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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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jedenfalls nicht rauskommen.
    Frustriert kletterte ich wieder hinunter zu meinem Ruhelager, wo ich in romantischem Kerzenschimmer neben ein paar schnell geschriebenen Zeilen erwacht war.

    Bitte verzeih mir. Und bitte bleib im Schloss der Engel.
    Ich liebe dich und muss dich in Sicherheit wissen.
    Christopher
    Trotz oder vielleicht gerade wegen des Liebesschwurs hatte ich den Zettel zerknüllt und in die Kerzenflamme gehalten. Allem Anschein nach sollte mein Aufenthalt in dem ehemaligen Fisch-Frischhaltekellerlänger dauern. Christopher hatte Sandwiches und Schokomuffins samt einer Thermoskanne mit Milchkaffee für mich bereitgestellt. Orangensaft gab es natürlich auch. Aber ich hatte weder Hunger auf Brötchen oder Kuchen noch wollte ich mich mit Christophers Hinhaltetaktik abfinden. Doch je öfter ich nach oben kletterte und gegen die Luke hämmerte, umso wütender wurde ich. Der Karzer war allerdings nicht nur dazu geschaffen, Fische frisch zu halten, sondern auch einen tobenden Racheengel festzusetzen. Mir blieb also nichts anderes übrig, als abzuwarten und mich in Geduld zu üben – eine grausamere Inhaftierung hätte sich Christopher kaum ausdenken können: Die aufgezwungene Passivität weckte meine Fantasie und steigerte meine Angst ins Unermessliche.
    War Christopher schon in Venedig? Bei Sanctifer? War Philippe auch dort? Und was hatte der Schlächter mit Raffaels Blut angestellt? Den Gedanken, dass es möglich war, ein dämonisches Wesen an einen Menschen zu binden, wollte ich lieber nicht weiterverfolgen. Dunkle Engel besaßen weder eine Seele noch ein Herz – zumindest kein unversehrtes.
    Je länger ich in dem düsteren Loch feststeckte, umso lebendiger wurden meine Tagträume. Schwarze Schatten krochen aus ihren Verstecken, fesselten mich und stürzten sich auf Christopher. Umwoben ihn mit ihrem boshaften Netz und verschlangen seine Seele, bis er schließlich selbst ein Schatten war.
    Ich stand kurz davor, dem Wahnsinn zu verfallen, als mich Arons Stimme erreichte. Ein Blick genügte ihm, um zu wissen, welche Gefühle in mir tobten. Trotz ausgefahrener Klauen zog er mich in seine Arme, bis ich mich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte.
    Mit einem Boot und Paul am Ruder brachte Aron mich auf die andere Seite des Sees ins Schloss der Engel. Während der Überfahrt verlor er kein Wort. Stattdessen beschränkte er sich auf das Beobachten meiner Klauen. Erst nachdem er die Tür zu meiner Kammer unterm Dach verriegelt und mich auf den blauen Sitz niedergedrückt hatte, brach er sein Schweigen.
    »Wann hat Christopher die Insel verlassen?«
    »Das kann ich dir leider nicht sagen, weil ich nicht weiß, wie lange ich ohnmächtig war. Ich war so blöd, Christopher von der Kapsel zu verraten«, gestand ich.
    »Er hätte dich auch mit ihr bezwungen. Gegen Christopher zu bestehen liegt jenseits deiner Möglichkeiten. Ihm zu verraten, wo er dich finden kann, allerdings nicht.« Arons scharfer Tonfall erschreckte mich. Er war mehr als sauer. »Ich habe dir alles beigebracht, um Sanctifer zu widerstehen, weil ich dachte, dass deine Liebe zu Christopher stark wäre. Doch anscheinend habe ich mich in dir getäuscht.«
    »Aron, ich …« Er ließ mich nicht zu Wort kommen. Breitbeinig baute Aron sich vor meinem Sessel auf und stützte seine Hände auf die Armlehnen, so dass sein Gesicht keine Handbreit von meinem entfernt war.
    »Was hat dich dazu veranlasst, Christopher deine Gefühle zu offenbaren? Deine Sehnsucht?« Arons spöttischer Tonfall stachelte meine Wut an – doch seine Wut auf mich war größer. »Warum wolltest du, dass Christopher dich findet? Was hat Sanctifer dir versprochen, damit du ihn verrätst?!«
    Nichts hätte mich mehr verletzen können als Arons Anschuldigung. Meine Gefühle schäumten hoch, meine Krallen wollten sich in sein Engelfleisch bohren.
    Statt in Arons grub ich sie in mein Arme. Zu spüren, wie gefährlich sie waren, sollte mir helfen, meinen Zorn zu bändigen. Doch anstatt mich zur Vernunft zu bringen, führte der Schmerz mich an die Grenzen meiner Leidensfähigkeit. Verbissen bekämpfte ich meine Gefühle: die Angst, Christopher an Sanctifer zu verlieren. Aber vor allem den Wunsch, Aron so sehr zu verletzen, wie er mich verletzt hatte.
    »Lynn?« Arons Stimme drang zu mir durch. »Lynn, sieh mich an!« Sein Befehl schreckte mich auf.
    Ich verschloss mich vor ihm. Arons Schuldzuweisungen standzuhalten, während ich meine dämonische Seite niederrang, überfordertemich. Doch

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