Fluch der Leidenschaft
trat FitzRoger bereits gegen den nächsten Angreifer an und brach ihm einen Arm. Der Mann stürzte mit lautem Gebrüll vom Pferd.
FitzRoger grinste ihr kurz zu. »Gut gemacht!«
Ihr Herz jubelte.
Drei weitere Männer gingen jetzt auf ihn los, doch dann hielten sie plötzlich inne. Weshalb?
Pfeile schwirrten durch die Luft.
Einer prallte gegen Imogens Helm und riss ihr mit seiner Wucht den Kopf nach hinten, sodass sie entsetzt aufschrie. Die meisten trafen FitzRoger auf der rechten, nicht durch seinen Schild geschützten Seite.
Mindestens sieben. Er sah aus wie ein Igel.
Die Pfeile konnten keinen großen Schaden angerichtet haben, erkannte Imogen, aber dennoch fluchte er ordentlich. Sie steckten fest; die Spitzen schnitten in seine Haut und setzten seinen rechten Arm außer Gefecht. Er nahm das Schwert in die linke Hand.
Der letzte Mann ihrer Eskorte fiel, und die beiden Angreifer wendeten und verständigten sich mit den drei Wartenden. Einer von ihnen grinste zuversichtlich.
Alles kam zum Stillstand.
Imogen sah die drei Männer vor ihnen, die den Weg nach Carrisford blockierten.
Sie sah die beiden hinter ihnen, die nun langsam auf sie und FitzRoger zukamen.
Und sie sah das Blut, das aus FitzRogers zahlreichen Wunden quoll.
Als er sich ihr zuwandte und leise »In den Wald« sagte, hatte sie ihren lästigen Schild und den Köcher bereits fallen gelassen und bereitete sich auf den einzig möglichen Schritt vor.
Sie galoppierten waghalsig direkt in den Wald, setzten über umgestürzte Bäume und versuchten, ihre Pferde von Fehltritten abzuhalten. Das Tempo zu mindern würde für ihn den sicheren Tod bedeuten, für sie noch Schlimmeres.
Er war bei ihr, aber sie wusste, bei diesem Rennen konnte er ihr nicht helfen, denn sonst würden sie es verlieren.
Dann merkte sie, dass der Lärm der Verfolger hinter ihnen abnahm.
Ihr Helm krachte gegen einen Ast; ohne die schützende Kopfbedeckung hätte dieser Schlag sie ohnmächtig gemacht. Sie ritt geduckt weiter.
Ihre Röcke verfingen sich in Zweigen und Gebüsch und wurden zerfetzt, doch sie dankte Gott, dass das Gewebe fein genug war, um sich nicht zu verheddern; sie wäre sonst aus dem Sattel gerissen worden.
FitzRoger schwenkte auf einen Wildwechsel ein, und sie folgte ihm; hier wurde das Vorwärtskommen etwas leichter.
Der Weg wand sich bergauf, fiel wieder ab, einen irrsinnig steilen Abhang hinunter, den sie normalerweise nie geritten wäre; das Pferd strauchelte fast.
Ein Bach.
Er riss sein Pferd herum; es hatte Schaum vor dem Maul. »Kannst du darüberspringen?«
»Ja. Wie geht es dir?« Die meisten der Pfeile waren abgebrochen oder herausgezogen, aber da schien so viel Blut zu sein!
»Los!«, sagte er nur.
Sie setzte mit einem guten Sprung über das Wasser und wartete dann auf ihn. Die Pause gab ihr Gelegenheit zum Überlegen.
»Weiter, dort hinauf!«, keuchte sie, sobald er an ihrer Seite war. »Dort sind Höhlen, in denen wir uns verstecken können.« Dann fragte sie sich, ob das feige war. »Aber ich kenne von hier aus auch einen Weg nach Carrisford.«
»Zu den Höhlen«, entschied er.
Sie ritt voran, eine Böschung hinauf und auf die Hügel zu, deren Grün an vielen Stellen von nacktem Fels durchbrochen wurde. Sie machte sich Sorgen, dass sie die Höhlen nicht mehr finden würde, denn sie war schon viele Jahre lang nicht mehr dort gewesen. Dann sah sie ein paar Felsen und erinnerte sich, trieb das erschöpfte Pferd vorwärts, den steilen Hang hinauf.
Schließlich glitt sie aus dem Sattel und führte das Tier durch die schmale Öffnung in das kühle Halbdunkel. FitzRoger folgte ihr.
»Ist das klug?«, fragte sie, zitternd in der plötzlich feuchtkalten Luft. »Zuerst kam es mir wie eine gute Idee vor, aber eigentlich ist es, wie wenn sich ein Kind unter dem Bett verkriecht, nicht wahr? Wenn sie uns finden, sitzen wir hier in der Falle.« Obwohl die Höhle nicht groß war, hallte ihre Stimme wider. Sie hatte eine gewählt, die nicht mit dem Labyrinth aus Gängen und Kavernen verbunden war, das diese Berge durchzog – mit allen Vor- und Nachteilen, die dies mit sich brachte.
»Wir haben sie abgeschüttelt«, sagte er, »und diesen Ort hier kann ich eine ganze Weile verteidigen.«
Diese eigenartige Langsamkeit war noch immer da. Sie ließ nach, aber sie war noch da. Außerdem war Imogen von einer ungewöhnlichen Ruhe erfasst. Eigentlich sollte sie doch vor Angst und Entsetzen zittern … »Lass mich deine Wunden ansehen«, sagte
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