Monmouth heran. »Ich geb dir gleich eine Handvoll!«
    Henry hörte, wie sich die beiden stritten, aber ihm war schon wieder schlecht. Zu schlecht, um zuzuhören. Das kleine Boot hob und senkte sich in einem fort, und da es niemand steuerte, zeigte der Bug hierhin und dorthin. Henrys Beine wurden weich wie Wackelpudding.
    »Wo fahren wir eigentlich hin?«, fragte er taumelnd. »Ich muss zurück nach Badon Hill.«

    Er stürzte zu Boden und zog die Beine bis an die Brust herauf.
    »Oder an die Deiranische Küste«, sagte er, während er die Augen schloss.

SIEBZEHNTES KAPITEL
    D arius stand im Thronsaal. Alles war still. Kalte feuchte Luft drang durch die hohen Fenster herein und umhüllte ihn. Seine Nerven waren angespannt. Unter seinen Füßen konnte er die Kraft in den Steinen spüren. Jeder einzelne von ihnen war bis zum Bersten mit Leben gefüllt, das irgendwo anders hingehörte. Es fehlte nicht mehr viel, und die Steine würden sich zu regen beginnen.
    Darius holte tief Luft und registrierte dabei jedes Tröpfchen, das er aus der Luft aufnahm. Auch er war voll bis zum Platzen, strotzte von der Kraft der Grasflächen und Flüsse, der Insekten und knorrigen Bäume. Trotz der Kälte stand Schweiß auf seiner breiten Stirn. Sein eigener Funke war verloschen. Er war nur noch ein Gefäß für gestohlenes fremdes Leben, und er würde bis in alle Ewigkeit neues Leben in sich aufnehmen müssen.
    Langsam sah er sich um, betrachtete die von schwarzen Vorhängen umrahmten Zugänge in den Saal, und konzentrierte sich auf jeden Einzelnen. Dort war der, durch den er selbst gekommen war. Er führte direkt zu diesem merkwürdigen Haus, wo man seinen Adoptivsohn gefangen gehalten hatte.

    Kein einziger Zugang führte in die Welt zurück, die er kannte. Er war in die Welt einer Legende geraten, an einen Ort, von dem er das erste Mal durch die rätselhaften Randbemerkungen im ältesten und unverständlichsten Buch seines eigenen Adoptivvaters, Ronaldo Valpraise erfahren hatte; einem Mann, den er für weise gehalten hatte, der aber in Wirklichkeit ein Dummkopf war und Angst vor wahrhaftiger Macht hatte.
    Dies hier war die wahrhafte Macht. Nimiane, Tochter des unsterblichen Endor, saß auf einem Thron, ein Dutzend Stufen von ihm entfernt. Ihr gleichzeitig wunderschönes und grausames Gesicht wirkte ruhig und entspannt. Sie hatte die Augen geschlossen, doch die Katze mit der weißen Maske, die sie auf dem Schoß hielt und deren schwarzes Fell sie sanft streichelte, blickte hellwach. Darius fixierte die Katze und erkannte, dass es Nimiane war, die ihn ansah. Sie war die Gebieterin dieses Tieres und dessen Sehkraft ersetzte ihre eigene.
    Darius spürte, dass sich Leben näherte. Im selben Moment hörte er Schritte, die langsam die Treppe vom Gang in den großen steinernen Thronsaal hinaufstiegen.
    Carnassus erschien, der alte Zauberer, dessen Haut verknittert und faltig war wie die Haut eines vertrockneten Pilzes. Er stützte sich auf seinen Stock und setzte seinen Fuß auf den mit Leben erfüllten Steinboden. Der Hals über seinem schmalen Körper war dick, und ein langer weißer Bart wuchs von der Spitze seines Kinns herab. Er sah durch die Fenster in den grauen Himmel hinauf.
    »Der Junge.« Nimianes Stimme klang matt. Ihre Augen waren geschlossen. »Sie sind noch nicht mit ihm zurückgekehrt.«
»Nein«, sagte Carnassus. »Das sind sie nicht. Der Weg zum Tor ist zwar kurz, aber das Meere kann rau sein.«
    »Sie werden nicht zurückkehren«, flüsterte Nimiane. »Ich hatte gehofft, zuerst den Jungen in meine Gewalt zu bekommen.«
    Carnassus trat einen Schritt vor und stieß seinen Stock auf den Boden. Darius spürte seinen Zorn. »Sie können noch immer zurückkommen«, entgegnete Carnassus.
    Nimiane öffnete ihre blinden Augen und holte tief Luft. »Alter Mann«, begann sie. »Dein Sohn ist tot. Er war stark. Ich habe gespürt, wie sein Leben verging, und ich habe seine Kraft in den Steinen unter deinen Füßen gesammelt.«
    Carnassus erstarrte. Als er sprach, war es nur ein Flüstern. »Was ist mit dem Sohn Mordechais?«
    »Er lebt. Aber fürchte den Wolf vor den Welpen. Du hast mir

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