Fluch der Leidenschaft
murmelte: »Wie ich sagte, Imogen, wir passen gut zusammen.«
Das brachte ihr ihren Verdruss schlagartig wieder zu Bewusstsein. In einer hochmütigen Pose hob sie das Kinn. »Sehr passend. Ihr seid stark, und ich bin reich.«
Er ließ sie lachend los und war plötzlich wieder hart wie zuvor. »Ich habe meine Stärke bewiesen, Ginger. Warum beweist Ihr mir nicht Euren Reichtum?«
Er war also schon wieder hinter ihrem Schatz her. Sie nahm sich zusammen. Nicht einen Heller würde sie ihm geben, solange kein Ehevertrag unterzeichnet war und sie die Macht über Carrisford in Händen hatte.
Er registrierte ihr Schweigen kopfschüttelnd. »Ich frage mich, ob Ihr jemals wegen etwas wirklich Wichtigem gegen mich kämpfen wollt. Ihr werdet verlieren, Ginger.«
Imogen richtete sich kerzengerade auf. »Das werde ich nicht. Ich bin Imogen von Carrisford, und Ihr seid niemand!«
Sein Blick ließ sie innerlich erzittern, doch sie erlaubte sich keinen Rückzieher.
»Falls wir kämpfen sollten«, sagte er sehr ruhig, »werde ich der Sieger sein, weil Ihr Imogen von Carrisford seid und ich bis vor kurzem niemand war . Ich kenne Arten zu kämpfen, die Ihr Euch nicht einmal im Traum vorstellen könnt. Ihr wisst nicht, wie die Welt ist, Ginger, und wenn Ihr ein gutes Mädchen seid, werde ich dafür sorgen, dass Ihr es auch nie erfahrt.«
Ehe sie etwas erwidern konnte, war er gegangen; seine leichten Schritte waren auf der Wendeltreppe zu hören.
»Ich hasse dich, Bastard FitzRoger!«, schrie sie.
Die Tritte stoppten.
Imogen erstarrte, ihr Herz schlug überlaut. Sie hatte ihn noch nie so genannt.
Nach einem unendlich lang erscheinenden Augenblick wurden die Tritte wieder hörbar und entfernten sich. Imogen sank auf das Bett zurück. Er rächte sich nicht.
Etwas in ihr war enttäuscht.
Kurze Zeit später kam Renald de Lisle und brachte ihr einen Bogen Pergament, Feder und Tinte.
»Wofür ist das?«, fragte sie argwöhnisch.
»Für Euren Ehevertrag. Ty meinte, da Ihr am meisten Zeit habt, solltet Ihr ihn niederschreiben.«
Imogen blinzelte. »FitzRoger überlässt es mir, ihn zu verfassen, wie ich möchte?«
»Offenbar«, antwortete de Lisle mit einem Grinsen. »Ah, ich wünschte, ich hätte goldenes Haar und tiefblaue Augen, dann hätte ich ihm im Nu eine Burg abgeknöpft.«
»Nur wenn Ihr ihn heiraten würdet«, erwiderte Imogen säuerlich.
»Stimmt. Und nur, wenn ich selbst von vornherein eine prächtige Burg hätte.« Er deutete auf das leere Pergament. »Es steht Euch frei, Eure Bedingungen zu formulieren, wie Ihr wollt, kleine Blume.«
Sobald er fort war, betrachtete Imogen das leere Blatt und überlegte, was sie schreiben sollte. Doch am Ende schrieb sie das nieder, worauf sie sich geeinigt hatten – außer der Sache mit Warbrick –, sogar einschließlich seiner Aufsicht darüber, wie sie Carrisford verwaltete. Dies war nun einmal der Lauf der Welt, und etwas anderes würde er sicher nicht unterschreiben.
8
»Lady Imogen! Habt Ihr schon gehört, dass der König kommt?« Marthas rundes Gesicht war vor Aufregung hochrot.
»Was?«
»Der König hat erfahren, was hier Schlimmes geschehen ist, und kommt Euch zu Hilfe. Eine bewaffnete Schar Ritter und ein Bote sind bereits eingetroffen.«
Imogen schloss den Mund, der ihr vor Staunen offen stand. »Und niemand hat es mir gesagt? Bring sofort FitzRoger zu mir herauf!«
Bei diesem Ton wurden Marthas Augen groß wie Untertassen, doch sie hastete davon.
Imogen kochte vor Wut – auf sich selbst und auf alle anderen. Die Sonne war schon fast untergegangen, und nachdem sie den Ehevertrag niedergeschrieben hatte, war sie stundenlang dagesessen und hatte schweren Herzens über ihre Heirat nachgedacht, obwohl sie wusste, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Zeitverschwendung.
Sie hatte sich all die klugen Dinge vorgestellt, die sie FitzRoger hätte sagen können, um ihn in seine Schranken zu verweisen.
Zeitverschwendung.
Sie hatte an diesen Kuss gedacht. Und sich gefragt, wann er sie wieder küssen würde.
Zeitverschwendung.
Hätte sie ihre Aufmerksamkeit lieber auf den Burghof gerichtet, dann hätte sie die Ankunft der Soldaten des Königs bemerkt.
FitzRoger trat ein, ein Bild ritterlicher Höflichkeit. »Ihr habt einen Wunsch, Mylady? Wollt Ihr vielleicht zum Abendessen in den Saal kommen?«
»Nein … ja … vielleicht. Was ich will«, erwiderte Imogen endlich wieder gefasst, »ist, mit dem Boten des Königs zu sprechen.«
Er reagierte weder
Weitere Kostenlose Bücher