Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
Denkens? -, der mit genau demselben überragenden Geschick seine Zunge gebrauchen kann wie er es versteht, mit seinem Degen umzugehen? Ihr seid der geborene Führer. Eure Qualitäten waren bislang stets so unübersehbar, dass ich Euch diesen wichtigen Posten begleiten ließ. Bislang habt Ihr mich nicht nur nie enttäuscht, sondern meine Erwartungen stets erheblich übertroffen. Allein die letzte Mission... Kommt wieder zu Verstand und begreift, dass Ihr damit etwas Einmaliges geschafft habt in der gesamten Geschichte Englands. Dies ist unsere einzige Chance, zu überleben. Mehr noch: Wenn wir keinen Fehler machen, wird England eines Tages sogar diese Weltmacht werden, wie es heute noch Spanien ist! Niemand wird je erfahren, wie es uns wirklich gelang. Euer Name wird vielleicht noch nicht einmal in den Annalen auftauchen, aber Ihr werdet die Schlüsselfigur sein - allein nur deshalb, weil Carla sich in Euch verliebt hat!"
Seine Kinnlade fiel herab. Er schaute die Königin an, als hätte sie sich plötzlich in einen Geist verwandelt. Ihre Worte hallten in seinem Innern nach und vermochten es einfach nicht, bis zu seinem Verstand vorzudringen.
Wovon, um alles in der Welt, hatte sie denn überhaupt gesprochen?
Was meinte sie mit alledem? Welche Rolle spielte er in der Weltgeschichte, ohne dass es jemals jemand erfahren sollte?
Es schwindelte ihm noch stärker als vorher bei der Erkenntnis, dass Carla sich in ihn verliebt hatte.
Carla und in ihn verliebt? Apropos: Worin lag denn da der Vorteil für England? Wieso musste er nicht wirklich mit einem Todesurteil wegen unglaublichem Versagen rechnen - sondern galt sogar als Retter der Nation und Wegbereiter in eine glorreiche Zukunft, wie sie glorreicher gar nicht mehr sein konnte?
Ein dumpfer Laut brach sich Bahn, tief in seiner Brust entstanden und sich guttural über Kehle und Lippen Bahn brechend, ohne auch nur im Geringsten verhindert werden zu können. Seine Linke krallte sich in das Wams vor seiner Brust. Mehr unbewusst spürte er, dass ihm das Herz dort schier bis zum Halse pochte.
"Ich - ich verstehe!", behauptete er stammelnd.
"Ihr versteht, Lord Cooper?" Die Königin gönnte sich ein schiefes Lächeln. Wirkte es nicht eine Spur... mitleidig? "Na, dann lasst mal hören, WAS, um alles in der Welt, Ihr wirklich versteht. Erläutert es mir!"
Er schluckte schwer an dem imaginären Kloß, der sich in seiner Kehle gebildet hatte. Nichts wünschte er sich sehnlicher, als vor dem Thron kauern zu dürfen, anstatt aufrecht stehen zu müssen. Dann hätte wenigstens keine Gefahr bestanden, dass er zusammengebrochen wäre. Aber er bildete sich nur ein, einen Zusammenbruch fürchten zu müssen. Dieses hässliche Gefühl der Minderwertigkeit und Ohnmacht begann sich allmählich zu verwandeln. Da war der Gedanke an seine Geliebte. Ihr Gesicht tauchte vor seinem geistigen Auge auf, wurde jedoch überlagert von dem Antlitz der Prinzessin. Sie lächelte ihn an, mit seltsamen Augen, was er jetzt erst zu deuten wusste. Er wäre von allein niemals darauf gekommen. Kein Wunder, denn all seine Gefühle gehörten Jeannet. Da hatte er gar keine Chance gehabt, die Schwärmereien der Prinzessin als solche zu durchschauen.
"Mit Verlaub, Eure Majestät", kam es endlich über seine Lippen: "Hat die Prinzessin denn etwas in dieser Richtung erwähnt?"
"Natürlich nicht!", tat die Königin beinahe entrüstet. "Ich habe es ihr angemerkt und sie entsprechend dahin gebracht, es indirekt zuzugeben. Wirklich, es ist unübersehbar - außer für Euch, wie mir scheint."
"Ich bitte dafür inständig um Vergebung, Eure Majestät, aber Prinzessin Carla und ein Liebesbündnis mit ihr wäre für mich so abwegig, dass ich nicht im Entferntesten..."
"Erspart Euch diesen Vortrag, Lord Cooper, ich habe durchaus verstanden. Aber jetzt will ich endlich hören, WAS Ihr denn überhaupt verstanden habt, die Bedeutung dieser Lage betreffend." Er musste abermals schwer schlucken. Und dann sagte er vorsichtig:
"Prinzessin Carla soll gezwungen werden, einen ungeliebten, ihr fremden Mann zu heiraten. Mir scheint, ihr Vater, König Philipp II., will damit erreichen, dass sie sozusagen gezähmt wird. Wenn es so kommt allerdings, wird ihre Fürsprache zum Wohle Englands... null und nichtig."
Die Königin lachte leise. Es klang durchaus wohlwollend.
"So weit richtig, Lord Cooper. Doch weiter!"
"Ihr glaubt, Majestät, dass man dem König eine Alternative anbieten sollte, um ihn von diesem Plan abzubringen, was
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