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Fluch der Leidenschaft

Fluch der Leidenschaft

Titel: Fluch der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Beverley
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kaum Zeit zum Trauern gehabt, nicht wahr?«, bemerkte er. »Wenn es stimmt, was man so hört, dann war Lord Bernard ja wirklich in Euch vernarrt. Ihr müsst ihn sehr vermissen.«
    »Natürlich vermisse ich ihn. Aber er war nicht vernarrt. Er liebte mich.« Die Stimme versagte ihr fast; sie musste tief durchatmen und hoffte, dass ihr nicht die Tränen kamen.
    »Es ist völlig in Ordnung zu weinen, wenn jemand gestorben ist, der einem so nahestand.«
    Imogen gewann die Schlacht gegen ihre Tränen. »Vor Euch werde ich niemals weinen, FitzRoger, das verspreche ich Euch.«
    Wieder trat diese Unbeweglichkeit in sein Gesicht, die sie inzwischen als fest im Zaum gehaltenen Ärger einordnen konnte. »Ich hoffe, Ihr müsst niemals meinetwegen weinen«, erklärte er gefasst, »aber ich halte es durchaus für möglich.« Er stand auf. »Wenn Ihr trauern möchtet, sollte ich Euch besser allein lassen.«
    Er war schon fast an der Tür, als sie plötzlich rief: »Wartet!«
    Überrascht, wenngleich nicht so sehr wie sie, drehte er sich um. Imogen hatte keine Ahnung, weshalb es ihr so wichtig schien, dass er noch blieb. Dies war sicher nicht der Zeitpunkt, ihm zu sagen, dass sie den Entschluss gefasst hatte, ihn zu heiraten.
    »Wir haben noch einige Dinge zu besprechen«, sagte sie.
    »Wirklich?«
    Sie erinnerte sich an ihren Groll. »Ihr habt ohne mein Beisein meine Tante beerdigt.«
    »Das war unumgänglich.«
    »Ihr hättet einen Tag warten können. Ich wollte von ihr Abschied nehmen. Sie war mir sehr lieb.«
    Imogen konnte seine Miene nicht deuten, doch feindselig war sie nicht. »Das tut mir leid«, sagte er. »Mir erschien es besser, das hinter uns zu bringen.«
    Sie konnte kaum verlangen, dass die arme Tante Constance wieder ausgegraben wurde. »Und was ist mit den Leuten, die Ihr gerade zusammengetrieben und hierhergebracht habt wie eine Herde Schafe?«
    Er wurde lockerer, in seinen Augen blitzte sogar Humor auf. »Die hatten anscheinend den Nachhauseweg vergessen. Ich habe sie lediglich angeführt.«
    »Ich will nicht, dass sie bestraft werden«, erklärte sie.
    »Überhaupt nicht? Gleichgültig, was sie anstellen?«
    Er lachte sie schon wieder aus. »Ich meine, ich will hier in Carrisford keine Prügelstrafe. Ich habe nicht vergessen, was ich in Cleeve gesehen habe.«
    »Ah«, meinte er ernüchtert, »Ihr habt Mitleid mit diesen beiden armen Sündern, nicht wahr? Das nenne ich wahre christliche Nächstenliebe.«
    Er wollte ihr anscheinend das Gefühl vermitteln, unrecht zu haben, doch sie wusste, dass sie sich das nicht gefallen lassen würde. »Betrunken zu sein ist sicher nicht lobenswert, aber es derart brutal zu bestrafen ebenso wenig.«
    Jetzt lachte er nicht mehr, er war schlagartig äußerst ernst geworden. »Imogen, ich bin manchmal hart, aber niemals brutal. Ich erlaube keinem meiner Leute, während der Arbeit mehr zu trinken als Dünnbier, und das wissen alle. Aber diese zwei waren nicht nur betrunken, sondern sie waren im Weinrausch zu Vergewaltigern geworden. Eines ihrer Opfer war noch ein Kind; es starb daran. Es wäre mein Recht gewesen, die beiden zu hängen, aber ich wollte, dass eventuelle Nachahmer eine Lektion erteilt bekommen, die sie nicht vergessen sollten.«
    Imogen war sprachlos. Vergewaltigung. Ein Kind. Wie klein war es gewesen?
    Er missverstand ihr Schweigen und zuckte die Achseln. »Wenn man die Opfer nicht gesehen hat, mag einem eine solche Strafe grausam erscheinen. Ich versichere Euch, ich habe nicht vor, die Leute, die ich eben zurückbrachte, zu bestrafen. Damit würde ich nur den Rest davon abbringen zurückzukehren.«
    »Sie werden kommen, sobald sie hören, dass es möglich ist«, protestierte sie. »Sicher braucht es einige Zeit, bis sich das herumgesprochen hat.«
    »So etwas verbreitet sich so schnell wie ein Lauffeuer, Lady Imogen. Ich glaube kaum, dass Ihr dem König eine Nachricht senden müsst. Er wird es bereits erfahren haben. Bestimmt werden auch die optimistischeren unter Euren Freiern schon bald anklopfen, der werte Lancaster mit eingeschlossen. Soll ich sie einlassen?«
    Damit brachte er das Gespräch mit aller Gewalt auf den Punkt.
    »Welche Alternative gäbe es?«, fragte sie zurück, in der Hoffnung, ihn zum ersten Schritt zu bewegen.
    Sie sah Anerkennung in seinen grünen Augen aufblitzen, und beinahe hätte sie ihr Mut verlassen. »Mich«, erwiderte er leise. »Lieber der Teufel, den man kennt …«
    Er hatte sich noch immer sehr unter Kontrolle, doch seine Augen und

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