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Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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vernebelte gänzlich ihre Sinne. Und seine Augen, so unmittelbar vor ihr... Seine Lippen...
    Sie genoss seine Nähe. Ein wohliges, kribbelndes Gefühl machte sich in ihrer Bauchgegend bemerkbar und erfüllte wenig später ihren gesamten Körper. Eine geradezu magische Anziehungskraft. Ihre Hand glitt hinauf, berührte seinen Unterarm.
    Sie sahen sich an und schwiegen dabei.
    Er beugte sich etwas vor, berührte mit seinen Lippen ganz sanft die ihrigen, bis diese sich bereitwillig öffneten. Es war ein Kuss, der zunächst tastend und vorsichtig war, dann aber heftiger und fordernder wurde. Ihre Zungen trafen sich, rangen miteinander wie zwei Ringkämpfer, aber es war kein Kampf, sondern vielmehr eine heftige Liebkosung. Es ließ ihr Blut schier zum Kochen bringen.
    Jeannet spürte etwas in ihrer Brust, was sie in dieser Intensivität noch nie zuvor in ihrem Leben gefühlt hatte. Lord Cooper nahm sie in den Arm. Sie zog ihn zu sich heran und zitterte dabei wie Espenlaub. Denn er fühlte genauso wie sie. Wann jemals war er einer solchen Frau begegnet?
    Mein Gott!, schrie es in Jeannets Gedanken. Die Mutter hatte ihr immer wieder erzählt, für jeden Menschen auf Erden würde es den passenden Partner geben. Wie zwei Hälften, die erst zusammen eben das Ganze bildeten. Die Schwierigkeit läge nur darin, jene andere Hälfte zu finden - und auch ja nicht den Augenblick zu verpassen, in dem man dieser verwandten Seele begegnete. Dabei hatte sie immer mit einem sehr zärtlichen Blick ihren Mann angesehen.
    Heute erst, in diesem Augenblick, begriff Jeannet endlich, was die Mutter damals immer damit gemeint hatte.
    Sie klammerte sich an den Lord wie eine Ertrinkende. Aber auch er umklammerte sie, als wollte er sie niemals wieder loslassen.
    "Herr im Himmel", flüsterte er an ihrem Ohr. "Was hast du mit mir gemacht? Was ist das?"
    Er versuchte, sich von Jeannet zu lösen, aber dazu fehlte ihm einfach die Kraft. Dieser starke, kampferprobte, bislang als unbesiegbar geltende Mann war so überwältigt von Jeannet, wie er es niemals für möglich gehalten hätte. Und er hatte keine Chance gehabt, sich dem rechtzeitig zu entziehen. Es sei denn, Jeannet hätte diese unbeschreiblichen Gefühle nicht in gleichem Maße erwidert.
    Ihre Lippen fanden sich erneut zum Kuss. Es war, als wären sie beide dem Verdursten nahe.
    Er spürte den federnden Druck ihrer festen Brüste, und das brachte ihn schier um den Verstand.
    Sie spürte die Härte seiner Lenden und unterdrückte einen gellenden Schrei, den die aufschießende Lust ihr über die Lippen scheuchen wollte. Sie verloren den Halt und polterten zu Boden wie zwei Kämpfende. Dort wälzten sie hin und her wie zwei sich balgende Kinder. Er spürte ihre Bereitschaft und wünschte sich, es wäre kein Stoff zwischen ihnen. Aber dann hätte er sich von ihr lösen müssen, damit sie sich beide ihrer Kleidung entledigten. Es war ihnen unmöglich. Sie konnten nicht voneinander ablassen.
    So ging minutenlang das wilde Spiel, bis es sanfter wurde, zärtlicher. Sie liebkosten sich gegenseitig, schauten sich verliebt und sehr, sehr tief in die Augen, fanden ganz allmählich wieder in die Wirklichkeit zurück. Und plötzlich, für den Lord völlig unerwartet, warf Jeannet sich auf ihn. Gleichzeitig spürte er etwas Kaltes an seiner Kehle. Es fühlte sich stumpf an. Also handelte es sich nicht um ein Messer. Aus den Augenwinkeln sah er, daß dieses sowieso immer noch im Boden steckte.
    "Es ist eine Pistole!" zischte sie. "Sie ist geladen."
    "Du willst mich... umbringen?"
    "Ja!"
    "Aber wieso?"
    "Weil ich nicht mehr denken kann, seit ich dich kenne. Du machst mich überaus schwach und angreifbar. Es tötet mich. Also muss ich vorher dich töten."
    "Und dann wird alles besser?"
    "Ja!"
    "Was glaubst du, was es ist, das deine linke Brustseite berührt? Fühlst du es? Fühlst du den harten Gegenstand? Erinnert er nicht verblüffend an die Pistole in deiner eigenen Hand?"
    Sie blickte hinab.
    "Du hast eine Pistole auf mein Herz gerichtet?"
    "Das wundert dich?"
    "Nein, eigentlich nicht. Wir beide sind aus demselben Holz geschnitzt."
    "Und wir lieben uns mit der vollen Inbrunst unserer Herzen."
    "Aber es ist aussichtslos, Mylord!"
    "Warum meinst du das?"
    "Weil du mich töten willst - und ich dich. Was ist das für ein Liebespaar, das sich gegenseitig dermaßen nach dem Leben trachtet?"
    "Unglücklich?"
    "Was könnte es Schöneres geben, als zu lieben und geliebt zu werden?"
    "Wenn es der Falsche ist..."
    "Dabei

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