Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
unbegrenzten Reichtum und macht sein Land zur unanfechtbaren Weltmacht auf Erden." Lord Cooper fragte sich vergeblich, was dieser Vortrag nun eigentlich sollte? Das waren doch alles Dinge, die hinlänglich bekannt waren. Es konnte nur so sei, dass die Königin dies als Einführung benutzte für das eigentliche Thema. Aber wieso redete sie so lange um den heißen Brei herum und kam nicht gleich auf den Punkt zu sprechen, um den es ihr ging?
"Wenn Philipp auf die Idee kommt, das Piratenproblem an der Wurzel zu packen, indem er mit seiner Armada England überfällt, verschwindet England nicht nur von der Landkarte, sondern auch aus der Weltgeschichte! Nur mittels Carla von Spanien können wir das Schlimmste verhindern und genügend Zeit herausschinden, um irgendwann gegen einen solchen Überfall vielleicht sogar gefeit zu sein. Eine Niederlage der Armada gegen England würde die Hauptrolle von Spanien als Weltmacht nachhaltig gefährden und darüber hinaus auch anderen den Weg in die Neue Welt öffnen helfen."
Nach dieser ergänzenden Erläuterung der politischen Lage, wie sie diese sah, schaute sie ihn sehr ernst an.
Lord Cooper versuchte, ihre Gedanekn zu erraten, die hinter ihrer bewölkten Stirn vorherrschten, aber es misslang ihm. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, was sie nun wirklich von ihm wollte, der er doch hinlänglich in die Problematik eingeführt war. Schließlich war seine letzte Mission genau in diesem Sinne erfolgt.
Es konnte nur sei, dass sie tatsächlich eine neue Mission für ihn vorsah, die sich möglicherweise um dasselbe Thema drehte. Andere Piraten, die wie Jeannet und ihr Schiff in Ungnade gefallen waren?
Nein, ausgeschlossen, denn das hätte er bereits erfahren. Es musste um die Prinzessin gehen. Schließlich hatte er sie her gebracht und hatte es am Vorabend eine Unterredung zwischen ihr und der Königin gegeben. Was war dabei herausgekommen?
Die ernste Miene der Königin ließ ihn beinahe vermuten, dass es ganz und gar nicht im ihrem Sinne abgelaufen sein konnte!
"Was empfindet Ihr gegenüber der Prinzessin, Lord Cooper?", schoss sie eine gänzlich unerwartete Frage ab.
Er blinzelte überrascht und hätte beinahe reagiert mit der Äußerung:
"Wie bitte?" Im letzten Moment konnte er es unterbinden. Nach ein paar überraschten Sekunden sagte er stattdessen: "Mit Verlaub, Eure Majestät, aber ich verstehe nicht!"
"Was gibt es daran denn misszuverstehen, Lord Cooper? Ich fragte nach Euren Empfindungen gegenüber der Prinzessin. Ihr seid ein Mann und sie ist eine Frau. Wer von uns beiden ist nun naiv?" Ihm wurde es irgendwie übel. Es war ihm, als würde eine Hand nach seiner Kehle greifen, um ihn zu würgen. Da war etwas in seinem Magen, das wie ein Stein anmutete. Beinahe, als hätte er etwas Falsches gegessen. Doch es war etwas anderes: Eine Ahnung, die sich aus den Tiefen seines Unterbewusstseins empor schwang und ihm ganz und gar missfiel. Mehr noch: Es wurde ihm regelrecht schwindlig darüber.
"Mit Verlaub, Eure Majestät, aber meine Gefühle gegenüber der Prinzessin sind neutral, wie ich Euch versichern darf. Sie ist die Prinzessin von Spanien und ihr gebührt von daher gehöriger Respekt und von meiner Seite ausgehend die rechte Distanz. Bislang habe ich in ihr ganz und gar nicht die Frau gesehen, die sie darüber hinaus durchaus bereits sein mag, trotz ihrer Jugend."
"Ihre Jugend? Na, so alt seid Ihr nun auch wieder nicht, Lord Cooper. Der Altersunterschied kann es kaum sein, der Euch stört." Er hatte Mühe, seiner Stimme wenigstens einen einigermaßen festen Klang zu verleihen: "Wie gesagt, Eure Majestät, aber die Prinzessin von Spanien ist bei aller Attraktivität nicht die Dame meines Herzens, falls Ihr darauf abzielen wolltet - bei allem Respekt."
Königin Elisabeth lachte auf einmal. Es war kein fröhliches Lachen. Es klang eher belustigt: "Gut formuliert, Lord Cooper. Ihr wollt mir also allen Ernstes einreden, es würde absolut keine Gefühle zwischen Euch und der Prinzessin geben, außer gegenseitigem Respekt und Wohlwollen?"
"Wenn Ihr es so auszudrücken beliebt, Eure Majestät: Ja, gewiss, genau dieses wollte ich zum Ausdruck bringen."
"Ich schaue dabei sehr genau in Eure Augen, Lord Cooper und neige zu der Auffassung, dass Ihr die Wahrheit sagt. Andererseits - einmal davon ausgehend, dass es genauso stimmt, wie Ihr es sagt: Glaubt Ihr denn wirklich, dass Prinzessin Carla von Spanien das genauso neutral betrachtet wie Ihr?"
Da war es wieder:
Weitere Kostenlose Bücher