Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
und meiner wichtigen Rolle im Auftrag der Krone, um letztlich wieder allein zu bleiben. Jetzt habe ich diese Frau endlich gefunden, zu einem Zeitpunkt und in einer Situation allerdings, wie sie ungünstiger gar nicht denkbar wäre. Und es ist ausgerechnet eine Frau, wie sie schlechter gar nicht zu mir passen könnte!
Er lauschte seinen eigenen Gedanken nach und erkannte den ungeheuerlichen Widerspruch: Wenn sie doch nicht die Richtige war, weil sie einfach nicht zu dem passen wollte, was er an seinem Leben schätzte... Wieso empfand er dann soviel für sie? Das war keine gewöhnliche Liebe. Sonst hätte er nicht das Gefühl, es zerreiße schier sein Inneres.
Wieder und wieder stiegen die Erinnerungen an ihre außerordentlich intensive Begegnung in der Kapitänskajüte in ihm aus. Es war ales so gegenwärtig und erschien so unwirklich. Es war, als ob er aus einem Traum erwacht war. Einem Traum, von dem er zeiteweilig geglaubt hatte, er ei die Wirklichkeit...
Aber das, was er mit Jeannet erlebt hatte, war wirklich geschehen. Und doch erscjien es ihm in der Rückschau geradezu unglaublich. Er schaute wieder in die Richtung, in der das Piratenschiff verschwunden war und spürte das Brennen in seiner Seele. Unwillkürlich verkrallte sich seine Rechte im Stoff vor seiner Brust. Er presste sie fest dagegen, aber dadurch wurde es nicht besser, sondern verschlimmerte sich sogar noch: Jetzt hatte er das Gefühl, als würde sich ein eiserner Reifen um seiner Brust befinden, den jemand mit sadistischer Freude immer enger drehte, nur um ihn noch mehr zu peinigen.
Endlich wurde ihm bewusst, dass die Prinzessin hartnäckig an seinem Ärmel zupfte.
"Seid nicht ungehobelt und begleitet mich von Bord, wie es einem Gentleman gegenüber einer Prinzessin gebührt!" Es klang zu schelmisch, als dass der Lord hätte annehmen können, die Erziehung am Hofe des Königs von Spanien hätte bei der Prinzessin doch endlich Wirkung gezeitigt.
Sie lächelte spitzbübisch und somit in keiner Weise, wie es einer Prinzessin gebührte. Aber das machte sie ihm nicht gerade unsympathischer. Ganz im Gegenteil. Jetzt musste er selber lächeln und vergaß dabei fast sogar den grausamen Schmerz, den jeder Gedanke an seine geliebte Jeannet in ihm erzeugte.
Nun, wenigstens wird die Prinzessin mich unterwegs auf andere Gedanken bringen!, redete er sich ein, krampfhaft daran fest haltend, dass er darüber vielleicht sogar Jeannet vergessen könnte, wenn auch nur vorübergehend.
Doch das hielt noch keine Minute an. Während er am Arm die Prinzessin über Deck führte, wie es sich gehörte, waren seine Gedanken schon wieder bei Jeannet. Er malte sich bereits aus, dass sie sich in London trafen. Nicht sehr bald zwar, wie er befürchtete, aber es war ein Ziel. Ja, sie würden sich wiedersehen. Sie wusste, wie sie ihn erreichen konnte und es gab nichts, auf das er sich in seinem Leben mehr gefreut hatte. Selbst sein kometengleicher Aufstieg bis in die höchsten Kreise am Hofe der Königin von England hatte eine solche Freude nicht in ihm hervorrufen können.
Jetzt weiß ich auch, wieso ich diesen grausamen Schmerz überhaupt ertrage, geliebte Jeannet, dachte er: Eben weil ich gleichzeitig mich auf unser Wiedersehen freue! Aber ist das überhaupt richtig?
Er schüttelte den Kopf über seine eigenen Gedanken. Als würde das für ihn überhaupt auch nur die geringste Rolle spielen im Zusammenhang mit der Geliebten: Richtig oder falsch!
Ein letzter Blick zurück zum Horizont, wie zum Abschied, bevor er mit der Prinzessin von Spanien endlich übersetzte. Mit Enterhaken hatten seine Leute beide Schiff so nah zusammen gebracht, dass es letztlich nur noch ein kleiner Schritt war.
"Willkommen an Bord, Prinzessin Carla von Spanien!" Lord Donald Cooper deutete gekonnt eine höfische Verbeugung an. Sein Lehrer in höfischer Verstellung wäre sehr stolz auf ihn gewesen, hätte er sie sehen können.
"Alle Achtung, Mylord, das war vorbildlich. Vielleicht kann ich ja Ihre Majestät, die Königin von England, dazu überreden, dass Ihr mich unterrichtet?"
Er richtete sich ein wenig zu schnell auf.
"Wollt Ihr denn länger in London bleiben, Prinzessin?"
"Sagen wir es einmal so, Mylord: Ich habe fest vor, um Asyl zu bitten, wenn Ihr wisst, was ich meine."
Oh doch und ob ich weiß, was Ihr meint , dachte der Lord. Aber ich bin auch der Meinung, dass daraus wohl nichts wird. Ihr wisst nichts von dem Deal zwsichen dem Königshaus und den Piraten. Ihr habt es völlig anders
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