Fluch der Hestande
fochten und starben.
Ein neues Erwachen – Geburt.
Ein anderer Tod: zwischen schwarzen Monolithen und unmenschlichen Skulpturen, zwischen fanatischen Priestern, die das Leben haßten, und die eine schwarze Kälte auf ihn herabbeschworen, die in seinen Körper kroch, in seinen Verstand kroch und ihn auslöschte.
Ein anderes Erwachen.
Ein anderer Tod.
Dazwischen flüchtige Bilder von Menschen, von Augenblicken großer Liebe und großer Furcht, von verzweifeltem Kampf. Und immer war es die Finsternis, gegen die er sich wehrte.
Immer rascher folgten Tode und Geburten. Immer flüchtiger wurden die Bilder aus den dazwischen liegenden Leben, immer älter und vager die Erinnerungen, bis selbst die Tode und Geburten nicht mehr zu zählen und zu unterscheiden waren.
Doch noch immer flog er durch die Zeiten mit einer ungeheuren Geschwindigkeit auf ein Ereignis zu, das fester verankert war in Seele und Geist als die Leben und Tode, die danach folgten.
Da war das allererste Erwachen – eingebrannt in das junge Leben wie ein feuriges Mal.
Und davor…
Mythor schrie auf. Er wehrte sich. Er kämpfte mit jeder Faser seiner Körper, jedem bewußten Funken der Geister, die seine Erinnerung durchwandert hatte, gegen diese letzte Wahrheit.
Aber es konnte keinen Triumph über die Wahrheit geben und keine Flucht vor ihr.
Er tauchte schreiend und kämpfend hinab in die Finsternis.
Denn das Leben kam aus der Finsternis. Es war eine Schöpfung Schwarzer Magie.
Eine Magie, die sich als mächtiger als ihre Magier erwies.
Es gab kein Entrinnen. Hestandes Tränen ließen ihn nicht los. Mythors Geist verwandelte sich.
Er wurde zum Dämon!
Und er ergriff Besitz von seinem eigenen Körper.
11.
Fryll steckte das Entsetzen noch in den Gliedern. Er hatte sich mit Raegeseder im Schloß verborgen, als Mythors Besessenheit begann. Er hatte die Verwandlung beobachtet. Er verstand nicht, was geschah, aber er wußte, was ein Dämon war. Es gab für ihn keinen Zweifel: ein Dämon hatte von Mythor Besitz ergriffen.
Er hatte seine eigenen Vorstellungen über Dämonen. Er dachte, daß Kalaun, der Herr des Chaos, einer wäre. Und er glaubte, daß die kalten und die zornigen Mangoreiter einst Menschen gewesen waren, von denen Dämonen Besitz ergriffen hatten.
Er hielt Dämonen, abgesehen von ihrer grausamen Lebensfeindlichkeit, für Wesen mit Verstand, die dachten und Pläne schmiedeten wie die Lebenden.
Einer, der nur tobte und zerstörte, war neu für seine Vorstellung. Dennoch zweifelte er nicht. Er brachte sich und Raegeseder vor den zerstörerischen Gewalten in Sicherheit, während Rithumon widerhallte von fürchterlichen Schreien, brechenden Bäumen und berstenden Mauern.
Ein Ungeheuer, eine Bestie raste in Rithumon, und selbst die Kruuks verkrochen sich hinter ihren Palisaden.
Doch bevor er das Dorf erreichte, verstummte das Wüten.
Fryll sagte mit bebender Stimme zu Raegeseder: »Es wäre immerhin möglich, daß Hestandes Tränen ihre Kraft verlieren. Vielleicht verliert auch der Dämon Gewalt über ihn.«
Raegeseder gab keine Antwort. Er antwortete nie mit Worten, nur manchmal mit Taten, und oft mit Träumen.
»Wir sollten nach ihm sehen. Er mag Hilfe brauchen.«
So machte der Schrat sich auf die Suche nach Mythor. Raegeseder folgte wie ein Schatten.
Sie fanden ihn mit glasigen Augen im Gebüsch liegen. Während Fryll sich über ihn beugte, um zu sehen, ob noch Leben in ihm war, traf eine Schar von zwei Dutzend Kruuks ein, die äußerst erfreut über den unverhofften Fang waren.
Flucht schied aus, Widerstand beim Anblick der mörderischen Hämmer ebenfalls, so fügte sich Fryll in sein Los. Er sah, wie Raegeseder sich an ihn drängte, doch während die Kruuks Fryll fesselten, verschwand der Baumgeist.
Fryll dachte schon erleichtert, daß er sich in Sicherheit gebracht hätte, doch dann entdeckte er ihn mitten unter den Kruuks.
Raegeseder hatte wieder ihre Gestalt angenommen. Es war der Fluch seines Daseins, daß er sich den stärksten Einflüssen anpaßte.
Als sie Mythor hochhoben und fesselten, bewegte er sich stöhnend. Fryll war sehr erleichtert darüber.
Aber es bedeutete nicht viel, daß Mythor lebte. Ihre Lage war nun aussichtslos geworden.
Die grünhäutigen Krieger führten ihre Gefangenen mit zufriedenen Kehllauten ins Dorf. Erst auf dem Weg wurden sie des durchscheinenden Kruuks gewahr, der sich unter sie gemischt hatte. Sie warfen ihre Gefangenen zu Boden und stoben entsetzt auseinander. Furcht ließ ihre
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