Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
überzeugen muss, der einzig wahre Ehemann für seine Tochter zu sein, den sie darüber hinaus auch noch inbrünstig liebt. Falls diese meine Rolle das letzte aller Mittel bleibt, um England vor der spanischen Armada auf lange Dauer zu schützen, darf ich niemals auch nur den geringsten Fehler mir erlauben, um nicht alles Positive schlagartig in das tödliche Gegenteil zu verkehren..."
Die Königin lächelte immer noch ihr wohlwollendes Lächeln, das sich allerdings vertieft hatte. Sie sagte nichts.
Lord Cooper nickte ehrerbietig und dachte dabei: Ein weiterer Auftrag, der mindestens so unerfüllbar ist wie der letzte. Ich habe einmal gesiegt, aber jetzt sieht es so aus, als würde es niemals mehr einen Sieg für mich geben können. Nein, er ist nicht ebenso unerfüllbar, dieser Auftrag, sondern viel schlimmer: Gar niemand wäre jemals in der Lage, eine solche Mission zum Erfolg zu führen!
Die einzige Chance, die er auf Dauer haben würde - und darüber hinaus sogar, ohne für immer auf eine Begegnung mit Jeannet verzichten zu müssen! -, wäre, Carla von ihrer Liebe zu ihm abzubringen und dennoch den König von Spanien dazu zu überreden, die Heirat abzusagen, deretwegen Carla bereits vom Hofe geflohen war... Beinahe hätte er jetzt schallend gelacht, in einem Anflug von wahrem Galgenhumor: Waren es nicht stets die unmöglich anzunehmenden Herausforderungen gewesen, die ihn im Laufe seines Lebens am besten gelegen hatten? Bislang hatte er damit seine beispiellose Karriere begründet, doch es gab auch ein Sprichwort, das da lautete. "Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht!" Endete nun seine Karriere für immer? Oder war sogar eine Steigerung möglich? Ganz gewiss nicht das Letztere!
"Kümmert Euch jetzt um die Prinzessin, Lord Cooper. Es darf keine erkennbare Eile geben, die Rückkehr der Prinzesssin nach Madrid betreffend - eben zumindest keine offizielle. Aber Ihr wisst selber, dass uns gewisermaßen die Zeit unter den Nägeln brennt. Prinzessin Carla muss möglichst von sich aus den unbändigen Wunsch verspüren, die Reise anzutreten - und Ihr werdet sie begleiten - mit einem neuen Geheimauftrag. Ihr dürft versichert sein, dass niemand neugieriger ist als ich, wie Ihr dies zu meistern gedenkt. Ich werde jede Minute in Eurem Sinne fiebern, glaubt mir. Und nun geht, Lord Cooper. Schafft die Grundlage dafür, dass England eines Tages aus der Bedeutungslosigkeit empor steigt zur neuen Weltmacht. Vielleicht werden wir beide es nicht mehr erleben, aber es liegt allein an Euch, den Weg dahin zu bereiten. Viel Glück!" Sie streckte die Rechte aus. Nicht, damit er sie ergriff, sondern dass er den höfischen Handkuss übte. Eine Geste ihrerseits, die ihm zeigte, wie sehr sie sich innerlich mit ihm und seinem für England
überlebenswichtigen Auftrag verbunden fühlte.
Nun, schließlich vertraute sie ihm in der Tat die Zukunft Englands an. Jeannet, deine Liebe muss mir die Kraft dafür geben, dies alles auch wirklich zu schaffen, denn wenn ich auch nur im Geringsten versage, wirst du mich niemals mehr lebend wiedersehen dürfen!
*
Prinzessin Carla von Spanien hatte erhebliche Schwierigkeiten, überhaupt erst einmal einzuschlafen. Sie lag trotz der bleiernen Müdigkeit in ihren Gliedern lange wach. All ihr Denken drehte sich um zweierlei: Erstens um Lord Donald Cooper und zweitens um Königin Elisabeth von England. Sie befürchtete, dass diese sie durchschaut hatte, was ihre Gefühle zu dem Lord betraf - und das erschien ihr überaus peinlich. Wenn Lord Cooper selber darauf eingegangen wäre... Das wäre etwas völlig anderes gewesen. So bestand zumindest die
Wahrscheinlichkeit, dass die Königin ihn einfach so darauf ansprach: nicht auszudenken!
Beim Gedanken daran, schlug ihr Herz schier bis zum Halse und sie wollte sich einfach nicht mehr beruhigen.
Andererseits stand diesen eher bangen Gedanken die vage Hoffnung entgegen, ein Wort der Königin könnte Lord Cooper klar machen, dass er sich nicht mehr länger so sehr zurückzuhalten brauchte. Vielleicht war es sogar ausschlaggebend, damit sich alles viel früher zum Guten wendete als sie auch nur zu hoffen gewagt hätte?
Ach, wäre es nur schon so weit. Ach, würde er ihr doch endlich seine Liebe offenbaren...
Sie wusste genau, wie sie darauf reagieren würde - zumindest hoffte sie, es zu wissen: Sie würde ihn anlächeln, wie sie noch niemals zuvor jemanden angelächelt hatte. Sie würde ihm tief in die Augen schauen, aber natürlich ihre eigene
Weitere Kostenlose Bücher