Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
Schwindelgefühle, der Stein im Magen, der beschleunigte Herzschlag, beginnende Übelkeit: Die Ahnung von etwas für ihn schier Ungeheuerlichem!
"Ich hatte bislang keinen Grund, etwas anderes anzunehmen, Eure Majestät!"
Jetzt schüttelte die Königin heftig den Kopf und sie wirkte plötzlich sehr ärgerlich.
"Da hört sich doch alles auf: Ein erwachsener Mann, der keineswegs den Ruf genießt, so etwas wie ein Kostverächter zu sein, wie man mir zutrug - und merkt nichts von der Schwärmerei einer so attraktiven Prinzessin? Carla ist ein Sonnenschein, der die Herzen aller Männer erwärmt, wenn sie nur in ihre Nähe kommt. Ja, sie hat sogar mein eigenes Herz gerührt. Sie ist mir beinahe wie eine Tochter, ich ihr zumindest eine mütterliche Freundin. Dabei steht es in ihren Augen so klar zu lesen, als würde sie es laut aussprechen: 'Ich liebe Lord Cooper!'
Und da kommt dieser Lord Cooper daher und erzählt mir so einen banalen Unsinn? Lord Cooper, bei allem Respekt vor Euren unermesslichen Beiträgen zum Wohle und zum Erhalt unseres Vaterlandes England: Wie blind muss denn ein erwachsener Mann sein, um solches zu übersehen? Ist dies denn einem fähigen Diplomaten und kämpferischem Recken für England würdig? Disqualifiziert es denn nicht geradezu Euch, Lord Cooper, eine so wichtige Position zu begleiten?"
Lord Donald Cooper war stocksteif vor Entsetzen. Die Ahnung... Schlimmer noch hätte sie sich nicht bewahrheiten können. Seine Liebe zu Jeannet hatte ihn in der Tat blind und taub gegenüber allem anderen gemacht. Es hatte ihn als Berater und Sonderbeauftragter der Königin nachhaltig disqualifiziert. Da hatte die Königin vollkommen Recht. Doch was bedeutete das in letzter Konsequenz?
Er schloss unwillkürlich die Augen und sank hinab auf sein rechtes Knie, um in Demut vor der Königin nieder zu kauern - trotz gegenteiligem Befehl ihrerseits.
Er hatte versagt, auf der ganzen Linie versagt. Die Zuneigung der Prinzessin war eine wahre Katastrophe. Das Schlimmste daran war auch noch, dass er es absolut nicht bemerkt hatte! Alles war negiert, was er jemals für sein Land, die Krone, für die Königin getan hatte. Er war am Ende. Für ein solches Versagen seinerseits konnte es nur eine einzige Strafe geben, die dies zumindest noch annähernd zu sühnen vermochte: Die Todesstrafe!
Und er kauerte vor dem Thron, um das einzig gerechte Todesurteil zu empfangen. Beinahe hörte er schon, wie sich die Türen öffneten, damit die Häscher eintraten, die ihn erst in den tiefsten Kerker und dann auf das Schafott zerren würden. Es würde seinerseits keinerlei Widerstand geben. Er würde sich willig in das unabwendbare Schicksal fügen, wohl wissend, dass es eben nur allzu gerecht war, wenn jemand so sehr versagt hatte wie er.
Vor seinem geistigen Auge tauchte Jeannet auf. Er sah sie weinen trauern um seinen Tod. Niemals durften sie sich wiedersehen. Er war des Todes und irgendwie würde seine Geliebte dies verwinden müssen, wollte sie ihm nicht auf dem kürzesten Weg ins Schattenreich der unwürdigen Sünder folgen...
"Aufstehen!", befahl die Königin indessen befehlsgewohnt und auch ärgerlich. "Wer hat Euch erlaubt, sich nieder zu kauern wie ein elender Versager? Ich hatte befohlen, mich in Eure Augen sehen zu lassen. Oder wollt Ihr mir etwas verbergen?"
Er erschrak darüber so sehr, dass er tatsächlich sich wieder erhob und aufrecht hin stellte, ehe es ihm überhaupt bewusst wurde. Er wagte es dann sogar auch noch - trotz alledem! -, sie anzuschauen.
"Was ist denn in Euch gefahren, Lord Cooper? Was sollte diese Reaktion?"
Er wollte etwas sagen, aber die Stimme versagte ihm den Dienst. Bei ihm die absolute Ausnahme: Er war ansonsten niemals auf den Mund gefallen und beileibe kein Hanswurst. Er war der hochwohlgeborene Lord Donald Cooper, der Berater und Sonderbeauftragte der Königin, einer der mächtigsten und einflussreichsten Männer Englands mithin, aber wieso fühlte er sich dann so unbeschreiblich elend?
"Ich mag es kaum glauben, dass es Euch doch tatsächlich die Sprache verschlagen hat!" Die Königin schüttelte mal wieder den Kopf über ihn.
"Ja, gewiss, dies alles ist überzeugender als jeglicher Schwur es sein könnte: Ihr hattet tatsächlich nicht die leiseste Ahnung von der heimlichen Schwärmerei der Prinzessin! Egal, wieso, Lord Cooper, aber besinnt Euch endlich! Kommt wieder zu Verstand, ehe es dafür zu spät ist! Wo hat sich der gewiefte Diplomat versteckt - in welchem Winkel Eures
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