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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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entpuppten sich als traumhaft schön. Neben einem kleinen Garten standen mir ein Empfangsraum mit einemSammelsurium venezianischer Masken, ein Arbeitszimmer und ein Schlafzimmer mit integrierter Badeoase zur Verfügung. Farblich perfekt aufeinander abgestimmt in Weiß, einem Hauch von Grün und den verschiedensten Blautönen. Offenbar wusste Sanctifer, dass Blau beruhigend auf mich wirkte.
    »Ich hoffe, du fühlst dich hier wohl.« Raffael strich sich kurz durch seine schwarze Mähne und sah mich erwartungsvoll an. Er meinte es ernst.
    Und obwohl ich mich unter einem Dach mit Sanctifer alles andere als wohl fühlen würde, antwortete ich mit einem »Danke, es ist wirklich schön« und verzichtete auf den Zusatz, dass Sanctifers Entgegenkommen mich nicht im Geringsten beeindruckte.
    Ein Lächeln huschte über Raffaels Gesicht, als hätte ich die Suite nicht Sanctifer, sondern ihm zu verdanken. Hoffte er, dass ich seinen Ziehvater bald mit anderen Augen sehen würde? Entweder kannte er Sanctifer nicht wirklich, oder Raffael akzeptierte dessen bösartiges Wesen – was ich mir weder vorstellen wollte noch konnte. So erbärmlich war mein Bild von Raffael dann doch nicht.
    »Übrigens, Sanctifer hat heute Abend eine besondere Überraschung für dich vorbereiten lassen. Leider darf ich nichts verraten, aber ich bin mir sicher, dass es dich in seinen Bann ziehen wird.«
    In Sanctifers Bann, ergänzte ich im Stillen und verbot meiner Furcht, zu wachsen.

Kapitel 18
Marionettenspieler
    S anctifers Palast war erfüllt von orientalischen Klängen und ausgelassenem Gelächter. Gebannt blieb ich unter einem der hufeisenförmigen Bögen stehen, die das Atrium von dem farbenprächtigen Festsaal trennten, und beobachtete die ausgelassene Fröhlichkeit – und Gefräßigkeit. Überschüttet mit den herrlichsten Leckereien aus aller Welt quoll die ausladende Tafel beinahe über. Immerhin entdeckte ich unter Sanctifers Gästen nichts, was dämonisch wirkte – das war draußen geblieben. Und obwohl mir die seltsam anmutenden Geschöpfe im Atrium mit ihrer nixenhaften Schönheit und verborgenen Gefährlichkeit den Atem raubten, erschienen sie mir weit weniger bedrohlich als die Engelschar, die sich in Sanctifers Palast versammelt hatte. Umschwirrt von fleißigen Putten, die dafür sorgten, dass ihre Teller und Gläser stets gut gefüllt waren, wirkten Sanctifers Gäste auf mich ein wenig zu entspannt. Sie sollten Angst vor dem Racheengel haben, anstatt mich anzuschmachten.
    »Suchst du jemanden?«, begrüßte mich eine sonore Stimme. Ich schrak zusammen, als Sanctifer wie aus dem Nichts neben mir auftauchte. »Raffael hat mir schon erzählt, dass du ein wenig schreckhaft bist.«
    Ich warf Raffael, der mich ins Atrium gebracht hatte und mich nun von einem der Wasserspiele aus beobachtete, einen Du-Verräter-Blick zu. Sanctifer entging die Blickattacke natürlich nicht. Ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht, bevor er sich meinen Arm schnappte, um mich zu meinem Platz an der Tafel zu begleiten.
    Wieder einmal der Mittelpunkt des Geschehens zu sein behagtemir ganz und gar nicht. Dass es an dem barocken Kleid aus blausilbernem Brokat lag – neben Unterwäsche war es das einzige Kleidungsstück, das ich nach dem Duschen in meinem Zimmer gefunden hatte –, glaubte ich nicht. Schließlich waren die anderen Gäste ähnlich verkleidet.
    Umgeben von engelhaften Gestalten – ich war mir inzwischen nicht mehr sicher, ob alle Engel waren – saß ich auf dem prächtigen Stuhl des Ehrengasts in der Mitte der langen Tafel. Der Herr des Hauses selbst thronte an der Stirnseite. Allein. Mich hatte er seinen Untertanen zum Fraß vorgeworfen. Herauszufinden, ob ich zu den Leckerbissen zählte oder eher ungenießbar war, beflügelte sie.
    Da ich es mir nicht schon am ersten Abend mit Sanctifers Hofstaat verderben wollte, bemühte ich mich, freundlich zu bleiben. Eisern ignorierte ich die lüsternen Blicke meines Tischnachbarn – ein in einem kardinalroten Gewand steckender Schönling, der sich besonders toll fand, Mazarin nannte und mit seinem schmalen Kinnbart hervorragend in einen Musketierfilm gepasst hätte. Erst als er seine guten Manieren vergaß und begann, mich unter dem Tisch zu begrapschen, verwarf ich meine Vorsätze und traktierte ihn mit meiner Dessertgabel – viel lieber hätte ich mit meinen Klauen ein sichtbares Zeichen auf seinen emsigen Händen hinterlassen.
    Anstatt sich zurückzuziehen, zeigte Mazarin noch mehr Interesse an

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