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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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meinen Fragen aus – aber vielleicht hatte Sanctifer ihn nur mal wieder im Unklaren gelassen, und Raffael wollte das nicht zugeben. Also verwandelte ich mein Zähneknirschen in ein Lächeln und bemühte mich, den Saal, in dem wir Tangotanzen gelernt hatten, mit weißen Rosen zu dekorieren, ohne Raffael mit den dornenbespickten Stielen zu erdolchen. Von seiner Schweigsamkeit wollte ich mir meine gute Laune nicht verderben lassen. Ich freute mich riesig, meine Eltern wiederzusehen, und wünschte mir einen friedlichen Abend.
    Meine Mutter war ein wenig enttäuscht gewesen, dass sie mein Abiballkleid nicht mit aussuchen konnte. Schließlich war ich an Ostern nicht nach Hause gekommen, weil ich die Ferien angeblich bei Christopher verbracht hatte. Ein entzückter Aufschrei rutschte ihr trotzdem über die Lippen, als sie mein Kleid entdeckte. Christopher hatte mir diesen roten Traum aus Seide geschenkt.
    »Linde, du wirst phantastisch darin aussehen!«, seufzte sie.»Christopher hat ein hervorragendes Gespür dafür, wie er dich zum Strahlen bringt.«
    Mein Vater, der uns vom Schreibtisch aus beobachtete, versuchte sein Glucksen zu unterdrücken. Meine Mutter warf ihm einen bösen Blick zu.
    »Ich hatte eigentlich die Farbe ihrer Wangen gemeint, aber natürlich bringt auch Christopher selbst unsere Süße zum Strahlen«, verteidigte sie sich. »Was … hat er eigentlich nach dem Abi vor? Will er auch in Venedig studieren?« Übersetzt bedeutete das: Werdet ihr zusammenbleiben?
    Ja, das wollten wir – länger, als sie sich das vorstellen konnte. Aber das konnte ich ihr ja wohl kaum erklären. Um mir weitere Fragen zu ersparen, setzte ich auf Ausrede und Ablenkung. Dass ich trotz Studienplatz in Venedig nicht zur Uni gehen würde, umging ich. Aron hatte mir ein Stipendium für Kunstgeschichte besorgt, was meine Eltern davon überzeugt hatte, meinen Plänen zuzustimmen. Er würde auch dafür sorgen, dass ihnen jedes Mal etwas dazwischenkam , sobald sie mich in Venedig besuchen wollten.
    »Christopher hat sich noch nicht eingeschrieben. Aber bevor mein Studium beginnt, wollen wir erst mal Urlaub machen und uns ein wenig Italien anschauen. Hilfst du mir mit den Haaren?«
    Meine Mutter lächelte, vergaß nachzuhaken und begann, mir die Haare zu kämmen.
    Hannah fiel die Kinnlade herunter, als ich vor meinen Eltern die geschwungene Treppe hinablief. Ihre Reaktion entschädigte mich für all die fiesen Stiche, die sie mir in den letzten eineinhalb Jahren zugefügt hatte. Auch sie steckte in einem atemberaubenden Kleid, doch ihrer Reaktion nach zu urteilen, gefiel ihr meines besser als ihr pinkfarbenes. Aber vielleicht lag es ja auch an meiner Frisur, dass ihr Gesicht diesen grünen Neidschimmer annahm. Meine Mutter hatte sich wahrlich selbst übertroffen. Einen Teil meiner langen Haare hatte sie zu einem eleganten Knoten hochgesteckt, den Rest zu Spirallocken gedreht: eine atemberaubende Mischung.Selbst Raffael drehte sich mit einem bewundernden Lächeln nach mir um.
    Doch als ich Christopher am Ende der belebten Eingangshalle entdeckte, war mir plötzlich vollkommen egal, wie die anderen mich sahen. Seine Augen schimmerten in flüssigem Smaragd. Für ihn gab es nur mich. Keine Hannah, keinen Raffael und auch sonst niemanden. Wäre in diesem Moment die Welt versunken, keiner von uns beiden hätte es bemerkt.
    Mit laut klopfendem Herzen blieb ich vor dem blonden Engel mit den sanft gewellten Haaren stehen. Natürlich sah er auch in einem Anzug umwerfend aus. Dass sein rotes Hemd aus demselben Stoff wie mein Kleid genäht war, hätte ich mir eigentlich denken können. Der Rest war schlichtes Schwarz.
    »Bist du bereit?«, flüsterte Christopher, während er mich mit einem altmodischen Handkuss begrüßte.
    »Ja«, hauchte ich, unfähig, meine Stimme zu erheben. Noch mehr als sonst wirkte Christophers Sommergewitterduft verzaubernd auf mich. Vielleicht war er ja gar kein Engel, sondern ein den Verstand raubender Magier?
    Ein Lächeln stahl sich auf Christophers Gesicht. »So kurzatmig, trotz des täglichen Trainings?«, neckte er mich.
    »Um den See zu rennen hilft nicht gegen Zauberkräfte.«
    »Gut, zu wissen«, antwortete er. Dass sein Lächeln sich vertiefte, bildete ich mir sicher bloß ein – ebenso wie den betörenden Duftmantel, der sich um mich legte. Allerdings kam mir die Taktik ziemlich bekannt vor.
    »Versuchst du gerade, mich einzuwickeln?«
    »Ich? Wie kommst du denn darauf?«, fragte Christopher

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