Fluch der Engel: Roman (German Edition)
sich anfühlte wie siedendes Öl.
Erschöpft schleppte ich mich ins Bett. Es dauerte eine Weile, bis der Schmerz etwas nachließ. Und das in meinem Kopf auftauchende Hämmern half auch nicht gerade, mir die Nacht zu versüßen. Besonders als mir wieder einfiel, woher ich dieses Pochen kannte.
Versuchte die Totenwächterin gerade in meinen Verstand einzudringen? Während ich wach war? Oder war es jemand anderes? Sanctifer?! Ein Frösteln überzog mich. Wenn ich jetzt einschlief und träumte, wäre ich lesbar wie ein aufgeschlagenes Buch.
Vorsichtig legte ich meinen Kopf auf das duftende Kopfkissen und starrte in den sternenklaren Nachthimmel. Das ungnädige Glimmen auf meinem Rücken und das Klopfen in meinem Schädel hielten mich wach. Da half auch kein beruhigendes Lavendelkissen.Wer auch immer versuchte, mich auszuspionieren, hatte sich wenigstens den denkbar schlechtesten Zeitpunkt ausgesucht.
Inzwischen tippte ich auf Aron, der mich testete, oder – woran ich lieber nicht denken wollte – auf Christopher. Hatte er gespürt, dass ich in Gefahr schwebte, als Susan ihr Engelschwert auf mich richtete? Konnte er meine Schmerzen fühlen?
Die Erinnerung an Christopher überwältigte mich. Ein vertrautes Gefühl hüllte mich ein. Meine Augen fielen zu. Kurz bevor mich der Schlaf übermannte, schreckte ich auf. Derjenige, der sich gerade in meine Träume schleichen wollte, hatte sein Ziel beinahe erreicht.
Müde schleppte ich mich um den See, lange bevor es Zeit zum Aufstehen war. Schlafen konnte und wollte ich sowieso nicht. Und allein durfte ich wenigstens anhalten, sobald mein Rücken sich meldete. Den Schnitt vor Aron zu verbergen, würde nicht leicht werden. Doch von mir sollte niemand erfahren, dass Susan mich angegriffen hatte.
Ekin passte mich ab. »Aron möchte mit dir sprechen«, erklärte er mir und unterzog mich einer kritischen Musterung. Mein buckliger Laufstil schien ihm nicht zu gefallen.
Ich drückte meinen schmerzenden Rücken durch und folgte ihm ins Schloss. Als Ekin zwei Etagen höher Richtung Mädchenstock abbog, wäre ich am liebsten davongerannt. Meine Befürchtung wurde Gewissheit, als er vor Susans Zimmer anhielt und klopfte.
»Nach dir«, forderte er mich auf, einzutreten.
Ich drückte mir ein Lächeln ins Gesicht, um meine Unsicherheit zu kaschieren. Aron bemerkte sie sofort. Er saß auf der Armlehne des orangegelben Sessels, der wunderbar mit den hellgelben Wänden harmonierte, und hatte einen Arm um den Körper der zitternden Susan gelegt. Anklagend schaute er mich an. Was auch immer Susan erzählt hatte, ich, der unberechenbare Racheengel, war schuld.
Ekins Schubs ließ mich nach vorn taumeln. Ich biss die Zähne zusammen. Der Schmerz zwischen meinen Schultern war heftig. Kurz vor meinem Tutor und seinem bebenden Schützling kam ich zum Stehen. Mit zusammengepressten Lippen fixierte ich den orangerot gemusterten Teppichboden. Alles hier strahlte Optimismus aus, nur nicht die Engel, die mich anstarrten.
Arons stählerne Stimme durchschnitt die Stille. Er war mehr als sauer. »Was hast du dir dabei gedacht, Susan alleinzulassen? Ist dein Mitgefühl schon so weit gesunken, dass du nicht mehr erkennst, wann deine Hilfe benötigt wird?«
Mein Kopf schnellte nach oben. Aron warf mir Herzlosigkeit vor? Wahrscheinlich gab er mir auch die Schuld an Susans Ausrutscher auf meinem Rücken.
»Ich bin kein Schutzengel. Wie du weißt, liegt Beistand leisten nicht in meinen Genen«, erinnerte ich ihn an den dämonischen Teil meines Charakters, ohne auf seine Frage einzugehen.
»Bei Christophers Streit mit Nagual scheinst du das vergessen zu haben«, konterte er. »Aber vielleicht habe ich auch zu viel von dir erwartet.«
Arons Vorwurf schmerzte. Alles in mir drängte danach, mich zu verteidigen und ihm die Wahrheit zu erzählen. Doch damit hätte ich Susan verraten und ihre Zukunft im Schloss der Engel gefährdet. Und diese Schuld wollte ich nicht auch noch auf mich laden. Dann lieber ein paar Extrarunden um den See laufen.
»Weil du offenbar nur das siehst, was du sehen möchtest«, bestätigte ich Arons Bild und kehrte ihm den Rücken zu. Besser ich suchte das Weite, als mich in Lügen zu verstricken.
Ekin stoppte meine Flucht an Arons Stelle. Sein Daumen drückte in meine Wunde. Mein Keuchen zu unterdrücken gelang mir nicht besonders gut. Ich verwandelte es in ein genervtes Stöhnen.
»Was willst du, Aron? Dass ich auf die Knie falle und um Verzeihung flehe für das, was ich
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