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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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Bereich konnte Sanctifers Schatten mir nicht folgen. Ich brauchte bloß abzuwarten. Irgendwann würde Nagual ja wohl merken, was hier unten los war – spätestens, wenn er mir das Essen brachte.
    Mein so vernünftiger Plan scheiterte. Nicht an Gabriella, sondern an mir. Die wieder in sattem Schwarz glänzenden Schwingen, aber vor allem die Gier in Gabriellas Augen brachten sämtliche Erinnerungen zurück. Sie war ein Monster, eine kaltblütige, engelseelenraubende Bestie. Aus Massimo eines von Sanctifers dunklen Geschöpfen zu machen, hatte ein unbändiges Verlangen nach Macht in ihr entfacht – genau wie bei mir. Doch im Gegensatz zu mir war Gabriella nicht in der Lage gewesen, diesem Verlangen zu entsagen. Wenn ich sie entkommen ließ, würde sie weitereEngel in seelenlose Wesen verwandeln – und das konnte und durfte ich nicht zulassen.
    Mein Racheengelwesen zeigte sich mir mit einer Heftigkeit, die mich schwindelig machte. Mit unbekannter Intensität fühlte ich beides, meine helle und meine dunkle Seite. Spürte die Macht, die aus mir ein diabolisches Wesen oder einen unglaublichen Engel machen konnte. Die Entscheidung, ob ich mächtig oder ein Engel sein wollte, lag bei mir.
    Ich wählte die helle Seite – und glaubte, in tausend Stücke zu zerspringen, als die Kälte von mir abfiel, in die Gabriella meine Seele geflochten hatte. Meine dunkle Seite wehrte sich, wollte so sein wie Gabriella. Doch meine Engelseele kämpfte und suchte das Licht in mir.
    Belebende Wärme durchströmte mich, erfüllte mich mit unfassbarer Energie und hielt meinen Körper zusammen. Strahlendes Purpur blitzte durch meine Flügel, wie Christopher es vorhergesehen hatte. Ich hatte den letzten Schritt vollzogen und den Engel in mir angenommen.
    Pauls Schwert veränderte seine Farbe von blassem Weiß zu wunderschönem, mit Silber durchwirktem Purpur. Es war nicht länger seine Waffe, die ich in den Händen hielt, sondern meine. Im Grunde war ich erst jetzt bereit, gegen einen Schatten zu kämpfen.
    Meine Angriffe wurden mutiger. Das Hochgefühl, ein Engel zu sein, berauschte mich. Mit jedem Treffer, den ich auf Gabriellas Klinge landete, fühlte ich mich stärker. Mächtiger. Unbesiegbar. Sie war auf dem Rückzug – und ich mir so sicher, sie zu bezwingen.
    Meine Euphorie machte mich überheblich. Aber vielleicht hatte Gabriella auch nur auf den Moment hingearbeitet, wo ich mich im Rausch meines Engelseins verlor.
    Ein unheimliches Glitzern belebte ihre seelenlosen Augen, bevor sie zustieß und ihre Waffe zwei Klauen an meiner Schwerthand durchtrennte. Schwarzer Nebel stieg auf und verwandelte sich zu lähmenden Schleiern. Mischte sich mit dem sich nähernden, dunklen, mir fremden und doch so vertrauten Wesen, dem meinHerz gehörte. Auch wenn ich mich wie ein Engel fühlte, noch besaß ich einen menschlichen Anteil – und der war diesem zweifachen Schmerz nicht gewachsen.
    Mein Schwert glitt mir aus der Hand. Die silberrot glitzernden Teilchen verloren sich mit einem letzten Funkeln im Nichts. Ich suchte Halt an der nächsten Wand, weil ich kurz davorstand, ohnmächtig zu werden. Die Dunkelheit, die nach mir suchte, drohte, mein Herz zu zerbrechen.
    Zu ihrer vollen Größe aufgerichtet, thronte Gabriella über mir wie die Göttin des Todes. Sanctifer würde mich foltern, wenn ich mich widersetzte, so zu werden wie sie. Doch noch kämpfte ich nicht gegen ihn, sondern gegen sein Monster – vielleicht auch gegen zwei.
    Mein Puls setzte für einen quälend langen Atemzug aus. Christophers Blick kreuzte meinen. Er war Gabriella gefolgt. Doch ich wusste nicht, ob er auf meiner oder ihrer Seite stand.
    Auf Christophers aschfahler Haut pulsierten blassblaue Adern. Seine einst goldblonden Haare schimmerten grau wie Asphalt. Auch seine Flügel waren nicht mehr die eines Engels. Sie glichen den schwarzen Monsterschwingen Gabriellas. Nur dass in ihnen helle Blitze zuckten – wie immer, wenn er wütend war. Das Einzige, woran ich sah, dass er die Verwandlung noch nicht abgeschlossen hatte, waren Christophers Augen. Noch leuchtete mehr Jadegrün als Rot in ihnen. Erkennen, ob demnächst ein Engel oder zwei Schatten vor mir stehen würden, konnte ich dennoch nicht.
    Die Luft begann zu vibrieren, als Christopher den niedrigen Vorraum des Kerkers betrat. Die Kälte wurde unerträglich. Meine Hoffnung verblasste. Christophers dämonische Seite stärkte Gabriella – und schwächte mich. Zitternd schlang ich die Arme um meinen Körper und schützte

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