Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
Vom Netzwerk:
nur ein böser Traum gewesen? Doch dann blickte sie um sich und sah, dass ihr Gemach zwar aufgeräumt worden war, aber anstelle des Fensters klaffte noch immer ein gähnendes Loch, und die vordem mit Seide behangenen Wände waren nach wie vor kahl.
    Das bedeutete, was Janine zugestoßen war, hatte sich wirklich ereignet, und auch das mit dem Toten, und dass FitzRoger sein Schwert in die Kehle dieses Mannes gestoßen hatte …
    »Na, na, Lady Imogen«, sagte die Magd, eine Frau mittleren Alters, tröstend und strich ihr die Haare zurück. »Jetzt ist doch alles gut. Ihr werdet wohl einen Bissen zu essen mögen. Ihr habt einen ganzen Tag lang geschlafen. Der Herr sagte, wir sollten Suppe für Euch bereithalten, wenn Ihr aufwacht, also haben wir sie warm gehalten.« Sie schlurfte zum Kohlenbecken hinüber und schöpfte aus einem Topf etwas in eine Holzschüssel.
    »Alles ist kaputt«, fuhr sie kopfschüttelnd fort. »Sämtliche Tontöpfe zerbrochen. Das ganze Glas. Die feinen Silberpokale platt gedrückt …« Sie brach ab. »Aber über solche Dinge braucht Ihr Euch jetzt nicht den Kopf zu zerbrechen, Liebes. Wir haben ja noch das Holzgeschirr.« Sie drückte Imogen die Schüssel in die Hand und gab ihr einen Holzlöffel dazu. »Hier, Mylady. Esst das, dann geht es Euch besser. Der Herr wird sich um alles kümmern.«
    Der Herr, der Herr, der Herr, hämmerte es in Imogens schmerzendem Schädel. »FitzRoger ist nicht der Herr von Carrisford.«
    »Nein, nein«, sagte die Frau. »Genau genommen, nicht. Aber er kümmert sich trotzdem um alles, Lady, seit er seine Übelkeit überwunden hat.«
    »Was für eine Übelkeit?«, fragte Imogen alarmiert und dachte sofort an eine Seuche oder etwas Ähnliches, das ihr Elend noch vergrößern würde.
    »Er hat gespien, als hätte er verdorbenes Fleisch gegessen«, vertraute Martha ihr an. »Ein paar von uns hatten sich im hinteren Ende der Vorratslager versteckt, als Lord FitzRoger und seine Männer aus einer Wand herauskamen. Wir sind vielleicht erschrocken, das kann ich Euch sagen, aber dann haben wir gleich gemerkt, dass sie nicht zu Warbricks Rüpeln gehören. Aber er war käseweiß und hat gezittert, die anderen mussten ihn praktisch tragen. Und dann hat er sich ganz schrecklich erbrochen. Wir wussten ja nicht, wer er ist, und deshalb haben wir auch nicht verraten, wer wir sind. Aber jetzt geht es ihm anscheinend wieder ganz gut.«
    Imogen begann, die Suppe zu löffeln, und dachte über diese Information nach. Schlechtes Fleisch? Oder war es einfach das Eingesperrtsein in geschlossenen, dunklen Räumen gewesen?
    Sie wusste, sie würde sich übergeben müssen, wenn man sie zwänge, einen Raum voller Ratten zu betreten. Sie spürte ein wenig Sympathie für ihn, und noch mehr Bewunderung für den Mut, der ihn veranlasst hatte, seinen Männern zu folgen.
    Doch sie sah auch, dass sich ihr hier eine Waffe bot, und eine solche würde sie in den nächsten Tagen vielleicht brauchen. Sie gab sich nicht der Illusion hin, dass es einfach sein würde, mit Bastard FitzRoger fertig zu werden.
    Entschlossen, so bald wie möglich wieder zu Kräften zu kommen, zwang sich Imogen, die Suppe aufzuessen. Wie konnte sie einen so wichtigen Tag komplett verschlafen und alles ihm überlassen haben?
    Sie fragte sich, wie viel Lebensmittel noch in der Burg vorrätig waren, wie stark Warbricks Männer das umliegende Land verwüstet hatten, das sie alle zu ihrem Unterhalt brauchten.
    Noch wichtiger war jedoch die Frage, ob FitzRoger die geheime Schatzkammer ihres Vaters entdeckt hatte. Nach dem, was er von Bezahlung gesagt hatte, zu urteilen, wohl nicht, aber andererseits konnte bei diesem Mann nur ein Narr alles für bare Münze nehmen. Marthas Geschichte tröstete sie allerdings. Wenn ihn die Geheimgänge so sehr mitgenommen hatten, hatte er wohl kaum Lust, diesbezüglich weitere Nachforschungen anzustellen, und sie glaubte nicht, dass er eine solche Aufgabe einem anderen anvertrauen würde.
    Sobald sie an ihr Gold herankam, würde sie ihn bezahlen können, gleichgültig, welchen Preis er für seine Dienste verlangte. Sie war sehr, sehr reich. Ihr Großvater hatte eine vermögende Erbin geheiratet, und weder er noch ihr Vater hatten geschäftliche Unternehmungen gescheut. Carrisford war zwar nicht der mächtigste, aber wahrscheinlich der begütertste Besitz im ganzen Land.
    Was angesichts des jetzigen Zustands der Burg nur von Vorteil war. Sobald sie mit FitzRoger abgerechnet hatte, würde Imogen sämtliche

Weitere Kostenlose Bücher