Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
bin ich fest überzeugt davon, du bist der Richtige, Mylord."
"Willst du denn dein Piratendasein aufgeben und mir zum Hofe Ihrer Majestät folgen?"
"Als Hofdame?"
"Ja!"
"Es würde mich zerstören. Du hast mich erlebt. Kannst du dir mich als Hofdame vorstellen, völlig aufgehend in der höfischen Verstellung? Ja, es würde alles zerstören, was meine Persönlichkeit ausmacht. Jeannet Witch würde aufhören zu existieren. Andererseits: Du bist ein Kämpfer, wie ich noch nie zuvor einen erlebt habe. Könntest du dir umgekehrt vorstellen, mich auf mein Schiff zu begleiten - für immer?"
"Nein! Ich bin Ihrer Majestät treu ergeben, bis in den Tod!"
"Siehst du, da haben wir das Dilemma: Wir stammen aus zwei völlig unterschiedlichen Welten. Wir sind uns körperlich so nah, dass es wehtut! Und dennoch sind wir weiter voneinander entfernt als jemals zuvor zwei Liebende."
"Und deshalb wirst du mich töten?"
"Ja!"
"Falsch! Wolltest du das tatsächlich, hättest du dich nicht mit so langen Vorreden aufgehalten. Du hättest es längst getan!"
"Und du?"
"Ich tötete dich nur, wenn du abdrückst. Glaube mir, dieser Sekundenbruchteil bis zu meinem Ableben würde mir genügen, dir ebenfalls eine Kugel ins Herz zu jagen."
"Du hast gar keine Angst vor dem Tod?"
"Wie sollte ich, habe ich ihn doch schon so oft vor Augen gehabt..." Sie nahm die Pistole von seiner Kehle und richtete sich auf. Jeannet steckte die Waffe zurück an ihren Ort.
"Willkommen in der Wirklichkeit, Mylord!", sagte sie.
"Ungern, äußerst ungern, meine Liebe!"
Auch der Lord steckte seine Pistole weg. Er schüttelte den Kopf und stand auf.
"Ich liebe Euch wie noch nie zuvor eine Frau. Wir sind füreinander geschaffen."
"Nein, Mylord, das Schicksal spielt uns beiden einen besonders makaberen Streich: Es führte uns zusammen, damit wir erkennen, wie sehr wir uns lieben - und gleichzeitig hat es dafür gesorgt, daß unsere Liebe weder Hoffnung zuläßt, noch jemals Erfüllung finden wird." Traurig senkte er den Blick.
"Ihr hättet mich besser getötet mit Eurer Waffe."
"Dann wäre ich jetzt ebenfalls tot."
"Das ist nicht gewiß."
"Ihr habt es mir angedroht."
"Mag sein." Er wandte sich ab, damit sie nicht in seiner Miene lesen konnte. Schließlich fuhr er in verändertem Tonfall fort: "Ich habe einen klaren Auftrag."
"Einen Auftrag?"
Er wandte sich ihr wieder zu.
"IHR seid dieser Auftrag, meine Liebe. Ich soll das Piratenschiff stellen, das Ihrer Majestät so große Sorgen bereitet. Aber ich soll es nicht versenken, sondern die Besatzung dazu bringen, künftig nur noch im Sinne Ihrer Majestät zu handeln."
"Nur noch Schiffe der Spanier angreifen? All diese Greueltaten ungesühnt lassen oder sie sogar unterstützen, um nicht zu sagen, sie fördern?", rief sie ungläubig.
"Habt Ihr je die Taten jenes schrecklichen Lords gesühnt, der Eure Leute umbringen ließ, weil er sie für Hexen und Satansdiener hielt?" Jetzt schlug sie ihrerseits die Augen nieder.
"Nein. Ich weiß noch nicht einmal mehr, wo es geschah. Ich war danach jahrelang wie von Sinnen. Als ich wieder daraus erwachte, um mein Leben endlich in die eigenen Hände zu nehmen, wusste ich nicht mehr zu sagen, wo ich hätte suchen müssen. Es trieb mich auch weg von der Insel, hinaus auf hohe See."
"So wurdet Ihr, was Ihr heute seid..."
"Ja, so ist es! Und dieser Schurke lebt immer noch, wie ich vermute." Sie lächelte warm. "Aber Ihr habt damit nichts zu tun, Mylord."
"Befreit Eure Gedanken von der Vergangenheit,. Das seid Ihr auch Euren Männern schuldig. Überlegt Euch meinen Vorschlag."
"Ja", flüsterte sie. Ein wahres Gedanken-und Gefühlschaos herrschte in ihr.
"Ich liebe Euch, Jeannet", sagte Lord Cooper.
"Ich dich auch!", flüsterte sie.
Sie schauten sich tief in die Augen, aber dann rissen sie sich los davon. Jeannet sagte: "Ich habe die Prinzessin an Bord. Ich schlage vor, sie euch zu übergeben, Mylord."
"Wie hast du dir das vorgestellt?"
"Ich werde sie an Bord der erbeuteten Galeone bringen lassen, weithin sichtbar festgebunden. Meine Kanonen werde ich auf sie richten, während wir uns zurückziehen. Sobald ihr uns folgt, muss sie sterben."
"Ja, das könnte gelingen. Es würde allen das Leben retten. Aber was dann?"
"Es wird sich ansonsten nichts ändern. Es tut mir leid."
"Kein Bündnis?"
"Nein!"
Sie verschränkte die Arme unter der Brust.
"Seid keine Närrin! Eure Leute folgen Euch aus einem einzigen Grund: Weil Ihr offenbar in der Lage seid, ihre Gier nach
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