Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
sie hat mich als Gast herzlich willkommen geheißen. Ich soll bis auf Weiteres ihr Gast bleiben."
"Dann ist es ja gerade so, wie wir es erhofft haben!"
"Wir?", echote sie gegen ihren Willen.
"Ja, auch ich wünsche Euch natürlich das Beste. Ihr sollt es es Euch wohlergehen lassen. Der englische Hof soll der Eure werden, so lange Ihr es wünscht."
"Aber meinem Vater, König Philipp II., wird dies nicht gefallen!", bedauerte sie und verzog dabei das Gesicht ein wenig zur Leidensmiene.
"Nun, vielelicht findet sich ja eine Lösung, mit der alle Beteiligten zufrieden sein können?"
"Alle Beteiligten?"
"Ich denke selbstredend in erster Linie an Euch, aber auch an mich selber, wenn Ihr erlaubt: Ich könnte mir keinen schöneren Auftrag vorstellen, als Euch zu dienen. Andererseits denke ich allerdings auch an Euren Vater, der sicher von großen Sorgen um Euer Wohlergehen geplagt wird. Wenn er nun wüsste, dass es Euch gut geht..."
"...würde er sogleich auf meine Rückkehr an den spanischen Hof bestehen, um die geplante Hochzeit durchzusetzen!", ergänzte Carla bitter. "Hatten wir das nicht schon einmal?"
"Ich sagte ja: alle Beteiligten, mit Verlaub, Prinzessin. Also sollte am Ende auch Euer Vater zufrieden sein. Es müsste uns halt gelingen, ihn davon zu überzeugen, dass die geplante Hochzeit ein Fehler wäre."
"Wir sollte das überhaupt jemals jemand schaffen? Habt Ihr auch nur die leiseste Ahnung, wie stur mein Vater sein kann?"
"Er ist der mächtigste Herrscher auf Erden, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf. Somit ist er gewohnt, seine Wünsche durchzusetzen. Ich würde das - bei allem nötigen Respekt Euch gegenüber - nicht als Sturheit bezeichnen. Aber auch der mächtigste König hat seine Berater, auf die er zuweilen hört. Kein Entschluss kann so unverrückbar sein, dass man ihn nicht aufheben könnte, sobald sich neue Erkenntnisse durchzusetzen vermögen."
"Neue Erkenntnisse?", fragte Carala alarmiert. Was meinte er damit?
Gott, kam jetzt der Augenblick, der ihr Denken so sehr bestimmte?
Offenbarte er sich ihr jetzt endlich - und so plötzlich und unerwartet, dass sie merkte, wie all ihre entsprechenden Vorsätze wie weggeblasen waren? Sie konnte sich nicht mehr auch nur an ein einziges Wort erinnern, das sie bei dieser Gelegenheit hatte sagen wollen. Er antwortete auf ihre Frage mit einer Gegenfrage: "Darf ich näher treten, Prinzessin Carla von Spanien?"
"Ich bitte darum!" Sie hörte ihre eigenen Worte und konnte es gar nicht glauben, dass sie tatsächlich ganz von allein über ihre Lippen gekommen waren.
Heftig winkte sie den immer noch abwartend dabei stehenden Zofen zu, sie möchten sofort verschwinden.
Während er gemessenen Schrittes näher kam, um sich vor ihr noch einmal zu verbeugen, liefen die Zofen stumm hinaus. Nicht ohne sich unterwegs immer wieder in ihre Richtung zu verbeugen.
Die Prinzessin bot Lord Cooper ihre Hand an. Eine ganz automatisch erfolgende Geste. Er deutete den höfischen Handkuss an und wurde sodann auf eine der Sitzgelegenheiten gebeten, auf die er sich sehr zögernd nieder ließ.
"Also, was habt Ihr mir Neues zu berichten - oder habe ich da etwas missverstanden?", fragte Prinzessin Carla und wunderte sich schon wieder über ihre eigenen Worte. Als würde sie neben sich selber stehen und erstaunt dabei zusehen, wie sie diese Situation meisterte - trotz der immensen Aufregung, die ihr Inneres beherrschte. War es das Ergebnis vom jahrelangen Einüben der höfischen Verstellung, gegen das sie sich zwar stets gewehrt hatte, was aber trotzdem solche Auswirkungen zeitigte? Oder wie schaffte sie es sonst, diese für sie selber sogar schier unglaubliche Beherrschtheit an den Tag zu legen?
Lord Cooper lächelte unverbindlich.
"Auch ich hatte eine Audienz bei Ihrer Majestät, der Königin von England. Ich darf sagen, sie ist Euch sehr zugetan und möchte alles zu Eurem Wohle beitragen. Sie versteht voll und ganz Eure Situation."
"Aber, das weiß ich doch bereits, Lord Cooper. Das sind für mich keine neuen Erkenntnisse!"
Er blinzelte ob dieser Quasi-Maßregelung überrascht, hatte sich aber sofort wieder im Griff.
"Ich bitte um Vergebung, Prinzessin, zu Eurem Wohle gehört natürlich auch, dass es zu einer Versöhnung kommen sollte mit Eurem Vater. Er liebt Euch, wie auch Ihr ihn liebt. Also muss es doch möglich sein, eine Lösung zu finden, die eben allen Beteiligten dient, Eurem Vater einschließlich und somit natürlich auch einem besten Verhältnis zwischen
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