Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
verdächtigt werden, mit allen für jene höchst unerfreulichen Kosequenzen bis hin vielleicht zum Tode?"
"Wie bitte?" Jetzt machte sie große, runde Augen. Ihre wieder zu Fäusten geballten zierlichen Hände verkrampften sich vor ihrer bebenden Brust. "Das - das habe ich ja gar nicht bedacht!", fügte sie hinzu. "Aber warum lange darüber nachdenken! Meine Güte, Ihr redet ja schon so wie einer dieser frommen Jesuiten, die am Hof meiner Eltern ein-und ausgehen. Oder wie dieser ikonenanbetetende,
fellmützentragende Kerl, der angeblich ein mächtiger Fürst ist und dem mein Vater mich zur Frau geben wollte!"
Die Prinzessin schüttelte.
Allein der Gedanke daran schien ihr Ekel zu verursachen.
"Ihr interessiert Euch vornehmlich für Euch selbst, nicht wahr?"
"Madre de Dios!", seufzte sie und bestätigte dann: "Sí, es verdad! Aber ich sehe darin keine Sünde."
"So habt ihr sicher auch nicht darüber nachgedacht, mit welchem Risiko Eure Befreiung erfolgte!", fügte Lord Cooper ungerührt hinzu. Aber die Reaktion der Prinzessin auf seine Worte zeigte ihm dennoch: Also bist du in der Tat nicht so naiv, wie du manchmal tust, Prinzessin. Du bist nur überaus leichtsinnig, auch im Umgang mit dem Leben anderer. Schließlich bist du eine Prinzessin und keine Bauerstochter.
"Mit Verlaub, Mylord!", meldete sich Naismith vorsichtig zu Wort. Lord Cooper drehte sich herum.
"Ja, Naismith, ich weiß, wir sollten schleunigst an Bord der SWORD
FISH gehen.
"Aye, Sir!"
"Wir haben einen weiten Weg vor uns bis nach London. Zumal wir die schwere Galeone im Schlepptau haben."
"Ganz so schwer scheint sie nicht mehr zu sein, nachdem die Piraten sich fleißig an der Ladung gütlich getan haben", meinte der Zweite ein wenig zu anzüglich.
Das bekam ihm nicht, denn sogleich wurde er von der Prinzessin angegiftet: "Diese Piraten haben nicht nur mein Leben gerettet. Sie haben mich aus der Gefangenschaft der übelsten Freibeuter befreit, die es überhaupt gibt. Niemand an Bord des Schiffes, mit dem ich in die Neue Welt wollte, hat überlebt, außer mir. Und die Ladung hier an Bord, von der noch der größte Teil übrig ist, gehört Spanien, denn sie wurde von dem Schiff gestohlen, auf dem ich mich befand. Die ersten Piraten haben es auf Grund gesetzt, ehe sie flohen."
"Oh, ich bitte untertänigst um Vergebung, gnädigste Prinzessin, aber Ihr habt natürlich völlig Recht. Es war mein Fehler: Selbstverständlich gehört die Ladung Spanien und damit Euch. Ich wollte nur meinem Bedauern Ausdruck verleihen, dass sie leider nicht vollständig gerettet werden konnte, weil die Piraten..."
"Ich gönne sie denen. Wie Ihr schon bemerkt habt: Die Ladung gehört rechtmäßig Spanien und somit mir. Also kann ich auch darüber entscheiden, wer einen Teil davon behalten darf oder nicht. Ist das nicht das Mindeste, was ich diesen Piraten für meine Rettung schulde?"
"Prinzessin Carla von Spanien hat nicht Unrecht, mein Lieber!", belehrte jetzt auch der Lord seinen hohen Offizier.
Diesem schmeckte das ganz und gar nicht, aber er beherrschte sich und wandte sich nach einer erneuten Entschuldigung und einer ehrerbietigen Verbeugung gegenüber der Prinzessin ab.
Der Prinzessin gefiel diese Reaktion ganz und gar nicht. Sie war es nicht gewohnt, dass sich jemand abwandte, ohne vorher von ihr die ausdrückliche Erlaunis erhalten zu haben.
"No lo credo!", murmelte sie. "Ich glaube es einfach nicht."
"Der Zweite hat noch viel zu tun", beeilte sich der Lord zu versichern, ehe sich die Prinzessin darüber aufregen konnte. "Und seid Ihr selber nicht ein lebendes Vorbild dafür, dass es nicht immer ganz streng nach Etikette ablaufen muss?"
Sie ließ ein glockenhelles Lachen hören, das wohl das Herz eines jeden Manens berührt hätte. Nur das Herz des Lords konnte es nicht erreichen, denn dieses war eingepackt in so viel Schmerz, dass er sich im Stillen fragte, wieso er dies alles überhaupt noch aushaltenh konnte. Er hatte ungezählte Kämpfe hinter sich bringen müssen. Kein Wunder, dass man ihn als den Unbesiegbaren bezeichnete. Nichts und niemand konnte ihn schrecken. All diese Verletzungen, die er im Kampf hatte erleiden müssen, die Schmerzen... Sie waren nichts im Vergleich zu dem, was nun in seiner Brust tobte.
Ich habe mich schon oft gefragt, wie es wohl sein wird, wenn ich die Frau meiner Träume endlich finde. Ich habe viele Frauen gekannt, aber sie war niemals dabei, nicht ein einziges Mal. Also versteckte ich mich lieber hinter meinem Degen
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