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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Spanien noch nicht zurückgekehrt. Ihr wisst, dass es immer zu unvorhergesehenen Verzögerungen kommen kann, wenn man außer Landes geht... Er hat mich gebeten, Euch für diesen Fall etwas auszurichten."
    "Was?", hakte Jeannet nach.
    "Wartet hier auf ihn."
    "woher weiß ich, dass er Euch wirklich aufgetragen hat, mir das zu sagen?", fragte Jeannet skeptisch.
    "Ich soll Euch an eine Unterredung erinnern, die zwischen Euch stattgefunden hat. Die Spitze eines Dolchs am Hals Lord Coopers spielte dabei angeblich eine Rolle..." George Woodrow zuckte die Achseln.
    "Keine Ahnung, was Euer adliger Freund damit gemeint hat. Und um ehrlich zu sein, ich möchte es auch gar nicht wissen."
    "Ich danke Euch für Eure Auskünfte", sagte Jeannet an den Wirt gerichtet.
    Ben Rider trat etwas näher an die junge Frau heran und raunte ihr zu:
    "Vielleicht erklärst du mir eines Tages mal etwas genauer, was das zu bedeuten hatte!"
    Jeannet gab darauf keine Antwort.
    Ihre Gedanken waren ganz woanders.
    Grenzenlose Enttäuschung hatte sich in ihr breit gemacht. Wie sehr hatte sie erhofft, in Kürze schon den Mann, den sie so über alle Maßen liebte, wieder in die Arme schließen zu können, seinen Körper dicht an den ihren geschmiegt zu fühlen und den Herzschlag eines geliebten Menschen pochen zu hören. All die Erinnerungen keimten wieder in ihr auf. Erinnerungen an ihr erstes, stürmisches Zusammentreffen und an diesen magischen Moment, in dem sie das Gefühl gehabt hatte, von einem Blitz getroffen worden zu sein.
    Sie sah ihn vor ihrem inneren Auge: Sein Gesicht, die ruhigen Augen, die sie sie mit einer feurigen Mischung aus Liebe und purem Verlangen ansahen, sein Lächeln, das sie so verzaubert hatte...
    "Ich danke Euch", sagte Jeannet schließlich an den Wirt gewandt. "Wir werden warten, bis Lord Cooper zurückkehrt."
    "Wenn das der Fall ist, werde ich darüber umgehend informiert", erklärte Woodrow.
    *
    Tagelang wartete Jeannet vergeblich auf die Rückkehr Lord Coopers. Sicher war er in wichtiger diplomatischer Mission für seine Königin unterwegs.
    Was zählte da schon der Kontakt zu einer eher unwichtigen Verbündeten, bei der es sich letztlich doch nur um ein dahergelaufenes Straßenmädchen handelte, das zur Piratenanführerin aufgestiegen war!
    Jeannets Ungeduld stieg bis ins Unerträgliche.
    Schon argwöhnte sie, dass die angebliche Spanienreise, auf der sich Lord Cooper befand, möglicherweise nichts weiter als ein Vorwand war. Ein Vorwand, um nicht mit einer gewissen Jeannet Witch
    zusammengtreffen zu müssen. Wäre es nicht logisch gewesen, dass Sir Donald Cooper sich von einer Frau wie Jeannet distanzierte?
    Gewiss, ihre erste Begegnung war von der überwältigenden Wucht eines Orkans gewesen.
    Aber in der Zwischenzeit hatte Sir Donald gewiss zu Genüge darüber nachdenken können. Und das vermutlich mit ausreichend abgekühltem Gemüt, um die Sache in einem klareren Licht zu sehen.
    Nenn es doch beim Namen!, ging es Jeannet durch den Kopf. Eine wie du ist vollkommen unwürdig für einen Mann in Lord Coopers Stellung. Selbst als Mätresse wärst du nicht akzeptabel für ihn!
    Andererseits hatte Jeannet immer ihrem Instinkt und ihren Gefühlen trauen können. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sie sich dermaßen in Sir Donald und dessen Gefühlen getäuscht haben sollte. Es war mitten in der Nacht, als klappernder Hufschlag durch die engen Gassen hallte. Jeannet hatte schlecht geschlafen, seit sie in dem Gasthaus
    "The Drunken Horse" einquartiert waren. Das war weder Schuld des Wirtes noch lag es an dem Zimmer, in dem sie nächtigte.
    Es waren die Gedanken, die sie einfach nicht zur Ruhe kommen ließen. Der Hufschlag hatte sofort ihre Aufmerksamkeit erregt. Es war weit nach Mitternacht. Wer ritt um diese Zeit noch durch die Straßen?
    Der unbekannte Reiter zügelte sein Pferd vor dem Gasthaus. Er stieg ab. Jeannet stand auf, ging im Nachthemd ans Fenster. Nebel waberte durch die Gassen. Das fahle Licht eines verwaschenen Mondes durch das Fenster herein. Der Reiter hatte sein Pferd an der Querstange vor dem Gasthaus festgemacht und ging jetzt zur Tür. Von seinem Gesicht konnte Jeannet nichts sehn. Es lag im Schatten. Aber die Bewegungen kamen ihr vertraut vor. Auch die mächtigen Schultern, der kräftige Körperbau und die Art, wie er den Degen an der Seite trug, sprachen für niemand anderen als Sir Donald Cooper.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
    Sie musste unwillkürlich schlucken.
    Er ist es!,

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