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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Bedenket, ich habe Euch ewige Freundschaft angeboten. Wie könnte ich das einem Mann, der kein Rückgrat besitzt? Ihr aber habt mehr als nur Rückgrat. Ich darf Euch versichern, dass ich früher ein guter Kämpfer war. Zwar nahm ich inzwischen einige Pfunde zu - mehr jedenfalls als gut wäre für mich, wie ich denke -, aber ich trainiere immer noch, sobald es meine Zeit erlaubt. Gegen Euch jedoch hätte ich in keiner Minute meines Lebens auch nur die geringste Chance gehabt. Ich habe Euren unverbrüchlichen Stolz deutlich genug gespürt. Ihr ehrt mich zwar als den König von Spanien. Dabei seid Ihr mir jedoch haushoch überlegen." Er klopfte ihm kräftig auf die Schulter - nicht zum ersten Mal. "Welcher Mann könnte würdiger sein als Ihr, mein Freund zu sein? Es ist umgekehrt eine besondere Ehre für mich, Euer Freund sein zu dürfen."
    "Es sei denn, er hält um meine Hand an, nicht wahr, König Philipp?", fragte Prinzessin Carla und lächelte dabei entwaffnend.
    Nun war der König ehrlich irritiert.
    Carla machte einen Knicks und fuhr fort, ohne seine Antwort abzuwarten: "Er ist Euer Freund und ich Eure Tochter. Er hat Wünsche frei - und was ist mit mir? Gewiss, ich will heiraten, doch nicht denjenigen, der von Euch dafür vorgesehen wurde, falls ich es vermeiden kann, sondern meinen Retter und Helden Lord Donald Cooper!"
    Der König zog den Kopf zwischen die Schultern und schaute seine Tochter an, als würde er sie jetzt zum ersten Mal in seinem Leben sehen. Doch im nächsten Moment brüllte er wieder los vor Lachen. Es dauerte diesmal sogar noch länger, bis er sich wenigstens so weit beruhigt hatte, dass er sagen konnte: "Darauf wäre ich doch beinahe herein gefallen, Carla. Mein Gott, du bist mir wirklich die würdigste aller Töchter! War das die Strafe für den üblen Streich, den ich Euch beiden gespielt habe, als ich andeutete, auch noch weiterhin auf der Heirat zu bestehen? Es ist dir trefflich gelungen, Carla: Meine Gratulation!"
    Er ging wieder zum Lord und packte ihn am Arm. "Nein, du kannst mir meine Freundschaft mit ihm nicht verderben, Carla. Und die geplante Heirat wird natürlich nicht mehr stattfinden. Ich werde sie noch heute abblasen, denn dieser Lord hier hat mir endgültig die Augen geöffnet."
    Es war gut, dass er dabei nicht in Richtung von Carla schaute, denn dann hätte er die unendliche Trauer in ihrem Gesicht gesehen. Es war für sie keineswegs ein Scherz gewesen. Sie hatte wissen wollen, wie ihr Vater reagieren würde und nun konnte sie völlig sicher sein, dass der Lord recht gehabt hatte mit seinen Bedenken: Sie würden niemals ein Paar werden können.
    Aber dann ließ sie endlich die Freude über den Entschluss ihres Vaters zu, die geplante Hochzeit abzublasen. Sie jauchzte herzerfrischend und eilte herbei, um ihren Vater ungestüm zu küssen und zu umarmen. Er ließ es geschehen und freute sich mit ihr.
    Der Lord stand dabei und konnte jetzt auch wieder lächeln. Am Ende klopfte ihm der König wieder einmal kräftig auf die Schulter und sagte: "Nicht wie der Vater, so der Sohn, sondern in diesem Fall: So die Tochter! Aber Ihr habt Recht, Mylord, sie hat sich sehr zum Positiven verändert - in einem Maße, wie ich es niemals auch nur zu erträumen gewagt hätte. Dies alles Dank Euch. Sie wird die schlimmen Erlebnisse vergessen und eines Tages sicher den Prinzen ihres Herzens finden. Ich jedenfalls werde sie nicht mehr dazu drängen müssen." Er hielt einen Moment lang inne und fügte dann hinzu: "Wisst Ihr, Lord, die Heirat wäre sowieso nur eine Art Notlösung gewesen. Ich wusste einfach nicht mehr, wie ich Carlas Herr werden sollte. Sie machte mir soviel Kummer, dass ich mich zu dieser Heirat entschloss - in der Hoffnung, ihr künftiger Ehemann würde es eher schaffen, endlich eine würdige Prinzessin aus ihr zu machen. Doch nun, wo dies nicht mehr nötig ist..."
    Er lachte. Es klang irgendwie... befreit.
    Der Lord indessen dachte an seine Königin: Sie würde mit dem Ergebnis seiner Mission höchst zufrieden sein und mit seinem Vorschlag, Jeannet auf die Atlantikroute zu schicken, mit Sicherheit ohne große Überredungskünste einverstanden sein.
    Nur gut, dass König Philipp II. nichts davon ahnte. Mit der Freundschaft wäre es jedenfalls sehr schnell vorbei gewesen...
    *
    SECHSTES BUCH:
    Treffen im Nebel
    Wie im Flug waren die Tage und Wochen auf New Antikythera vergangen. Jeannet ließ die WITCH BURNING wieder auslaufen. Sie kreuzte etwas in den Gewässern westlich von Irland

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