Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
untergehakt, aber am liebsten wäre sie wohl auf Deck herum gehüpft wie ein übermütiger Teenager.
Der Lord konnt das durchaus nachvollziehen, aber die Prinzessin war nun einmal kein üblicher Teenager. Selbst wenn sie "nur" die Tochter eines Grafen gewesen wäre, hätte sie sich das nicht leisten können. Gottlob bemerkte es niemand, denn die Matrosen taten alle sehr beschäftigt. Anscheinend wussten sie nicht so recht, wie sie sich ansonsten gegenüber einer echten Prinzessin aus Spanien verhalten sollten. Wenn sie vollauf beschäftigt taten, erübrigte sich das von selbst. Und dann erreichten die drei ihr Ziel. Der Erste öffnete die Kabinentür.
"Wenn ich bitten darf?"
Prinzessin Carla riss ich los und eilte hinein.
"He, da ist ja ein Teil meiner Sachen. Wie habt Ihr das so schnell geschafft, sie hierher zu bringen?"
"Nun, mit Verlaub", meinte der Erste ein wenig verlegen, "aber Ihr habt Euch gemeinsam mit Mylord ein wenig... nun, wie soll ich sagen..."
"Wir haben uns Zeit gelassen, ja, das stimmt!", half ihm der Lord lächelnd.
Insgeheim dachte er: Aber nicht wegen den Sachen der Prinzessin, damit man die vorher her schaffen konnte, sondern weil ich an Jeannet denken musste.
Sein Lächeln gefror.
Der Erste fasste das falsch auf: Er meinte wohl, etwas verkehrt gemacht zu haben und erschrak sichtlich.
"Die Prinzessin dankt Euch von Herzen - und ich schließe mich dem selbstverständlich und in aller Form an", beeilte sich der Lord deshalb zu versichern. Er wandte sich an Carla: "Darf ich Euch jetzt allein lassen?"
"Erlaubt Euch mal!", drohte sie und hob auch noch tadelnd den Zeigefinger.
Der Lord musste unwillkürlich lachen.
"Es tut mir unendlich leid, aber ich muss ein Schiff befehligen und kann mich leider nicht ausschließlich um Euch kümmern, so gern ich das auch tun möchte."
"Und wenn ich Euch darum bitte? Ich kenne doch sonst niemanden an Bord."
"Aber mich kennt Ihr doch auch erst seit..."
"Keine Ausrede, Mylord - und auch die Sache mit dem Schiff leiten und so lasse ich nicht gelten. Ich kenne nun Euren Ersten Offizier und weiß, dass das Schiff bei ihm in den besten Händen ist." Der Zitierte erlaubte sich jetzt auch ein Lächeln und verbeugte sich schon wieder.
"Oh, vielen Dank, Eure Majestät."
"Wieso sagen alle Majestät zu mir? Ich bin nicht die Königin von Spanien und werde dies auch niemals sein, weil ich nicht die Älteste bin. Ich bin nur eine der Prinzessinnen."
"Nein, mit Verlaub, nicht irgendeine, sondern eine ganz besondere Prinzessin!", entschärfte der Lord galant die Situation. Sie blinzelte irritiert und schaute ihn viel zu intensiv an. Der Lord bemerkte es nicht, weil er mal wieder an seine Geliebte denken musste.
"War das Euer Ernst?"
"Was meint Ihr?"
"Das 'eine ganz besondere Prinzessin'?"
"Ja, aber natürlich, Majestät."
"Aus Eurem Munde..." Sie brach ab.
Der Lord nutzte die Gelegenheit, seinem Ersten zuzuwinken. "Also gut, ich bleibe noch bei Ihrer Majestät. Kümmert Ihr Euch um alles andere."
Beinahe hätte der Erste wohl ausgerufen: "Nichts lieber als das!", aber er verkniff es sich selbstverständlich, salutierte vorschriftsmäßig und trat ab.
Der Lord wandte sich wieder der Prinzessin zu.
Sie bedachte ihn mit einem sehr seltsamen Blick und wirkte überhaupt nicht mehr fröhlich.
"Wisst Ihr, Mylord, es ist eigentlich jammerschade, dass Ihr nicht in meinem Alter seid", murmelte sie.
"Wie bitte?" Er vermutete, sie hätte nur einen Scherz machen wollen.
"Ach, vergesst es gleich wieder!"
"Nein, ich fasse es als besonderes Kompliment auf, Majestät."
"Bitte nicht mehr Majestät sagen."
"Wie Ihr beliebt, Prinzessin Carla von Spanien."
"Ja, meinetwegen Prinzessin oder Mylady, aber dieses Majestät macht mich irgendwie unnötig älter."
"Ach ja? Na, dann treffen wir uns doch sozsuagen auf halber Strecke: Wenn Ihr älter wirkt und ich jünger..." Ja, er hatte einfach nur auf einen Scherz eingehen wollen und konnte nicht ahnen, dass die Prinzessin es absolut nicht scherzhaft gemeint hatte.
Du lieber Gott im Himmel, habe ich mich in den Lord verliebt oder was?, dachte sie verwirrt.
Die Männer in ihrem Alter waren ihr normalerweise zu jung und ältere Männer hatten sie bislang nicht interessiert. Kein Wunder, sie hasste alles Höfische, obwohl sie als Prinzessin geboren und aufgewachsen war. Doch der Lord war so völlig anders als alle Männer, die sie jemals gekannt hatte, ob vom Hofe oder nicht... Davon war sie fest überzeugt. Sie ahnte
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