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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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einen Racheengel ist es ganz besonders wichtig, schnell mit der Engelswelt vertraut zu werden. Deshalb habe ich ein paar Schriftstücke für dich ausgewählt. Schließlich bin ich nicht nur für dein äußeres Wohlergehen zuständig.«
    Mir schauderte bei Sanctifers Worten. Kam jetzt der Teil mit der Gehirnwäsche?
    »Lass uns nach oben gehen«, befahl er.
    Schon von unten wirkte die Bibliothek beeindruckend. Der Weg durch die Regalreihen jedoch war atemberaubend. Ein ausgeklügeltes System von kleinen Balkonen und schmalen Umgängen ermöglichte den Zugang zu den erst auf den zweiten Blick sichtbaren Bereichen der Bibliothek. Und oben wartete, als krönender Abschluss, die von filigranen Stahlseilen gehaltene, scheinbar unter der Lichtkuppel schwebende Galerie.
    In dem mit einem antiken Prachtstück von Schreibtisch, dazu passenden Lesetischchen, Stühlen und gemütlichen Sesseln perfekt ausgestatteten Studierzimmer fehlte es an nichts. Selbst die Aussicht stimmte – ein Rundumblick auf Venedig, die Lagune und das Meer.
    »Setz dich«, forderte Sanctifer mich auf, in einem der Sessel Platz zu nehmen. »Bevor ich dir jedoch erlauben kann, mit den wertvollen Schriftstücken zu arbeiten, musst du noch eine Kleinigkeit loswerden.« Sanctifers Blick fiel auf meine Finger. Panik breitete sich in mir aus. Das also hatte er vor: mir meine Klauen zu ziehen.
    »Gib mir deine Hände«, verlangte er. »Keine Sorge, es wird nicht weh tun«, setzte er mit einer Märchenonkel-Erzählstimme hinzu.
    Wie von selbst verschränkten sich meine Arme, um meine beringtenFinger zu verbergen. Obwohl ich wusste, dass ich keine Chance hatte, Sanctifer zu entkommen. Er brauchte nur seine Wachen zu rufen.
    »Lynn, ich kann dein Misstrauen verstehen. Doch meine Einstellung zu dir hat sich verändert, wie du sicher schon bemerkt hast. Und ich hoffe, dass auch du mir schon bald ein wenig mehr Vertrauen entgegenbringst.« Erwartungsvoll streckte er mir seine Hände entgegen – ich blieb stur. »Wie du willst«, seufzte Sanctifer theatralisch. »Aber solange du die Spangen trägst, muss ich dein Studium einschränken. Silberstreifen auf meinen Schriftstücken kann ich nicht akzeptieren.«
    »Du«, ich wählte das Du, obwohl fast jeder in Sanctifers Palast ihn mit Ihr ansprach. »Du willst mir die Spangen abnehmen? Weil meine Silberringe Streifen auf den Schriftstücken hinterlassen könnten?« Ich brach ab. Zuzugeben, dass ich meine Spangen liebend gerne loswerden wollte, allerdings nicht wegen der Schriftrollen, sondern um mir seine aufsässigen Lakaien vom Hals zu halten, schien mir nicht besonders clever zu sein. Doch Sanctifer war ein hervorragender Beobachter. Mein Zögern verriet mich.
    »Der Zirkel der Racheengel hat dich aufgenommen. Dir die Spangen länger aufzuzwängen, als unser Gesetz es vorsieht, muss frustrierend für dich sein.« Es lag ein Hauch von Wut in Sanctifers Stimme, die ich ihm nicht abnahm.
    »Aber wenn du nicht möchtest, werde ich dich natürlich nicht dazu zwingen. Es sollte deine Entscheidung sein. Immerhin erfordert es ein gewisses Maß an Selbstkontrolle. Und wenn du glaubst, noch nicht so weit zu sein, möchte ich dich nicht dazu drängen, deine Spangen abzulegen. Letztendlich übernehme ich die Verantwortung, wenn ich in meinem Hause einer schlecht ausgebildeten Racheengelnovizin erlaube, ihre Klauen zu zeigen.«
    Sanctifer ging zu dem Schreibtisch hinüber und ließ mich in meiner Verwirrung zurück. Galt dieser Angriff Aron oder wollte Sanctifer tatsächlich, dass ich seinen aufdringlichen Gästen ihre Grenzen aufzeigte?
    »Komm zu mir«, befahl Sanctifer und winkte mich zum Tisch, wo er mit dem Halter einer Schreibfeder und einem Tintenfässchen eine Pergamentrolle fixierte hatte. »Zum Lesen brauchst du deine Hände ja nicht.«
    Ich strich Sanctifers Angebot aus meinem Gedächtnis und warf einen Blick auf das Pergament. Den Tuschezeichnungen an den Rändern nach zu urteilen, schien es eine Abhandlung über Irrlichter zu sein.
    Ich biss mir auf die Zunge und versuchte, meine Überraschung zu verbergen. Wollte Sanctifer mich tatsächlich unterrichten? Mich hier hochzulotsen, um mir die Fülle seiner Besitztümer zu demonstrieren, erschien mir wesentlich plausibler. Aber richtigen Unterricht? Ich blieb skeptisch.
    »Die anderen Schriftstücke findest du dort.« Sanctifer wies auf einen der Beistelltische, auf dem ein gutes Dutzend Pergamentrollen lagen. »Ich werde Raffael darum bitten, sie dir zu entrollen, damit

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