Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
Lebensgefahr. Sie werden Euch töten!"
"Und dann wird ihr Schiff untergehen müssen. Es wäre nichts für sie gewonnen. Warum also sollten sie das tun?"
"Mylord, lasst doch wenigstens ihren Kapitän als Pfand da für Euch!"
"Nein! Auch das wäre unsinnig. Wieso sollte ich unterwegs auf so reizende Gesellschaft verzichten? Ich meine, ich tue ihr ja nichts. Also wird sie auch nicht ihr Messer gegen mich wetzen müssen. Genauso wenig wie umgekehrt."
Damit war das letzte Wort gesprochen.
Kaum saßen sie im Boot, als sie sich auch schon gemeinsam in die Riemen legten. Jeannet ließ es sich natürlich nicht nehmen, sich nach Kräften zu beteiligen. Sie war schließlich keine der Hofdamen. Kopfschüttelnd sah ihnen der Erste Offizier nach.
Allmählich wurde ihm bewusst, dass er sich ziemlich daneben benommen hatte. Er, als oberster militärischer Führer eines solchen Ausnahmeschiffes, direkt nach dem Lord, hatte die Fassung verloren. In diesem Augenblick nahm er sich fest vor, dafür bei der Rückkehr des Lords um Bestrafung zu bitten. Falls es für den Lord überhaupt eine Rückkehr geben würde, denn Kane war nach wie vor sehr skeptisch. Obwohl ihm klar war, dass er bei weitem nicht alles wusste. Vor allem hatte er überhaupt keine Ahnung, welcher Art die Verhandlungen gewesen waren, die sein Lord hinter verschlossener Tür mit dem weiblichen Kapitän des Piratenschiffes geführt hatte. Er hatte nur erfahren, dass die spanische Prinzessin auf die Galeone gebracht werden würde, damit der Fregatte freier Abzug gewährt werden konnte... Dass er nicht mehr wusste, war auch gut so, wie nicht nur Jeannet fand, sondern auch Lord Donald Cooper, was er unterwegs ihr gegenüber augenzwinkernd versicherte, als sie sich gemeinsam über die Bedenken des Ersten Offiziers amüsierten.
Doch auch die Piraten waren äußerst verwundert über die neue Sachlage. Sie konnten sich beim besten Willen nicht vorstellen, wieso sich die Dinge so entwickelt hatten, wie sie sich gegenwärtig ihnen präsentierten.
Jeder, der nicht unmittelbar etwas zu tun hatte, drängte sich an der Reling und konnte es kaum erwarten, bis Jeannet und Lord Cooper endlich mit dem Boot anlangten.
Bevor dies geschah, erhob Jeannet ihre Stimme und rief ihren Leuten zu: "Dies ist Lord Donald Cooper, persönlicher Berater Ihrer Majestät, der Königin von England. Somit repräsentiert er hier und heute England. Wir haben verhandelt - und nun kommen wir gemeinsam an Bord, um das Ergebnis unserer Verhandlungen mitzuteilen."
Sie rief es übertrieben theatralisch, was nicht gerade dazu beitrug, ihre Leute zu beruhigen. Sie waren eher noch irritierter denn zuvor. Am liebsten hätten sie die Kanonen auf das Boot gerichtet und damit den Lord ins Jenseits gepustet. Aber damit hätten sie ihren eigenen Kapitän gefährdet. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass im gleichen Moment ungezählte Kanonenrohre auch auf ihr eigenes Schiff gerichtet waren. Eine einzige Salve konnte ihrer aller Ende bedeuten. Endlich war das Boot heran, und seine beiden Insassen wurden von helfenden Händen an Bord gehievt.
"Wo ist die spanische Prinzessin?", fauchte Jeannet ihren Ersten Offizier an.
Der konnte nicht den Blick von Lord Cooper lösen und murmelte nur:
"Ist bereits unterwegs, äh, Mylady. Ich konnte mir denken, dass der Lord mitkam, um sich von der Identität unserer Gefangenen zu überzeugen."
"Was starrt er mich so an?", beschwerte sich der Lord.
"Mit Verlaub, Mylord, aber ich erkenne Euch deutlich. Gewiss, Ihr seid es tatsächlich: Lord Donald Cooper, der persönliche Berater Ihrer Majestät."
" Einer ihrer persönlichen Berater", relativierte der Lord prompt. "Und auch Euch erkenne ich jetzt: Seid Ihr nicht Marschall Ben Rider?"
"Ihr könnt Euch tatsächlich an mich erinnern, Mylord?"
"Natürlich, denn Ihr habt mich damals sehr beeindruckt. Ich glaube, mich erinnern zu können, dass Euer Fürst Euch als seinen besten und tapfersten Soldaten lobte. Aber was macht Ihr denn hier an Bord eines Piratenschiffes, um alles in der Welt? Wieso seid Ihr nicht an der Seite Eures Fürsten?"
"Ich bin in Ungnade gefallen, müsst Ihr wissen, Mylord. Am Ende musste ich fliehen, um nicht den Kopf zu verlieren."
"Es tut mir leid, dass Euch das Schicksal so hart getroffen hat", sagte Lord Cooper.
"Was wollt Ihr von mir?", gellte eine helle Stimme auf, die sich vergeblich bemühte, die englischen Wörter einwandfrei über die Lippen zu bringen. Ihr spanischer Akzent hörte sich fast wie
Weitere Kostenlose Bücher